Mit pfiffiger Werbung machte Hans Rehn auf sein Geschäft aufmerksam. Foto: Kratz

Der Historiker und freie Journalist Wolfgang Kress beleuchtet in einem kleinen Buch den Geschäftsmann Hans Rehn. Sein testamentarischer Wille war es, dass sein Vermögen in eine Stiftung fließt, die dem Aufbau eines Pflegezentrums für alte Menschen dient.

Rohr - Wolfgang Kress’ erster Füller kam aus dem Hause Hans Rehn. Der Unternehmer hatte viele Jahre sein Geschäft für Bürobedarf an der Stift-straße 3. „Der Laden war eine Institution“, sagt der Historiker und freie Journalist Kress. Doch heute sage der Name vielen nichts mehr. In dieser „Phase, als Quellen und Erinnerungen ansonsten in Vergessenheit zu geraten drohten“, ist ein „dokumentarisches kleines Buch erschienen, in dem über Hans Rehns Leben, seine Firma und seine Stiftung berichtet wird“. So steht es im Vorwort von Wolfgang Kress’ jüngster Veröffentlichung.

Für ihn sei es eine Auftragsarbeit gewesen. Aber eine, die ihm „viel Freude gemacht habe“, sagt der Historiker. Auch Kress selbst wusste am Anfang seiner Recherchen für sein Buch „Hans Rehn. Maßstäbe für die Zukunft. Leben – Stiftung – Stift“ nur wenig über den Geschäftsmann. „Aber ich bin von Natur aus ein neugieriger Mensch und habe viel gestöbert“, sagt der 56-Jährige. Zeitzeugen, die Rehn persönlich kannten, gebe es 40 Jahre nach dessen Tod nur noch sehr wenige. Und dem Unternehmer selbst habe es nicht gelegen, über persönliche Dinge zu sprechen. Entsprechend dünn sei die Quellenlage gewesen.

Doch Kress hat das nicht abgeschreckt. Fündig wurde er in den Stadtarchiven in Stuttgart und Ludwigsburg. Was ihn an der Person Hans Rehn am meisten beeindruckte? „Es war ein Mann aus einfachen Verhältnissen“, sagt Kress. Mit seiner schwäbischen Mentalität und viel Fleiß habe er sich nach oben gearbeitet.

Zahlreiche außergewöhnliche Aspekte

Zu den Schattenseiten in Rehns Leben gehöre, dass er 1933 in den NSDAP eingetreten sei. Doch Kress ist überzeugt, dass der Geschäftsmann das nur tat, um sich und seine Familie zu schützen. Denn sein Stiefvater Albert Feit war Jude und er damit „jüdisch versippt“, wie es die Nazis formulierten. Nach seinen Recherchen ist sich Kress sicher, dass es richtig war, dass das Entnazifizierungsverfahren gegen Rehn im Dezember 1947 mit einem Freispruch endete.

Hans Rehns Leben zeige zahlreiche außergewöhnliche Aspekte, die heute unsere Anerkennung verdienten, so Kress in seinem Buch. Dazu gehöre vor allem der testamentarische Wille, sein Vermögen in eine Stiftung einzubringen. Ursprünglich wollte Rehn „etwas für weniger glückliche Kinder“ tun. Wohl weil er selbst in seiner Kindheit viel Glück gehabt und in seiner Familie viel Geborgenheit gefunden habe, schreibt Kress. Doch je älter Rehn wurde, desto häufiger habe er miterleben müssen, „wie schwer es alte, hilfsbedürftige Menschen damals hatten, einen Platz zu finden, an dem sie nicht nur im Alter versorgt wurden, sondern sich auch zuhause fühlen konnten“, so Kress.

Im Januar 1969 beziehungsweise März 1970 habe Rehn in seinem Testament festgeschrieben, dass sein Vermögen in den Aufbau einer Stiftung und eines Altenheims fließen solle. Beides sollte nach ihm benannt werden. Kress ist sich sicher, dass der Geschäftsmann mit dem Pflegeheim, das nach seinem Tod auf der Rohrer Höhe entstand, zufrieden gewesen wäre. „Es ist ein schönes Haus mit modernem Standard, in dem man zu moderaten Preisen leben kann“, sagt Kress.