Uwe Burkert, Chefvolkswirt der LBBW, sieht die heimischen Unternehmen für den Brexit gewappnet. Foto: LBBW

Ein ungeregelter Brexit ist „wie eine heftige Erkältung“ für die Unternehmen. Sie geht vorüber, aber es dauert etwas länger, sagt Uwe Burkert, Chefvolkswirt der LBBW. Wir sprachen mit ihm über die Folgen der Ablehnung des Austrittsabkommens mit der EU im britischen Unterhaus.

Stuttgart - Mit der klaren Ablehnung im britischen Unterhaus ist die Wahrscheinlichkeit gestiegen, dass es am 29. März zu einem ungeordneten Brexit kommen wird. Die Unsicherheit für die Wirtschaft bleibt. Uwe Burkert, Chefvolkswirt der LBBW, sieht die baden-württembergischen Unternehmen gewappnet.

Welche Folgen hat die klare Ablehnung des Austrittsvertrags, den Premierministerin Theresa May ausgehandelt hat, für die heimische Wirtschaft?

Die meisten Unternehmen haben sich in den vergangenen Monaten darauf vorbereitet, dass es einen harten Brexit geben kann. Natürlich wäre jeder noch mögliche Kompromiss aus Unternehmenssicht positiv zu werten. Doch sie kommen auch so klar. Ein harter Brexit ist wie eine heftige Erkältung. Es dauert länger, bis sie überwunden ist, aber sie wirft die Unternehmen nicht dramatisch zurück.

Was raten Sie den Unternehmen nun?

Wir haben den Unternehmen früh empfohlen, mehr Lager aufzubauen und sich um ihre Mitarbeiter zu kümmern, die aus anderen EU-Ländern kommen und in Großbritannien arbeiten. Das gilt auch weiterhin. Viele Unternehmen haben bereits entsprechende Vorkehrungen in die Wege geleitet.

Sehen Sie noch eine Chance für einen geregelten Brexit?

Ich bin Optimist. Bis Großbritannien sich nicht endgültig für einem harten Brexit entschieden hat, hoffe ich immer noch, dass es eine Fristverlängerung für das Abkommen gibt, oder dass doch noch ein Brief bei der EU eingeht, in dem vom Austritt zurückgetreten wird. Wichtig ist jetzt, dass die Briten sich in mehrheitsfähiger Weise äußern, was sie wirklich wollen.

Muss die EU in weiteren Gesprächen nicht hart bleiben, weil sonst Nachahmer drohen?

Die Gefahr ist da, dass andere Mitgliedsstaaten, vor allem das ein oder andere Nicht-Euroland, auf eine Sonderbehandlung pochen. Eine Lösung könnte sein, dass die EU für eine gewisse Übergangszeit harte rechtliche Konsequenzen zieht.