Lothar Späth und Hans Jochen Henke auf dem Weg nach China. Dort versuchte Späth früh, neue Märkte für die Wirtschaft zu erschließen. Foto: Archiv

Davon, dass Lothar Späth auch seine Mitarbeiter auf Trab hielt, kann sein ehemaliger Büroleiter Hans Jochen Henke ein Lied singen. Aber der Ludwigsburger Alt-OB erinnert sich gerne an die aufregende Zeit.

Die Zeit als Büroleiter Lothar Späths sei die prägendste in seinem politischen Leben gewesen, sagt Hans Jochen Henke (70). Der Ludwigsburger Alt-Oberbürgermeister war Büroleiter von Späth, als dieser 1978 baden-württembergischer Ministerpräsident wurde. Der umtriebige Christdemokrat Späth verlangte seinen Mitarbeitern viel ab – wenn es sein musste, 24 Stunden am Tag. Im Interview erinnert sich Hans Jochen Henke an seine Zeit mit Lothar Späth, der am vergangenen Freitag im Alter von 78 Jahren verstorben ist. Wenn eines dabei deutlich wird, dann das: langweilig war die Zeit mit Späth nie. Mal musste Henke seinem Chef einen Frack besorgen, unzählige Male durfte er mit ihm bis spät in die Nacht Skat spielen, auch im Auto – und oft zur Musik von Abba.
Herr Henke, was ist für Sie die dominierende Erinnerung an Lothar Späth?
Ich erinnere mich an einen den Menschen unheimlich zugetanen, offenen, gewinnenden und leidenschaftlichen Menschen. Der aber auch viel Empathie und Einfühlungsvermögen hatte. Er hat unglaublich viele Menschen gefördert.
Wie haben Sie ihn denn kennengelernt?
Ich bekam im Februar 1978 einen Anruf aus dem Büro des CDU-Fraktionsvorsitzenden Späth. Mein Chef, der damalige Innenminister Karl Schiess, war zurückgetreten, und Späth, der sein Nachfolger als Innenminister wurde, fragte, ob ich weiter für ihn als Persönlicher Referent arbeiten wolle. Bis zu diesem Zeitpunkt kannte ich Lothar Späth noch nicht persönlich.
Wie war diese erste Begegnung?
Für mich war das eine völlig andere Welt als die, die ich zuvor im Innenministerium erlebt habe. Er war offen, dynamisch, direkt, gewinnend, einnehmend, aber nicht auf einer abgehobenen oder entrückten Warte. Sondern man hatte eigentlich das Gefühl, mit jemandem auf Augenhöhe zu sprechen. Den allermeisten Menschen ist Lothar Späth mit unheimlich viel Offenheit und einem Vertrauensvorschuss begegnet. Herkunft und Alter spielten bei Lothar Späth überhaupt keine Rolle. Wenn die Antenne stimmte und er einem das zugetraut hat, was er wollte, war das entscheidend.
Sie wurden dann auch sein Büroleiter, als er 1978 Ministerpräsident wurde.
Ja, das war nur ein halbes Jahr später. Das ist unglaublich. Am 30. August 1978 sind Lothar Späth, Matthias Kleinert und ich in die Villa Reitzenstein eingezogen. Einer seiner beiden Begleiter sollte die Grundsatz- und Öffentlichkeitsarbeit machen, der andere sein persönliches Büro leiten. Da war die Rollenverteilung natürlich schnell klar. Matthias Kleinert hatte ja schon seine Pressearbeit gemacht.