Die Werkstätten haben nach dem Abgasskandal den geballten Frust der Kunden abbekommen. Foto: dpa

Die Bundesregierung sollte ihre Blockade bei der Hardware-Nachrüstung von Dieselautos aufgeben, meint Harry Pretzlaff.

Stuttgart - Die Autohersteller bezeichnen die Händler gerne als ihre Vertriebspartner. Schon seit jeher ist dies eine recht schwierige Partnerschaft, weil die Macht sehr ungleich verteilt ist: Hier die Konzerne, dort die kleinen und mittelständischen Betriebe des Kraftfahrzeuggewerbes. Durch den Abgasskandal und die Dieselkrise hat die Partnerschaft noch einmal gelitten, weil die Autohäuser und Werkstätten den geballten Frust verärgerter Kunden abbekamen und für Fehler und Versäumnisse büßen mussten, an denen sie keine Schuld hatten.

Autobauer beschränken sich auf Software-Updates

Keine Spur von Partnerschaft zeigt sich bei der Frage der Hardware-Nachrüstung von Abgassystemen. Hier sind beide Seiten auf einem klaren Konfrontationskurs. Während die Autobauer sich auf Software-Updates beschränken, weil diese schneller umzusetzen und billiger sind, verlangt das Gewerbe schon seit einem Jahr die Nachrüstung mit Katalysatoren – mit denen der Ausstoß von Schadstoffen deutlich stärker gesenkt und Fahrverbote womöglich vermieden werden könnten.

Die Autohersteller haben in dieser Kontroverse nicht immer glücklich agiert. So hat etwa Daimler-Chef Dieter Zetsche einen Sturm der Entrüstung bei den Händlern und Werkstätten ausgelöst, als er vor einiger Zeit die Frage aufwarf, ob das Kraftfahrzeuggewerbe mit seiner Mannschaft solche schwierigen Umbauten überhaupt bewerkstelligen könnte.

Spezialisten trauen sich die Nachrüstung zu

Während die Manager der Autoriesen mit ihren Heerscharen von Ingenieuren immer wieder auf die Probleme einer Hardware-Nachrüstung hinweisen, trauen sich indes eine ganze Reihe kleiner Spezialisten zu, diese Aufgabe recht schnell zu schultern. Und bei einem Pilotversuch des ADAC haben erste Entwürfe überraschend gut abgeschnitten. Bisher konnten diese Unternehmen jedoch nicht loslegen, weil die Autobauer die bessere Lobby in Berlin haben, die Bundesregierung sich der Verweigerungshaltung der Hersteller anschloss und es deshalb bis jetzt keine rechtliche Regelungen dafür gibt.

Bis zum Monatsende will Bundeskanzlerin Merkel nun Klarheit schaffen, ob die Regierung nach langer Tatenlosigkeit hier aktiv wird. Eine Kurskorrektur ist überfällig. Vielleicht ist die Nachrüstung nicht für alle Dieselmotoren möglich und vielleicht sind auch nicht alle Angebote der ganz große Wurf. Doch lieber ein Teilerfolg als gar nichts. Es wäre einen Versuch wert.