Interimslösung am Hauptbahnhof. Foto: Lichtgut/Julian Rettig

Das Gebäude des Hauptbahnhofs wird in den nächsten Jahren komplett umgebaut. Während dieser Zeit bietet die Bahn ihren Kunden in einem neuen Komplex Serviceleistungen an.

Stuttgart - Reisende können am Stuttgarter Hauptbahnhof eine neue Einrichtung in Anspruch nehmen: An diesem Samstag gibt die Deutsche Bahn das 600 Quadratmeter große Gebäude namens „Service“ für den Publikumsverkehr frei. Unmittelbar neben dem Kopfende von Gleis 1 befinden sich in diesem Komplex ein beheizter Wartebereich, drei Shops zur Reiseversorgung, ein EC-Automat, eine DB-Informationsstation und ein VVS-Fahrkartenverkaufsschalter. Die ebenfalls vorgesehene Toilettenanlage wird nach Angaben der Bahn im Anschluss an das Cannstatter Volksfest den Kunden ab 14. Oktober zur Verfügung stehen. So lange bleibt die bisherige WC-Anlage im Bonatzbau in Betrieb.

Als einen „weiteren Meilenstein auf dem Weg in die Moderne“ bezeichnete Michael Groh, Leiter des Regionalbereichs Südwest der DB Station & Service AG, die Eröffnung des Kundenzentrums. Vorangegangen war im Juni die Inbetriebnahme des Ersatzstandorts „Reisen“ im Innenhof der Landesbank. Hier sind auf 2000 Quadratmetern der Fahrkartenverkauf (DB-Regio-Regional- und Fernverkehr, Abellio und Go-Ahead), die DB-Lounge, Servicestellen für Autovermietung, Reisebüro und Bank sowie die Fundstelle untergebracht. Ende Oktober beginnen die Montagearbeiten für die neue Wartehalle auf dem Kurt-Georg-Kiesinger-Platz, ab Anfang des nächsten Jahres soll diese genutzt werden können. „Mit den drei Bereichen Reisen, Service und Warten stehen den Kunden die wichtigsten Serviceangebote im Stuttgarter Hauptbahnhof auch während der Sanierungszeit des historischen Bonatzbaus zur Verfügung“, erläuterte Groh das Konzept. Alle drei Teilkomplexe liegen in unmittelbarer Entfernung zueinander und zudem nahe zum Gleisbereich.

Lange Übergangszeit

Einerseits sind die neuen Serviceeinrichtungen eine Übergangslösung bis zur Inbetriebnahme des unterirdischen Schienenverkehrs am Hauptbahnhof im Zuge von Stuttgart 21, andererseits werden sie „hier das Gesamtbild für die nächsten Jahre prägen“, sagte Groh. Nach der Ausgliederung aller Kundenservicebereiche wird der Bonatzbau ab Frühjahr 2020 vollständig entkernt und für die Rohbauarbeiten vorbereitet. Insgesamt investiert die Bahn hier rund 250 Millionen Euro.

In die öffentliche Kritik geraten war der Bauherr dafür, dass sämtliche Verkaufsflächen im Bonatzbau schon Mitte August geschlossen wurden, obwohl die eigentlichen Bauarbeiten erst ein halbes Jahr später beginnen werden. „Es liefen im Hintergrund bereits jede Menge Tätigkeiten im technischen Bereich“, rechtfertigte Groh am Freitag vor Pressevertretern den Zeitpunkt der Schließung der Ladengeschäfte in der großen Bahnhofshalle.

Auch während der Umgestaltung des Bonatzbaus zur künftigen Empfangshalle soll gewährleistet bleiben, dass Bahnreisende die beiden bisherigen Wege zu den Gleisen nutzen können. Außerdem soll es einen Zugang über den Kiesinger-Platz und an den neuen Service-Gebäuden vorbei zu den 16 Gleisen geben. Zur besseren Orientierung ist am Boden ein farbiges Leitsystem angebracht worden. Die blaue Linie führt die Kunden zum Bereich Reisen, die rote Linie zum Service und ab Anfang 2020 die grüne zur neuen Wartehalle. Überall ist jetzt ein barrierefreier Zugang gewährleistet. Außerdem will die Bahn sogenannte Baustellenbuddys einsetzen. Die mit roten Kapuzenpullovern und einer Aufschrift gekennzeichneten Helfer sollen Reisende bei Orientierungsproblemen unterstützen.