Das Winnender Modell hat der Gemeinderat im Mai 2016 beschlossen. Foto: Pascal Thiel

Die Haselsteinschule arbeitet als erste nach dem neuem Winnender Modell. Danach kommen in der Betreuung am Nachmittag auch Sportverein und die Jugendmusikschule zum Einsatz.

Winnenden - Winnender Modell nennt die Stadt ihr neues Konzept für Ganztagesschulen, das bestimmte Standards garantiert. Danach soll nicht nur eine qualitativ hohe Betreuung geboten werden, sondern es sollen auch Angebote gemacht werden, zu denen am Nachmittag örtliche Vereine mit ins Boot geholt werden. Damit soll verhindert werden, dass der Ganztagesunterricht zu Lasten von musischen oder sportlichen Freizeitaktivitäten der Schülerinnen und Schüler stattfindet. Beschlossen wurde das vom Gemeinderat im Mai 2016. Die erste Schule, die dieses Winnender Modell nun umsetzt, ist die Haselsteinschule, die örtliche Förderschule.

Gemeinsam kochen, gemeinsam essen

In der leuchtend gelb-orange gestrichenen Schule wurde am Montag demonstriert, wie gut das Konzept bereits angelaufen ist. Der Rektor Uwe Berlin, seine Konrektorin Susanne Allerborn und Tanja Hanle, die Vorsitzende des Fördervereins der Schule, hatten sowohl die Stadtverwaltung als auch die Presse eingeladen, sich in der Mittagszeit ein Bild vor Ort zu machen. Treffpunkt war das Schul-Café Blu, wo die Gäste zum Empfang von Schülern mit Cappuccino, Espresso und selbst gebackenen Keksen bewirtet wurden.

Nach dem gemeinsamen Mittagessen herrschte in der Schulgemeinschaft eine heitere Ausgelassenheit. In der Aula spielten einige Schüler zusammen mit einem Betreuer, im ersten Stock hatten sich ein paar Grundschüler in einem Ruheraum ein bisschen aufs Ohr gelegt. Ein Zimmer weiter gibt es Brettspiele und jede Menge Spielzeug. „Das ist ein Spielzimmer wie im Kindergarten“, sagte Susanne Allerborn.

Gleich nebenan ist der Speisesaal mit offener Küche zu finden. „Schüler und Lehrer kochen zusammen“, sagte Uwe Berlin. Am Montag gab es Waffeln mit selbst gemachtem Apfelmus. „Das war etwas rosa wegen der verwendeten Apfelsorte“, erklärte Tanja Hanle. Und ganz wichtig: das Apfelmus wurde ohne jeglichen Zuckerzusatz gekocht. Trotzdem habe es den Kindern geschmeckt. „Wenn man selbst kocht, schmeckt es umso besser.“

Im Nachmittagsprogramm kommen Fachkräfte der Stadtjugendmusik- und Kunstschule sowie der Kindersportschule (KiSS) Winnenden zum Zug. „Da sind immer Lehrkräfte von uns mit dabei. Das geht sonst nicht. Auf der anderen Seite profitieren wir von deren Fachwissen “, so Uwe Berlin. Beim Sport komme es nicht auf Leistungen oder gar Rekordversuche an. „Da geht es darum, dass die Schüler Gelegenheit haben, nach dem Unterricht Bewegung zu bekommen“, sagte Susanne Allerborn. Die Haselsteinschule im Bildungszentrum II liegt in direkter Nachbarschaft zur KiSS, der Weg dorthin ist kurz. „Und die Kinder haben ihre Erfolgserlebnisse in der Bewegungslandschaft dort, wo es auf Geschicklichkeit ankommt.“

Nachmittagsangebot ist kostenfrei

Die Angebote der Kunst- und Musikschule sowie des KiSS werden von der Stadt finanziert, wie der Kultur- und Schulamtsleiter Andreas Hein erklärte. Bereits bei den Planungen des SV Winnenden für die KiSS habe die Stadtverwaltung darauf bestanden, dass Zeiten für Schulen bereit gestellt werden, sagte der Erste Bürgermeister Norbert Sailer. Das Nachmittagsangebot ist also für die Eltern der Kinder kostenlos.

Man darf gespannt sein, welche Schule als nächste das Winnender Modell annimmt. Gezwungen werde niemand dazu.