Ab Mitte Juni vermittelt Krassnitzer in der ARD-Serie „Paul Kemp – Alles kein Problem“ als Mediator zwischen renitenten Jugendlichen und zerstrittenen Familienmitgliedern. Foto: ARD/Petro Domenigg

Er war schon „Bergdoktor“, „Winzerkönig“ und „Tatort“-Kommissar. Der Österreicher Harald Krassnitzer bleibt seinem Beruf treu – trotz der Unsicherheit, die dieser mit sich bringt. Im Interview spricht er über Zukunftspläne und den Umgang mit dem Tod.

Er war schon „Bergdoktor“, „Winzerkönig“ und „Tatort“-Kommissar. Der Österreicher Harald Krassnitzer bleibt seinem Beruf treu – trotz der Unsicherheit, die dieser mit sich bringt. Im Interview spricht er über Zukunftspläne und den Umgang mit dem Tod.
 
Stuttgart - Er war schon „Bergdoktor“, „Winzerkönig“ und „Tatort“-Kommissar. Doch der Österreicher Harald Krassnitzer bleibt seinem Beruf treu – trotz der Unsicherheit, die dieser mit sich bringt.
Herr Krassnitzer, gibt es Filme, die Sie im Grunde nur für Geld gemacht haben?
Nein, ich habe alles aus Spaß und Neugierde gemacht. Sicher nicht alles gut, doch es gehört nun mal zu diesem Beruf, dass einem nicht immer alles gelingt. Aber ich würde keinen einzigen Film aus meiner Biografie streichen wollen. Ich finde Schauspieler eher langweilig, die sich für das schämen, was sie mal gemacht haben, und sich ständig zu Höherem berufen fühlen.
Immer mehr Schauspieler klagen darüber, dass sie von ihrem Beruf nicht mehr leben können. Inwieweit haben Sie vorgesorgt?
Im Grunde gar nicht. Dieser Beruf ist einfach so, das muss man von Anfang an wissen. Schon auf der Schauspielschule wurde mir gesagt, dass es mitunter eine brotlose Kunst ist. Bis jetzt hatte ich das große Glück, dass ich meine Arbeit machen konnte. Sollte das eines Tages anders sein, werde ich mir was einfallen lassen. Was mich viel mehr erschreckt ist die Tatsache, dass viele junge Menschen in diesen Markt drängen, die sich schon am Start ihres Berufsweges kaum Hoffnungen machen können. Dabei haben sie sogar sehr gute Schauspielausbildungen und bekommen mit Glück irgendwelche kurzfristigen Verträge. Aber damit kann man sich keine Existenz aufbauen.
Ihre Kollegin Claudine Wilde arbeitet in Berlin nebenbei als Masseurin, weil das Geld sonst nicht reicht. Was für einen Beruf könnten Sie sich als zweites Standbein vorstellen? Im Film haben Sie ja schon einige Jobs ausprobiert.
Ach, da gibt’s einige Möglichkeiten. Aber die befinden sich in meinem Kästchen mit Wünschen und Vorstellungen, die ich lieber für mich behalte – zumindest solange ich meinen Beruf ausüben kann. Es tut nicht gut, wenn man seinen Beruf zwar leidenschaftlich macht, mit einer Hälfte des Gehirns aber an was anderes denkt. Man sollte sich immer auf das konzentrieren, was man liebt und was man sich wirklich wünscht.
Wer einen „Tatort“-Kommissar spielen darf, ist so ziemlich ganz oben angekommen . . .
Dadurch, dass ich ja schon länger dabei bin, nehme ich das gar nicht mehr so sehr wahr. Ich versuche, jeglichen Hype an mir vorbeigehen zu lassen. Während der Drehzeit gebe ich mein Bestes und freue mich natürlich, wenn meine Arbeit beim Zuschauer auf großes Interesse stößt.
Welche Rolle müsste man Ihnen anbieten, damit Sie sagen: Ich habe alles erreicht?
Es gibt schon so ein paar Wünsche oder Ideen. Aber da bin ich abergläubisch: Wenn man seine Träume ausspricht, finden sie nicht mehr statt. Man ist dann dauernd damit beschäftigt, zu erklären und zu rechtfertigen, warum man das immer noch nicht erreicht hat. Damit zerredet man das Ganze. Leute, die zum Beispiel dauernd davon reden, mal eine Weltreise zu machen, die triffst du nach Jahren wieder und fragst: Was ist eigentlich aus deinem Traum geworden? Und sie waren immer noch nicht auf Weltreise. Aber Leute, die nie einen Ton über ihre Visionen verloren haben, bei denen erfüllen sie sich dann tatsächlich eines Tages.
Im „Tatort“ sind Sie ja naturgemäß häufig mit dem Tod konfrontiert. Hat das Auswirkungen auf Ihr Privatleben?
Wir tun ja alle so, als sei unser Leben unendlich; der Tod wird in unserer Kultur regelrecht totgeschwiegen. Aber er kommt nun mal unaufhaltsam auf uns zu. Gerade weil der Tod auch ein Teil meines Berufes ist, setze ich mich mit ihm auseinander. Und ich denke mir, dass der Tod eine spannende Erfahrung sein kann – weil er etwas ist, das man ebenso wie die Geburt nur ein einziges Mal erlebt. Alles, was man sonst im Leben tut, kann man ja mehrfach wiederholen und nimmt es dann auch nicht mehr in dieser intensiven Form wahr, weil man es ja schon öfter gemacht hat. Aber Geburt und Tod sind einmalig – die Eckpunkte unseres Lebens. Und insofern bin ich sehr gespannt, was im Moment meines Todes passiert.