Comedian Michael Gaedt wird auch die fünfte Auflage der Lesung feindseliger Leserbriefe an Redaktionen von Tageszeitungen wieder moderieren Foto: Max Kovalenko

In den Wagenhallen am Nordbahnhof wird ein StN-Team am Samstagabend beim vierten Hate Slam irrwitzige und bösartige Leserpost vortragen. Der Eintritt kostet zehn Euro.

Stuttgart - Lügenpresse! Lügenpresse! Das hören wir Journalisten oft dieser Tage. Aber mal ganz ehrlich, liebe Schreihälse, mittlerweile ist das abgeschmackt. Auch das Wort Systempresse ist reichlich langweilig, außerdem schlecht geklaut von den Nazis. Doch glücklicherweise haben wir auch Kritiker, die einfallsreich beleidigen und schimpfen können. Genaue Einblicke können wir Ihnen leider nicht bieten, schließlich dürfen wir den Kollegen Almut Siefert und Simon Rilling nicht in den Rücken fallen.

Die beiden treten nämlich am Samstag um 20.30 Uhr in den Wagenhallen als Team der Stuttgarter Nachrichten zum 4. Hate Slam an. Und ihre Konkurrenten Kathrin Stärk und Anke Bauer vom Stadtmagazin „Lift“ und Katja Thorwarth und Stefan Krieger von der „Frankfurter Rundschau“ sollen ja nicht wissen, was für irrwitzige und bösartige Leserbriefe das StN-Team vortragen wird. Ohne zu viel versprechen zu wollen, aber da sind echte Kleinode des Hasses und der Häme dabei.

Griff in den Giftschrank

Das Prinzip des Hate Slam ist einfach. Die Journalisten greifen in den Giftschrank und holen all das raus, was man dort vergraben hatte, weil es zu abgedreht oder zu beleidigend war, um es abzudrucken. Die Briefe werden verlesen, am Ende kürt das Publikum den Sieger. Moderiert wird der Hate Slam von Comedian Michael Gaedt. Veranstaltet wird er vom ehemaligen StN-Redakteur Hilmar Pfister und von Edition Randgruppe.

Offenbar haben sie damit eine Marktlücke entdeckt. Von wegen, die Zeitung ist tot. Sie bewegt die Leute. Nicht nur dazu, ihren Gefühlen freien Lauf zu lassen. Sondern auch dazu, Schlange zu stehen. Bei den ersten Auflagen des Hate Slam war der Andrang groß, nicht jeder durfte hinein. Es heißt also zeitig da zu sein, Karten (10 Euro) gibt es nämlich nur an der Abendkasse. Einlass ist von 20 Uhr an.

Es lohnt sich, zuzuhören. Selbst in der Stadt der Bruddler kann man noch dazu lernen. „Grasdackel“ ist schon längst nicht mehr zeitgemäß. „Ein Opfer“ sei der Journalist, und sein „schwules Geschreibe“ sei ja kein Wunder, wenn man sein Foto sehe. Solche Schimpfereien erreichen einen mitunter, so richtig empört war neulich allerdings ein Herr, der zur Schlimmsten aller Beleidigungen in der Autostadt griff. Er wütete: „Sie Radfahrer!“

www.hate-slam.de