Von seiner Entscheidung hängt die Zukunft des Vereins ab: 1860 München-Investor Hasan Ismaik. Foto: dpa

Nächster Akt im Drama um den Abstieg von 1860 München: Investor Hasan Ismaik soll an eine bis Freitag ausstehende Bekennung zum Verein große Forderungen geknüpft haben.

München - Mit Hasan Ismaik weiter wie bisher - und möglicherweise sehenden Auges in die Fortsetzung der Chaosjahre. Oder ein Neustart ohne den Investor mit einer Besinnung auf das Herzstück der Löwen. Nach dem Relegations-Desaster mit dem Zweitliga-Abstieg tickt bei 1860 München die Uhr. Sie tickt immer lauter, sie tickt erst mal bis zum Freitagnachmittag, 15.30 Uhr. Dann erwartet der DFB Klarheit, um über die Drittliga-Zulassung der Sechziger entscheiden zu können.

Entweder es gibt elf Millionen Euro als Bekenntnis von Ismaik und zur Erfüllung der Lizenzauflagen - oder mangels Alternative den Gang in die vierte Liga. Allerdings, das verdeutlichte die Süddeutsche Zeitung mit Berufung auf eine interne Korrespondenz, baute der umstrittene Investor schon vor der Relegation eine beispiellose Drohkulisse auf. Demnach soll Ismaik unter anderem gefordert haben, dass der TSV München von 1860 e.V. Weisungsbefugnis und Veto-Recht gegenüber der KGaA abgebe, sprich: sich dem Geldgeber komplett ausliefere. Am Donnerstag bestätigte der Verein diesen Bericht inhaltlich.

Von Selbsterkenntnis bei Ismaik keine Spur

Ismaiks Vorstoß ist dreist - und widerspricht den Regularien im deutschen Profifußball. Sechzig will bzw. darf auch nicht nachgeben - und riskiert damit einen noch tieferen Fall. Ismaik habe „sein finanzielles Engagement zur Erfüllung der Lizenzbedingungen (...) an eine Reihe von Forderungen geknüpft, die der Verein aus rechtlichen und organisatorischen Gründen in der gewünschten Form nicht erfüllen kann“, hieß es in einer von den Vize-Präsidenten Heinz Schmidt und Hans Sitzberger unterzeichneten Erklärung. Entsprechende Stellungnahmen des Ligaverbandes stützten diese Einschätzung.

Zuvor hatte der 39 Jahre alte Jordanier die nach den Rücktritten von Präsident Peter Cassalette und Geschäftsführer Ian Ayre verbliebenen Verantwortlichen in gewohnter Form via Facebook attackiert. Ismaik prangerte „skrupellose Machtkämpfe und interne Querelen“ an, nur wenn diese beseitigt würden, habe der Klub „wieder eine Zukunft“. Es liege „vieles im Argen“. Von Selbsterkenntnis keine Spur, die Schuld wird anderen zugewiesen. Die Krux für 1860 ist auch, dass man sich selbst bei einer Insolvenz und dem Gang in die Regionalliga Bayern mit Ismaik verständigen muss, schließlich kann man ihm die Vereinsanteile nicht einfach entreißen.

Rückkehr ins Grünwalder Stadion?

Der Münchner Merkur schreibt, dass „die jüngste Eskalation den Wunsch verstärkt, das Bündnis des Schreckens nach sechs Jahren ein für allemal zu beenden“. Zudem wäre auch die von vielen Romantikern herbeigesehnte Rückkehr ins Grünwalder Stadion möglich. Die Stadt München hat diesbezüglich sogar positive Signale gesendet. Oberbürgermeister Dieter Reiter (59) will die Absicht, so sie sich konkretisiert, „gerne prüfen und soweit wie möglich auch unterstützen“. Einhergehen würden diese Pläne wohl mit einer Rückbesinnung auf die herausragende Nachwuchsarbeit der Löwen, U21-Coach Daniel Bierofka käme da gewiss eine zentrale Rolle zu.

Kult-Trainer Werner Lorant fände Gefallen daran: „Es müssen wieder mehr Deutsche ans Werk. Auch die Mannschaft muss wieder aus mehr einheimischen Spielern bestehen“, sagte er den Salzburger Nachrichten. Wie es denn nun tatsächlich weitergeht an der Grünwalder Straße? Christl Estermann, eine Institution als Wirtin des legendären Löwen-Stüberls, deutete nach dem Abstieg hinauf in den dritten Stock der Geschäftsstelle, dort wo über die Zukunft diskutiert, verhandelt, gestritten, gerätselt oder was auch immer wird. „Das werden die Leute, die da oben sitzen, am besten wissen“, sagte sie: „Oder vielleicht wissen sie es auch gar nicht...“