Auf das kleine Elektromobil passen drei bis vier Getränkekisten. Foto: privat

Hans-Peter Kastner aus Stuttgart-Vaihingen stellt seinen Kunden seit Ende März einen E-Scooter zur Verfügung. Und in Corona-Zeiten bietet er noch mehr. Doch auch an dem Getränkehändler geht die Krise nicht spurlos vorüber.

Vaihingen - Mit maximal 15 Kilometern in der Stunde zuckelt das rote Mobil beinahe lautlos über die Straßen. Der Fahrer kann auf einem Sitz Platz nehmen, die Getränkekisten sicher unter sich verstaut. Drei bis vier Kisten passen auf den dreirädrigen Elektro-Scooter, den Hans-Peter Kastner seinen Kunden seit Ende März kostenlos für den Transport ihres Einkaufs zur Verfügung stellt. Der Scooter hat eine Straßenzulassung, einen Führerschein benötigt man dafür nicht.

Das Gefährt ist eine Möglichkeit, die „letzte Meile ohne Auto“ zu bewältigen, wie Hans-Peter Kastner sagt. Der Getränkehändler und Umweltaktivist verfolgt das Ziel, selbst nachhaltiger zu werden und seinen Kunden mehr Nachhaltigkeit anzubieten. So verkauft er im Getränkemarkt im Gebiet Unterer Grund seit Sommer 2019 keine Einweg-Plastikflaschen mehr, im Sortiment finden sich zahlreiche Getränke aus der Region.

Für sechs Monate testet der Händler nun den E-Scooter, „und er wird besser angenommen als das Lastenfahrrad, das wir letztes Jahr testweise hatten“, sagt Kastner. Kunden lobten die Stabilität und Wendigkeit des Elektromobils. Bleibt die Resonanz so positiv, wolle man nach der Testphase zwei bis drei der Gefährte anschaffen.

Im Markt gibt es jetzt auch Lebensmittel

Derzeit allerdings beeinflusst die Corona-Krise den Alltag des Getränkehändlers. Mit der fehlenden Belieferung von Firmen, Schulen und Kindergärten sei ein Standbein weggebrochen, sagt Hans-Peter Kastner, auch die Schließung der Uni mache sich bemerkbar. Im Abholmarkt sei die Kundenzahl hingegen konstant, und er verzeichne einen Zulauf an Privatkunden für den Lieferservice. Den bietet er für viele seiner Kunden kostenlos an, unter anderem für ältere Menschen von 65 Jahren an und solche, die sich wegen Corona derzeit in Quarantäne befinden.

Auch im Markt selbst gibt es Änderungen: Dort finden Kunden derzeit Lebensmittel wie Eier und Milch, Nudeln, Dosenwurst und Klopapier. Ein Service, der den Kunden beim Einkaufen einen Weg ersparen und die Nahversorgung im Unteren Grund sichern soll, erklärt Kastner.

Die nächsten Monate werden schwer

Trotz Corona blickt der Getränkehändler derzeit positiv in die Zukunft. „Man macht sich natürlich seine Gedanken, wie lange diese Phase noch andauert und wie sich die Krise entwickeln wird, aber Existenzängste haben wir derzeit keine“, sagt Hans-Peter Kastner. Bisher habe er darauf verzichten können, seine Beschäftigten in Kurzarbeit zu schicken. Sicher sei aber auch: „Die nächsten zwei bis drei Monate werden schwer.“

Kastner spricht von Umsatzeinbußen im sechsstelligen Bereich, da beispielsweise Veranstaltungen wie das Umsonst und Draußen auf dem Unicampus, welches er sonst mit Getränken beliefert, wegfallen. Auch die Belieferung des Freibadkiosks wird vermutlich dieses Jahr nicht möglich sein. „Da gibt es keine Möglichkeit, diese Ausfälle aufzufangen“, sagt Kastner. Der Familienbetrieb sei finanziell allerdings relativ gut aufgestellt. „Noch sind wir guter Dinge, die Krise zu überstehen.“