Prinz Harry und Meghan Markle heiraten am 19. Mai auf Schloss Windsor. Foto: PA Wire

Die Hochzeit von Prinz Harry und Meghan Markle wird das Event des Jahres in Großbritannien. Dutzende Touristen reisen jetzt schon nach Windsor. Doch es gibt auch negative Vorkommnisse: Die künftige Braut ist rassistischen Anfeindungen ausgesetzt.

Windsor - Dass Touristen durch ihren Ort schlendern, sind die Bewohner des kleinen Städtchens Windsor westlich von London gewöhnt. In diesen Tagen sind es aber mehr als sonst: Ganze Schulklassen aus Frankreich ziehen schnatternd und fotografierend durch die Straßen, US-Touristen lassen sich vor sämtlichen Kulissen ablichten – vor „Lillibet’s Café“, vor dem Eingang des Theaters und sogar vor einer Dampflok, die einst den Hofzug des britischen Königshauses zog. Und natürlich vor dem Schloss. Dort wird Prinz Harry in vier Wochen seine Meghan heiraten. Die Touristen wollen jetzt schon royale Luft schnuppern.

Hotelbesitzer und Souvenirhändler freuen sich über das Interesse an der Hochzeit. „Vor allem die Amerikaner reißen uns das aus den Händen. Die kaufen immer viel, aber jetzt noch mehr als zuvor“, sagt Jon Aujla, Geschäftsführer einer der vielen Andenkenläden in Windsor. Die Hotels in der Stadt sind jetzt schon gut ausgelastet und um den Hochzeitstermin herum sogar längst ausgebucht. Dabei werden Touristen, die am Tag der Hochzeit anreisen, kaum eine Chance haben, die Trauung hautnah mitzuerleben. Sie findet hinter hohen Mauern auf dem Gelände von Schloss Windsor statt.

Meghan hat afroamerikanische Wurzeln

Der Ausschluss der Öffentlichkeit von der Märchenhochzeit hat einen guten Grund. Manche Briten stören sich daran, dass die künftige Frau von Prinz Harry mütterlicherseits afroamerikanische Wurzeln hat. Die 36-Jährige wurde sogar wiederholt bedroht. Zwar bezeichnet Schauspielerin Meghan Markle sich selbst als „starke und selbstbewusste Frau gemischter Herkunft“, aber die Anfeindungen dürften auch an ihren Nerven zehren.

Ein Tiefpunkt war ein Rassismus-Skandal in der rechtspopulistischen Ukip-Partei. Er kostete Parteichef Henry Bolton sogar das Amt. Was war passiert? Die etwa 30 Jahre jüngere Freundin des Politikers hatte zugegeben, Nachrichten an einen Freund geschickt zu haben, in denen sie sich sehr abwertend über Meghan und alle Menschen schwarzer Hautfarbe äußerte.

Sie warnte sogar davor, dass die US-Amerikanerin den Weg für einen dunkelhäutigen König in Großbritannien ebne. Dabei ist Harrys Vater, Prinz Charles, der Thronfolger. Danach kommen Harrys Bruder Prinz William und dessen Kinder. Die Chance, dass ein Nachfahre des 33-jährigen Prinzen und Meghan auf den Thron kommt, ist also äußerst gering.

Boltons Partnerin, die sich in sozialen Medien als Model und Schauspielerin bezeichnet, entschuldigte sich für ihre „schockierende Ausdrucksweise“. Zugleich behauptete sie, ihre Zitate seien aus dem Zusammenhang gerissen worden. Unter Druck trennte sich Familienvater Bolton. Seinen Partei-Posten verlor er trotzdem.

Ein mysteriöses Päckchen war an das Paar adressiert

Meghan ist schon mehrfach in Großbritannien das Ziel von Anfeindungen geworden. Harry sah sich gezwungen, seine Freundin in einem öffentlichen Appell vor weiteren „Beschimpfungen und Schikanen“ zu beschützen. Der Royal beklagte „Sexismus und Rassismus von Trollen in sozialen Netzwerken“ und einen rassistischen Unterton in Teilen der britischen Presse. Er sorge sich um Meghans Sicherheit, teilte Harry mit. Eine Grenze sei klar überschritten worden. Sein Machtwort brachte ihm viel Lob ein – genützt hat es aber nur bedingt. Richtig bedrohlich wurde es, als ein mysteriöses Päckchen an den St.-James’-Palast in London geschickt wurde. Dort befinden sich Appartements und Büros der Royals. Das Päckchen enthielt „bösartige Kommunikation“ und eine Substanz, die sich zwar später als harmlos herausstellte, aber offenbar Angst vor einem Attentat einflößen sollte. Eine Anti-Terror-Einheit der Polizei ermittelt wegen eines rassistischen Hassverbrechens. Dem Londoner „Evening Standard“ zufolge war das Päckchen an Prinz Harry und Meghan adressiert.

Dass Meghan von Teilen der Öffentlichkeit angefeindet wird, ist eigentlich heftig genug. Unsensibel zeigte sich unlängst aber auch der erweiterte Familienkreis der Royals. So trug Prinzessin Michael of Kent – sie führt den Vornamen ihres Mannes im Titel – zum Weihnachtslunch im Buckingham-Palast eine Brosche mit einem „Blackamoor“ auf ihrer Jacke. Solche afrikanischen Figuren stellen oft Diener aus der Sklaven- und Kolonialzeit dar. Die Adelige ist mit einem Cousin der Queen verheiratet und wegen ihrer forschen Art nicht gerade beliebt. „Die Brosche war ein Geschenk und war schon zuvor einige Male getragen worden“, sagte ein Sprecher der 73-Jährigen. Sie sei sehr betrübt, dass das Schmuckstück Ärger verursacht habe.

Zur Hochzeit sind keine Politiker eingeladen

Für die Direktorin des digitalen Archivs zu gemischten Kulturen in Großbritannien, Chamion Caballero, zeigt die royale Hochzeit zwar eine steigende Toleranz im Land. Aber: Dass sich grundlegend dadurch etwas ändert, daran glaubt sie nicht. „Wahrscheinlich wäre mehr Rassismus in den öffentlichen Diskussionen erkennbar, wenn Meghan noch dunklere Haut hätte“, sagt Caballero. Forschungen würden belegen: je dunkler die Haut, umso stärker die Diskriminierung. Meghans Vater ist hellhäutig.

Das Thema Rassismus beschäftigt Harrys Zukünftige seit Langem. So habe ihr Großvater erzählt, wie er in einem Schnellrestaurant in den USA einst in einem gesonderten Bereich sein Essen bestellen und es im Auto verzehren musste. „Diese Geschichte verfolgt mich immer noch“, schrieb die Schauspielerin in der Zeitschrift „Elle“. Gequält habe sie außerdem, dass ihre Mutter Doria rassistisch beschimpft wurde, als sie mit dem Auto nicht schnell genug aus einem Parkplatz kam.

Neben anreisenden Touristen werden übrigens auch sämtliche Politiker der Welt nicht bei der Trauung am 19. Mai dabei sein dürfen. Auch kein Mitglied der britischen Regierung wird sich unter den 600 Gästen finden. Das haben Prinz Harry und Meghan so entschieden. Die Polizei ist wegen der Hochzeit in erhöhter Alarmbereitschaft. Denn nach der Trauung will sich das Paar doch noch außerhalb der schützenden Schlossmauern zeigen. Es plant eine Kutschfahrt durch Windsor.