Der Ex-Pilot und DMSB-Präsident Hans-Joachim Stuck spricht über die Bedeutung des Titels für Nico Rosberg.
Herr Stuck, freuen Sie sich auch über den Titel für Nico Rosberg?
Und wie! Fast so, als wenn ich es selber geschafft hätte. Der Nico hat es echt verdient. Er hat es von der Pike auf gelernt, worauf es bei einem Rennfahrer ankommt, sein Vater Keke hat seine Karriere früh in die richtigen Wege geleitet. Nico hatte nicht das Ausnahmetalent, das andere Burschen vorweisen konnten, aber er hat viel und schnell gelernt. Im Laufe der Jahre hat er sich super entwickelt. Und dann muss man natürlich bedenken: Gegen einen wie Lewis Hamilton zu bestehen, das stellt eine ganz außergewöhnliche Leistung dar. Dieser WM-Titel war für Nico deshalb doppelt schwer zu erringen.
Manche Kritiker werden unken: Lewis Hamilton wurde oft ein Opfer von Defekten.
Dieser Titel für Nico ist deshalb nicht weniger wert. Er fährt auf dem absolut selben Niveau wie Lewis, er ist ihm vom Speed her absolut ebenbürtig. Natürlich wissen wir, dass Lewis in Zweikämpfen ein ganz scharfer Hund ist, doch auch da hat Nico dazugelernt – das macht den Wert dieses Titels umso größer. Denn Nico ist ein absolut fairer Sportsmann, das hat er vom Vater geerbt.
Keke Rosberg ist der erste Ex-Weltmeister der Formel 1, der erlebt, dass sein Sohn in seine Fußstapfen tritt.
Stimmt. Graham Hill war 1996 leider schon tot, als Damon Weltmeister wurde. Ich glaube, Keke wird unheimlich stolz sein. Mein Vater hat einige meiner Titel noch miterlebt, auch wenn ich nie Formel-1-Weltmeister war, hat ihn das sehr glücklich gemacht. Und ich seh’s an meinen Buben. Als ich mit dem Hannes mal gemeinsam auf dem Podium stand, war das auch für mich ein absolut großartiger Moment. Also ich bin mir sicher: Der Keke wird jetzt fast platzen vor Stolz.
Wird 2017 für Nico leichter, weil er das Ziel erreicht hat, oder schwieriger, weil er beweisen muss, dass er den Titel verteidigen kann?
Ja und nein. (Lacht.) Ich gehe von mir aus. Als ich auf der Langstrecke Titel zum ersten Mal gewonnen hatte oder etwa nach dem Le-Mans-Sieg 1986, da fiel eine große Last ab – endlich hatte ich es geschafft. Ich habe im Folgejahr deshalb vielleicht um 0,5 Prozent nachgelassen. Nicht dass man nach so einem Triumph gleich satt und fett wird, aber man wird gelassener, souveräner, weil einem ein wichtiger Erfolg gelungen ist. Ich könnte mir das auch bei Nico vorstellen, dass er jetzt souveräner in einen Grand Prix geht. Ein WM-Titel macht einen stark und bringt eine riesige Portion Selbstbewusstsein mit sich.