Der kleine Zeiger schwebt ein: Seit Montag ist die Turmuhr am Hauptbahnhof wieder komplett. Foto: Milankovic

Nach einem kleineren Brand und der Reparatur in einem Fachbetrieb sind die Zeiger der Turmuhr am Stuttgarter Hauptbahnhof wieder montiert. Eine Arbeit, die nur etwas für Schwindelfreie ist.

Mal eben die Uhr neu stellen ist gar nicht so einfach, wenn der Minutenzeiger mehr als zwei Meter lang ist und das Uhrwerk mehr als 40 Meter hoch über der Straße tickt – für Uwe und Marvin Eisenhart ist das aber Routine. Vater und Sohn arbeiten Hand in Hand, wo andere sich mit Grausen wenden: Die beiden hantieren von einem Steiger aus und bringen die Zeiger der Turmuhr am Stuttgarter Hauptbahnhof wieder an Ort und Stelle an. Zuvor haben die beiden die bei einem Brand in Mitleidenschaft gezogenen Zeiger in ihrem Fachbetrieb in Möglingen (Kreis Ludwigsburg) auf Vordermann gebracht.

Ziffernblatt ist geöffnet

Ehe der Balanceakt in luftiger Höhe beginnt, ist aber erst mal Muskelkraft gefragt. Dafür stehen die beiden auf noch vergleichsweise sicherem Terrain. Ein Zwölftel des Ziffernblatts ist demontiert, aus dem Turm heraus kann an der Uhr gearbeitet werden. Wie auf einer Art sehr schmalen Balkon stehend können die beiden Uhrmacher von der Rückseite aus das ebenfalls überholte Uhrwerk montieren. Durch das geöffnete Ziffernblatt gibt es eine tolle Aussicht über die Stadt – oder wahlweise den schwindelerregenden Blick in die Tiefe.

Weder für das Eine noch für das Andere haben Vater und Sohn Eisenhart einen Blick. Kaum ist das Uhrwerk in Position, machen sie sich auf zum langen Abstieg auf der nicht enden wollenden Wendeltreppe des Bonatzbaus. Minuten später schweben sie wieder himmelwärts: ein mobiler Kran macht’s möglich. Im Gepäck haben sie den kleineren der beiden Zeiger.

Der und sein größeres Pendant mussten demontiert und repariert werden, nachdem im November vergangenen Jahres die Turmuhr kokelte. Vor allem die Verkabelung und die weißen Plexiglasteile an den Zeigern haben das nicht vertragen. Die Neonröhren im Inneren der Zeiger sind keine Stangenware. Nur noch wenige Fachbetriebe können sie anfertigen. Auf Dauer dürfte eine Ersatzlösung fällig werden – bei der aber der Denkmalschutz ein Wort mitzureden hat.

Noch ist es nicht so weit. Die runderneuerten Zeiger hängen keine zwei Stunden nachdem die Arbeiten begonnen haben, wieder an ihrem angestammten Platz. Und zeigen bis auf weiteres den Stuttgarterinnen und Stuttgartern sowie den Gästen der Stadt, was die Uhr geschlagen hat.