Harald Glööckler und Sebastian Weingarten (rechts), der Intendant des Renitenztheaters, beim RTL-Dreh in Stuttgart für die neue tägliche Doku über den Designer in der Sendung „RTL Punkt 12“. Foto: /ubo

Unheilbar krank sei er, habe ständig Schmerzen, schreiben Boulevardmedien. „Stimmt nicht“, sagt Harald Glööckler in Stuttgart, „mir geht es gut.“ Wir sprachen mit dem Designer über sein öffentliches Leben und wie seine alte Heimat heute auf ihn wirkt.

Wenn Harald Glööckler durch seine alte Heimatstadt Stuttgart spaziert, kommt er nicht weit, weil er ständig aufgehalten und um Selfies gebeten wird. Unter anderem tritt beim Stadtbummel ein älterer Mann auf ihn heran und vertraut ihm fast ein wenig stolz an: „Ich bin auch schwul.“ Nicht sehr interessiert schaut ihn der Modedesigner an. „Na und?“, fragt der 57-Jährige, „wir leben in einer Zeit, in der die sexuelle Orientierung überhaupt kein Thema mehr sein sollte, weil alle so sein dürfen, wie sie sind.“

Seit früher Jugend setzt sich Glööckler dafür ein, dass sich keine und keiner verstellen muss. Natürlich auch die nicht, die nicht ins klassische Mann-Frau-Schema passen. Manche meinen, der Modedesigner sei ein Vorbild für das freie, für das bunte Leben. Wir sitzen auf der Terrasse des Ristorante La Commedia im Hospitalviertel. Der Wirt Luigi Aracri erzählt, wie er „mit Harald“ vor 30 Jahren in Stuttgart um die Häuser gezogen ist, wie sie in seinem damaligen Lokal Fellini mit Gina Lollobrigida nach der Modeshow von Pompöös in der Alten Reithalle gefeiert haben. Glööckler nimmt die Sonnenbrille ab und schaut den Commedia-Chef in die Augen. „Damals wolltest du nicht mit mir ins Bett“, sagt er lächelnd. Es klingt so, als gehe der Satz weiter mit: „Und wie sieht es heute aus?“ Man muss nicht alles ernst nehmen, was an diesem schönen Sommerabend gesprochen wird. Es wird viel gelacht.

RTL dreht eine tägliche Doku über Harald Glööckler

Mister Pompöös ist für zwei Tage nach Stuttgart gereist, weil RTL gerade eine Doku über ihn dreht, die täglich in der Sendung „RTL Punkt 12“ ausgestrahlt wird. Seit dem „Dschungelcamp“ ist er wieder eine große Nummer für die Medien. Mit dem RTL-Autor kabbelt er sich ständig, hängt mehr die Diva raus als er in Wahrheit ist. „Wieso wollt ihr immer alles aus meiner Vergangenheit hören?“, beschwert sich Glööckler, „ich lebe im Moment und für die Zukunft – nicht in der Vergangenheit.“

Zu seiner Vergangenheit gehört Sebastian Weingarten, der Chef des Renitenztheaters, der ebenfalls dem Treffen im La Commedia beiwohnt. Der Intendant erinnert sich, wie er in den 1990ern nach den Vorstellungen oder davor in den Laden Pompöös gegangen ist, der sich nur wenige Meter entfernt vom damaligen Standort der Kabarettbühne befand. Einmal habe Harald Glööckler eine Theaterproduktion mit Kostümen ausgestattet. Ob der Designer früher auch so ausgesehen habe, fragt der RTL-Journalist. Nicht ganz, lautet die Antwort. Je länger man neben ihm sitzt, je länger er oft schlagfertig Geistreiches von sich gibt, desto weniger fallen die überdimensionale Lippen auf oder das mehrfach operierte Gesicht.

„Großes Denken hat nichts mit Größenwahn zu tun“

Weingarten hat ihn ins nahe Renitenztheater geführt, um ihm die alten Kostüme zu zeigen, die er bis heute aufbewahrt hat. „Was hat die Jacke damals gekostet?“, fragt der Fernsehmann – und trifft einen wunden Punkt. „Es geht doch nicht um den Preis“, entgegnet Harald Glööckler verärgert, „es geht um den Wert, und ein Wert hat nichts mit Geld zu tun.“

Ob der Designer früher „größenwahnsinnig“ gewesen sei, lautet eine weitere Frage des RTL-Journalisten an Glööcklers alte Freunde. Der Modemacher antwortet gleich mal selbst: „Großes Denken hat nichts mit Größenwahn zu tun.“

Was Harald Glööckler über die Krankheit Fibromyalgie sagt

Zurück am Tisch von La Commedia, wo seine alte Freundin Laura Halding-Hoppenheit sitzt, desinfiziert er seine Hände mit einem Fläschchen, das er aus seiner Tasche holt. Corona will er sich nicht holen auf Heimatbesuch. Sein körperliches Befinden ist seit Tagen Thema in den Boulevardmedien. „Die schreiben alle voneinander das Falsche ab“, sagt er. Nein, er müsse nicht täglich Schmerztabletten schlucken, wie zu lesen ist. „Mir geht es gut“, versichert der entspannt wirkende Glööckler. Allerdings habe er wie Lady Gaga Fibromyalgie, eine chronische Schmerzerkrankung. Die sei bei ihm aber zum Glück nicht so stark ausgeprägt, wie er neuerdings immer wieder lesen müsse, sondern eher eine milde Form.

Für seinen Stuttgart-Besuch ist er im Hotel Maritim abgestiegen. Ein Mitarbeiter der Stuttgarter Herberge hat ihm gesagt, er kenne Harald Glööckler zwar, aber als Star sehe er ihn nicht. Stars seien für ihn Musiker, aber nicht Designer. „In Frankreich oder Italien ist das anders“, sagt der 57-Jährige. Vielleicht habe er deshalb irgendwann Stuttgart verlassen, weil man hier als Modemacher nichts zähle.