Lange wurde hinter den Kulissen gerungen. Nun haben die Gesellschafter Berlin und Brandenburg ihren Kandidaten gegen den Bund durchgesetzt. Der Neue hatte eigentlich erst einen anderen Job angetreten.
Schönefeld - Karsten Mühlenfeld wird neuer Chef des krisengeplagten Hauptstadtflughafens. Der frühere Rolls-Royce-Manager wurde am Freitag „mit großer Mehrheit“ vom Flughafen-Aufsichtsrat gewählt, wie Vize-Aufsichtsratschef Rainer Bretschneider sagte. Der 51-Jährige soll das milliardenschwere Großprojekt zu Ende führen, damit es im zweiten Halbjahr 2017 in Betrieb gehen kann. „Es ist für mich sehr schön zu zeigen, welche Fähigkeiten in mir stecken, hier diesen komplexen Betrieb rechtzeitig ans Netz zu bringen“, sagte Mühlenfeld. Er soll den scheidenden Flughafenchef Hartmut Mehdorn sobald wie möglich ablösen. Einen genauen Termin gibt es noch nicht. Mehdorn will den Chefposten spätestens am 30. Juni aufgeben. „Herr Mühlenfeld ist ein Manager mit sehr großer Erfahrung im Projektmanagement, in der Steuerung von großen Projekten“, hob Bretschneider hervor.
Der Bund habe den Personalvorschlag Mühlenfeld, der von den beiden anderen Gesellschafter Brandenburg und Berlin kam, nicht unterstützt, sagte Bretschneider. Details zu dem Abstimmungsergebnis im Aufsichtsrat wollte er aber nicht nennen. Schon vor der Aufsichtsratssitzung waren sich der Bund und die beiden Länder nicht über die Personalie einig geworden. Mühlenfeld hatte erst Anfang des Monats eine neue Stelle als Entwicklungschef für Zentral- und Osteuropa beim Zughersteller Bombardier angetreten. Früher war er in der Entwicklungsabteilung des Triebwerksherstellers Rolls-Royce in Brandenburg tätig.
Mühlenfeld ist ein Kind der Region
Zu seiner Motivation, die neue Aufgabe zu übernehmen, sagte Mühlenfeld: „Ich komme aus der Region, ich kenne mich in Brandenburg und Berlin bestens aus. Für mich ist es eine große Herausforderung, diesen Flughafen fertigstellen zu dürfen.“ Der neue Chef wird die schwierige Aufgabe haben, den neuen Airport nach jahrelanger Verspätung bis Ende 2017 endlich fertigzustellen. Planungsfehler und Baumängel haben das Projekt schon mehr als drei Jahre in Verzug gebracht. Bisher platzten vier Eröffnungstermine. Ursprünglich sollte der Flughafen Berlin Brandenburg im Oktober 2011 an den Start gehen. Zudem explodierten die Kosten auf mindestens 5,4 Milliarden Euro. Mehdorn und der BER-Aufsichtsrat hatten Mitte Dezember das zweite Halbjahr 2017 als Zeitraum für die schon mehrfach verschobene Inbetriebnahme des Airports genannt. Kurz darauf kündigte Mehdorn wegen Querelen mit dem Aufsichtsrat seinen Rücktritt an.
Berlins Regierender Bürgermeister Michael Müller (SPD) hält eine Eröffnung 2017 für „durchaus realistisch“. Hingegen kritisierte unter anderem der Verkehrsexperte der Grünen-Bundestagsfraktion, Stephan Kühn, der neue Hauptstadtflughafen sei zudem schon jetzt zu klein, um die zu erwartenden Passagierzahlen bei der Eröffnung bewältigen zu können.