Keine leichte Aufgabe in Hannover: Trainer Michael Frontzeck. Foto: Getty

Ein Punkt aus fünf Spielen und schwache Leistungen: Trainer Michael Frontzeck steht bei Hannover 96 bereits mächtig unter Druck. Nun kommt der VfB Stuttgart zum Kellerduell.

Hannover - Er war der Baumeister der Rettung, der sympathische Helfer im Kampf um den Klassenverbleib. Das war im Mai – doch mittlerweile, gerade einmal vier Monate später, hat sich die Stimmung gedreht: Es wird immer einsamer um den Trainer von Hannover 96, Michael Frontzeck steht schutzlos im Gegenwind. „Ich bin aktuell quasi allein hier“, sagte er jüngst nach dem 0:2 in Augsburg. Nicht einmal die Mannschaft weiß Frontzeck nach der vierten Niederlage in Folge noch hinter sich. Eine wichtige Frage vor dem Heimspiel an diesem Mittwoch (20 Uhr/Sky) gegen den VfB Stuttgart lautet daher: Kann der Retter sich selbst retten? Noch wichtiger aber ist die Frage nach den generellen Aussichten des Clubs.

Das Duell gegen den VfB sei daher „extrem wichtig“, sagte Torhüter Ron-Robert Zieler, der allerdings noch nicht vom Kampf gegen den Abstieg reden wollte. Dabei rief Club-Schwergewicht Dieter Schatzschneider, Vertrauter von 96-Boss Martin Kind, zwei Abende vor dem Heimspiel eben diesen aus: „Ich sage: Wir sind drin im Kampf gegen den Abstieg. Zeit und Geduld, das muss raus aus den Köpfen der Spieler, das ist doch für die ein Alibi.“ Ausgerechnet Michael Frontzeck steht allerdings für diese Ruhe und diese Geduld.

Der Coach führt den Fehlstart auf den „großen Umbruch“ zurück. Doch bei dem 2:2 gegen Aufsteiger Darmstadt und den folgenden Niederlagen wurde diese Argumentation nicht gestützt. Zuletzt spielte von den neuen Spielern nur Oliver Sorg. Uffe Bech wurde in die zweite Mannschaft geschickt, weil er trotz Krankmeldung beim Dinner mit dem dänischen Kumpel und Leipzig-Profi Yussuf Poulsen gesehen wurde.

Dufner beendete seine Arbeit Ende August

Der frühere Freiburger Felix Klaus war zuletzt nur zweite Wahl, Mevlüt Erdinc, für 3,3 Millionen Euro aus St. Etienne gekommen, sitzt auch nur noch auf der Bank. Dazu sucht eine seltsame Verletzungsseuche die Mannschaft heim. Aktuell fallen Edgar Prib, Charlison Benschop und wohl auch Manuel Schmiedebach aus. Frontzecks Möglichkeiten im Kader werden immer weniger. Dabei wehrte sich der Coach noch gegen eine weitere Neuverpflichtung, als sich schon andeutete, dass 96 den Verlust von Lars Stindl (nach Gladbach) nicht kompensieren konnte – zehn Millionen Euro standen angeblich zur Verfügung. Frontzeck wollte lieber seiner neuen Mannschaft Vertrauen schenken. Der feste Glaube in die Stärke seines Kaders fällt nun auf Frontzeck zurück.

Manager Dirk Dufner beendete seine Arbeit wie vereinbart Ende August, davor hatte er mit dem Trainer eine Mannschaft zusammengezimmert – ohne Säulen und Statik. Versuche, etablierte Bundesliga-Profis wie den Stuttgarter Martin Harnik zu bekommen, scheiterten, Hannover 96 besaß keine Zugkraft für mögliche Stars.

Nun ist der Club schon wieder schwer angeschlagen. Sportlich „zieht es sich gerade durch, dass wir zu häufig individuelle Fehler machen“, beklagt Frontzeck. Mal Miiko Albornoz (Fehler vor den Gegentoren in Darmstadt), mal Felipe (zwei Elfmeter verursacht, ein Eigentor beim 2:4 Dortmund), zuletzt Marcelo (Elfmeter verursacht). Und mit jeder Niederlage gerät Frontzeck mehr unter Druck, erst recht bei einer weiteren gegen den VfB. Immerhin will 96-Chef Martin Kind zumindest die Geschäftsführerstelle schon bald mit Martin Bader neu besetzen.

Die Frage ist, ob dies Frontzeck noch hilft.