Heute ist vom Hasenbergturm nicht mehr viel übrig. Foto: Achim Zweygarth

Der Hasenbergturm war der erste Aussichtsturm in Stuttgart. Heute ist er jedoch nur noch eine Ruine.

Stuttgart/West - Wer nicht genau hinschaut, fährt an der Hasenbergsteige weiter in Richtung Birkenkopf und bemerkt ihn überhaupt nicht. Von der Straße aus führen einige Treppenstufen hinauf auf die Aussichtsplattform. Hier finden sich seine Überreste. Der Hasenbergturm war zu Beginn des vorigen Jahrhunderts ein Wahrzeichen der Stadt Stuttgart und ein beliebter Treffpunkt. Einst war er 36 Meter hoch. Nicht nur eine landschaftliche Zierde soll er gewesen sein, er bot auch einen grandiosen Ausblick über die Stadt bis zur Schwäbischen Alb.

Heute ist vom dem Turm auf dem gleichnamigen Berg, der den Stuttgarter Westen und den Süden trennt, nicht mehr viel übrig: Im Zweiten Weltkrieg sprengte die SS den Turm in die Luft. Sie hatte befürchtet, dass feindliche Bomber ihn als Orientierungspunkt nutzen. Übrig geblieben ist deshalb nur ein mehrere Meter hoher, gemauerter Stumpf, der die Inschrift „Erbaut vom Verschönerungsverein 1879“ trägt. Auch die Aussicht ist nicht mehr ganz so reizvoll, wie sie es damals wohl gewesen sein muss: „Heute ist alles zugebaut und versperrt die Sicht. Damals war der Turm weit abseits von dem besiedelten Stadtgebiet“, erklärt Helmut Reusch, Mitglied des Bezirksbeirats West.

Mitten im Wald

Um 1861, dem Gründungsjahr des Verschönerungsvereins, begann eine Kommission Vorstudien für die Schaffung von Grünanlagen anzufertigen. Der Hasenberg war dabei auch im Blick. Damals lag er noch mitten im Wald, die nächsten Häuser waren weit weg. Zwei Standorte fasste der Verein für den Bau eines Aussichtsturms in Stuttgart ins Auge: den Hasenberg und den Exerzierplatz nahe Degerloch. Die umfassendere Aussicht ins Tal und die leichtere Erreichbarkeit über die Hasenbergsteige gaben den Ausschlag für den Hasenberg.

Am 1. Juni 1870 fasste die Generalversammlung den Beschluss „zur Errichtung eines etwa 100 Fuß hohen Turmes hinter dem Jägerhaus“. Erst acht Jahre später allerdings einigten sich die Mitglieder des Vereinsgremiums auf den Entwurf von Professor August Beyer, dem späteren Erbauer des Ulmer Münsters. Am 56. Geburtstag von König Karl wurde der Grundstein gelegt, kaum ein halbes Jahr später, im August 1879, fand die Einweihungsfeier statt. Der erste Turm mit Aussichtsmöglichkeit auf Stuttgarter Markung war fertig.

„Der Turm und das Ausflugslokal Jägerhaus wurden schnell einer der beliebtesten Treffpunkt des einfachen Volkes“, weiß Reusch. „Es ist wirklich schade, dass er nicht wieder aufgebaut wurde.“ Nach der Aufschüttung des Birkenkopfes, dem Monte Scherbelino, war von dort die Aussicht über die Stadt schöner. „Ich vermute, der Hasenbergturm stand einfach nicht am richtigen Platz“, sagt Reusch. Heute sieht der Verschönerungsverein die Turmruine als „ein Mahnmal für Unverstand und Unvernunft in Kriegszeiten“ – und als eine Erinnerung an das alte Stuttgart.