Jetzt geht Harry online. Dafür hat Autorin J.K. Rowling jahrelang an einem Konzept getüftelt.

London - Der allerletzte Harry-Potter-Film kommt in wenigen Wochen ins Kino. Eine Fortsetzung der Bücher wird Autorin Joanne K. Rowling nicht schreiben, das ist schon lange klar. Ist es also bald endgültig vorbei mit dem Hype um den weltberühmten Zauberschüler? Doch Harry Potter setzt sich nicht zur Ruhe - er geht online. Schon wird versucht, um die neue Internetplattform „Pottermore“ genauso viel werbewirksames Geheimnis zu machen wie einst um die Bücher und Filme. Rowling selber hat aufgepasst, dass inhaltlich alles in ihrem Sinne abläuft. „Ich denke, dies ist ein fantastischer Weg, die Bücher ins digitale Zeitalter zu bringen“, sagte die Autorin bei der Vorstellung von „Pottermore“ am Donnerstag in London.

"Pottermore" soll nicht zum Zocken, sondern zum Lesen animieren

Sie habe viele Jahre nachgedacht, wie Potter am besten in die digitale Welt zu heben sei. Einfache Spielerei wollte sie nicht. Stattdessen sollte der Internetauftritt von Harry die Nutzer zum Lesen animieren. Bis heute gibt es die sieben Potter-Bände nicht als elektronische Bücher zu kaufen. Auch das hat Rowling jetzt geregelt. Sie werden von Herbst an über die Seite vertrieben. Ab sofort können sich Nutzer kostenlos registrieren. Komplett freigeschaltet wird die Seite aber erst im Oktober. Zunächst soll es sie auf Englisch, Deutsch, Italienisch, Französisch und Spanisch geben. Später sollen Japanisch und andere Sprachen dazukommen.

Erst einmal dreht sich alles nur um den ersten Band „Harry Potter und der Stein der Weisen“. Über die Jahre sollen alle anderen Bücher integriert werden. Dabei nutzt „Pottermore“ Elemente von Internetnetzwerken wie Facebook sowie von Computerspielen, lässt Kommentare zu Texten zu und ermöglicht jedem Nutzer, Ideen und Bilder hochzuladen. Über das eigene Profil kann man Zaubertränke mixen oder sich mit anderen virtuellen Zauberschülern in Abenteuer stürzen. Vor allem aber soll gelesen werden. Rowling hat ihre alten Kisten durchwühlt und neue Stücke geschrieben. Es werde Unmengen von bislang nicht bekanntem Material geben, kündigte sie an. So erfährt man zum Beispiel von einer tragischen Liebesgeschichte, die Harrys Lehrerin Minerva McGonagall in ihrer Jugend erlebte. „Ich werde Informationen teilen, die ich jahrelang zurückgehalten habe“, kündigte Rowling an. Auch kann man sich Harrys Zimmer bei seinen Stiefeltern genau anschauen, in Zaubergeschäften virtuell einkaufen gehen, und bekommt seinen eigenen Platz im Zauberinternat Hogwarts.

Rowling selbst profitiert von "Pottermore"

Von „Pottermore“ profitieren aber nicht nur die Marketing-Maschine um Harry und die Fans, die nicht genug von der Zauberwelt bekommen können, sondern auch Rowling selber. Für sie sei die Plattform ein Weg, Harry weiter in ihrem Leben zu halten. „Es stimmt tatsächlich, dass ich nur einmal in meinem Leben so viel geweint habe wie damals, als ich mit dem Schreiben über Harry aufgehört habe - das war, als meine Mutter starb. Ich habe nie so sehr einem Mann hinterhergeweint wie Harry Potter.“