Eckt mit seinen Aussagen gerne einmal an: Entertainer Harald Schmidt. Foto: dpa/Bernd Weißbrod

Der Entertainer Harald Schmidt kann an der WM in Katar nichts Schlechtes finden. Den Kritikern fehle die globale Perspektive: Deutschland und Europa seien nicht der Nabel der Welt. Ernst oder Ironie?

Der Entertainer Harald Schmidt hat die umstrittene Fußball-Weltmeisterschaft in Katar mit Begeisterung verfolgt. „Ich habe fast alle Spiele gesehen. Und das Endspiel: toll! Super Spannung!“, sagte Harald Schmidt (65). „Im Finale hat man zu jeder Sekunde gespürt: Die Franzosen und die Argentinier meinen es ernst. Ernster als in jedem Theater. Als man die Argentinier vor dem Spielbeginn die Nationalhymne singen hörte, wünschte man sich auch bei uns eine Inflation von 80 Prozent.“

Ernst oder Ironie? Bei Harald Schmidt sind die Grenzen da häufig fließend. Schmidt stellt jedenfalls im Gespräch klar: Die Kritik am Fifa-Turnier im Wüstenstaat Katar, in dem Frauen nicht die gleichen Rechte wie Männer haben und Homosexualität unter Strafe steht, hat das Fußballvergnügen des ehemaligen Late-Night-Talkers kaum getrübt. „Der ganze Politikzirkus drum herum war mir von Anfang an egal. Auch außerhalb von Deutschland hat das niemanden interessiert“, so Schmidt.

Schmidt: WM war beispielhaft organisiert

In der Debatte um die One-Love-Binde, mit der während der WM für sexuelle Diversität geworben werden sollte, sieht er einen Beleg für den Eurozentrismus der Deutschen: „Es ist ein Irrglaube, dass die Welt von uns belehrt werden möchte.“ Die Weltmeisterschaft habe vielmehr gezeigt, „wohin die Reise geht: Europa, schön und gut, aber in der Fifa hat jeder Mitgliedsverband eine Stimme, ob aus Afrika, Asien oder Lateinamerika. Und die erste WM in einem arabischen Land war bestens organisiert: Toller Nahverkehr, kein Alkohol, keine Hooligans, hundertprozentige Sicherheit. Da können sich andere ein Beispiel nehmen.“

Auch die Debatte um die Austragungszeit im Dezember sei geführt worden, als wäre Deutschland der Nabel der Welt: „Argentinien, Brasilien, Marokko, Katar: In diesen Ländern sehe ich keine Spur von Winter.“

Der Entertainer Harald Schmidt stichelt also mal wieder – und die Wahrheit liegt vermutlich wie immer in der Mitte: Während die Diskussion über die Austragungszeit tatsächlich ausgeblendet hat, welche Jahreszeiten und Wetterverhältnisse in anderen Teilen der Welt herrschen, war es zweifellos richtig, sich als Mannschaft zur sexuellen Diversität zu positionieren. Da geht es nicht darum, andere Länder und Kulturen zu belehren, sondern Stellung zu beziehen zu Menschenrechten, für die ein globaler Anspruch gelten darf.