Das Haus 49 im Nordbahnhofviertel hat mit Korina Smrcek seit einigen Monaten eine neue Leiterin.
S-Nord - Im Hof des Haus 49 geht es rege zu. Auf der einen Seite tummeln sich Kinder mit ihren Fahrrädern, um den Lenker grade zu biegen oder Löcher in den Reifen zu flicken. Auf der anderen Seite wird Ball gespielt, Kinder schreien wild durcheinander. Dazwischen steht Korina Smrcek und strahlt. Sie ist in ihrem Element, auch wenn für sie der Tag im Moment eindeutig zu wenig Stunden hat.
Seit gut vier Monaten hat sie die Teamleitung der Einrichtung im Nordbahnhofviertel übernommen. „Ich muss aufpassen, dass ich nicht permanent im Überstundenmodus bin“, sagt sie. Nicht, weil es von ihr verlangt würde, sondern, weil sie ihre Arbeit mit so viel Enthusiasmus macht. Ihre Tür stehe immer offen. Und wenn nicht, dann scheut sich keiner zu klopfen und nach einem neuen Ball zu fragen. Smrcek gibt zu, dass sie sich ganz gerne ablenken lässt. „Das muss ich noch lernen“, sagt sie, „dass man Ruhe braucht, um sich um Organisatorisches zu kümmern.“ Die Büroarbeit, die Akquise von Fördermitteln, das Entwickeln von Strategien, all das gehört auch zu ihrem Job. Das allein aber sei ihr nicht genug. Sie will den direkten Kontakt mit den Kindern und Jugendlichen trotz ihrer leitenden Funktion nicht aufgeben: „Nur organisatorisch zu arbeiten wäre nichts für mich.“ Wahrscheinlich ist ihr auch deshalb der Start in der neuen Einrichtung so gut gelungen. In den ersten Wochen war ihr Büro von Kindern und Jugendlichen ständig besucht.
Die Kultur ist kein Thema
Korina Smrcek tritt ein großes Erbe an. Seit Jahren wurde die Einrichtung von Gökay Sofuoglu geleitet. „Er ist das Gesicht des Hauses“, sagt Smrcek. Im Nordbahnhofviertel, mit seinem hohen Migrantenanteil, waren die türkischen Wurzeln Sofuoglus sicherlich ein „Türöffner“ wie Smrcek sagt. Eigentlich sei die Kultur aber kein Thema. „Interkulturelles Arbeiten ist für uns ein alter Hut. Wenn es diesbezüglich Probleme gibt, dann nur sprachliche“, sagt sie. Sie selbst ist als Tochter kroatischer Eltern in Sindelfingen aufgewachsen. „Viele der Jugendlichen sind ganz erstaunt, wenn sie erfahren, dass ich auch einen Migrationshintergrund habe“, sagt sie. „Ich versuche ihnen beizubringen, das als Ressource und nicht als Nachteil anzusehen.“
Sofuoglu hat sich aber nicht ganz vom Haus verabschiedet. Lediglich die Aufgaben haben sich verschoben. Er kümmert sich jetzt verstärkt um die Basisarbeit, seine Schwerpunkte sind die Erwachsenenarbeit und Integration, während zu Smrceks Aufgaben vor allem der Ausbau der mobilen Jugendarbeit gehört. Damit führt sie fort, was sie zuvor elf Jahre lang in Zuffenhausen getan hat.
Treffs für Männer und für Frauen
Das Haus 49 ist eine feste Größe im Nordbahnhofviertel und Anlaufstelle nicht nur für Kinder und Jugendliche, sondern genauso für deren Eltern. So gibt es Treffs für Männer als auch für Frauen. „Wenn sich die Frauen ohne ihre Männer hier treffen, kommt ganz viel auf den Tisch“, sagt Smrzec. „Da ergeben sich viele Arbeitsaufträge.“ Beim jährlichen Sommerfest, das am Samstag stattgefunden hat, packten alle mit an. „Auch wenn die Kulturen sonst keine engeren Beziehungen unterhalten, ist das gemeinsame ehrenamtliche Engagement sehr hoch“, sagt Smrcek. Die Vernetzungsfunktion des Haus 49 für den Stadtteil sei eine der wichtigsten Aufgaben. Am Wochenende werden Räume an Vereine aus dem Norden vermietet, dort singt dann ein deutsch-arabischer Chor, auch ein italienischer Frauentreff ist regelmäßig anwesend.
In Zukunft werden auf Korina Smrcek und ihr Haus neue Aufgaben zu kommen. Zum einen, weil sich der Stuttgarter Norden verändern wird und zum anderen durch Umstrukturierungen im Schulsystem. Dadurch werden sich auch die Lern- und Bildungsangebote im Haus verändern. „Wenn die Ganztagsschule kommt, muss man sich fragen, wie unsere Arbeit dann aussehen wird. Möchten die Kinder nach der Schule noch hierher kommen?“, fragt sie. Die Kooperationen, die es jetzt schon mit den Fünft- bis Neuntklässlern von der Rosensteinschule gibt, werden dann möglicherweise ausgebaut.