Hans Herrmann im Mercedes-Museum Foto: dpa

Der ehemalige Silberpfeil-Pilot Hans Herrmann feiert an diesem Samstag seinen 85. Geburtstag. Wir gratulieren mit einer Bildergalerie.

Stuttgart - „Eigentlich dürfte ich gar nicht mehr leben“, sagt Hans Herrmann. Sein Schutzengel hat oft Überstunden gemacht, zweimal musste er himmlische Meisterleistungen vollbringen. 1955 krachte der Silberpfeil W196 in eine Steinbalustrade in Monte Carlo. Bremsversagen, von 170 km/h auf null in 4,5 Metern. Sechsfacher Oberschenkelbruch, Kreuz- und Steißbein gebrochen, Wirbelstauchungen. „Es war ein Wunder“, sagt Hans Herrmann, „dass ich wieder auf die Beine kam.“ Vier Jahre später folgte das Nächste. Auf der Berliner Avus raste der gebürtige Stuttgarter mit 290 km/h in eine Kurve, die 60 vertrug - die Bremsen des BRM streikten. Das Auto schlug Salti, der Fahrer wurde herausgeschleudert und schlitterte über den Asphalt. Prellungen, Hautabschürfungen, den kleinen Finger gebrochen. „Ich habe erst auf den Bildern gesehen, wie schlimm es war“, erzählt er.

Hans Herrmann hatte den Spitznamen weg: Hans im Glück. Eigentlich müsste man seine 19 Jahre im Rennsport doppelt zählen. Der Tod saß stets mit im Auto. „In zehn Jahren habe ich 20 Kollegen verloren, aber wir haben nicht geklagt - es war halt so“, sagt er und vergleicht die Formel 1 von damals mit der von heute: „Wir sind ohne Netz einen Einfachsalto gesprungen, heute wagen sie einen dreifachen Rückwärtssalto - aber mit Netz.“

Seine Kindheit hat Herrmann in Stuttgartverbracht, zunächst eine Konditorlehre gemacht, denn seine Mutter besaß ein Café. Sein erstes Auto, ein Porsche 1,3 Liter kaufte er für 11 000 Mark. „Damals ein kleines Vermögen.“ dann kommt die erste Begegnung mit Porsche-Rennsportchef Huschke von Hanstein und das Angebot des legendären Mercedes-Rennleiters Alfred Neubauer. Es folgt eine Zeit in der Formel 1, die Freundschaft zum fünfmaligen Champion Juan Manuel Fangio, der bis in die 90er Jahre oft in seinem Wohnzimmer saß. 1970 gab er seiner Frau Madeleine vor dem Langstreckenrennen in Le Mans das Versprechen: „Wenn ich siege, hör’ ich auf.“ Hans Herrmann hat gewonnen - und Wort gehalten.

Nun feiert er seinen 85. Geburtstag. Wir wünschen ihm, dass er noch viele Jahre seinen Gratulanten sagen kann: „Eigentlich dürfte ich gar nicht mehr leben.“