Daumen hoch: Hannovers Trainer Daniel Stendel Foto: dpa

Der Mitkonkurrent des VfB Stuttgart um den Aufstieg steht bereits beim Auftakt an diesem Freitag unter Zugzwang.

Stuttgart/Hannover - Martin Kind war noch nie ein Mann der leisen Töne, und so überrascht es nicht, dass der Präsident von Hannover 96 sich auch nach dem Abstieg aus der ersten Liga nicht zurückhält. Sondern forsch und munter die Richtung vorgibt. „Wir haben erst sportliche Ziele und dann wirtschaftliche. Das sportliche ist wichtiger. Und das klare Ziel ist der Wiederaufstieg – und das möglichst deutlich und überzeugend“, sagt Kind, der schillernde Hörgeräte-Unternehmer, dessen Privatvermögen kürzlich auf rund 600 Millionen Euro geschätzt wurde – und der sich gefühlt auch dann bei 96 einmischt, wenn die Grashalme einen halben Millimeter zu kurz sind.

Kind sagt vor dem Zweitligaauftakt an diesem Freitag beim 1. FC Kaiserslautern (20.30 Uhr/Sky) weiter: „Daniel Stendel kann hier zum Helden werden, wenn er den Aufstieg schafft.“ Daniel Stendel, das ist der Trainer der 96er – und spätestens nach Kinds Worten weiß er, dass er liefern muss. Wenn er mit seinem Team nicht aufsteigt, senkt Kind den Daumen. Und Stendel ist gescheitert

Vieles aber spricht dafür, dass es anders kommt – und Hannover den Wiederaufstieg schafft. Viele Experten sehen in 96 den Topfavoriten, und das hat Gründe. Da ist zum einen die Aufbruchstimmung, die schon zum Ende der vergangenen Saison aufkam. Da übernahm Daniel Stendel den Trainerposten – und das bereits sang-und klanglos abgestiegene Team löste alle Fesseln. Es kickte plötzlich famos, und im Stadion herrschte eine Stimmung, als ginge es noch um die Teilnahme an der Champions League.

Hannover baut den Kader kräftig um

Daniel Stendel, der dank seiner Vita als Ex-Profi und langjähriger Jugendtrainer bei 96 eine Identifikationsfigur ist, schaffte es nun, diese Atmosphäre in die neue Saison hinüberzuretten. Und der Verein stellt ihm einen Kader zur Verfügung, der das Zeug dazu hat, in der zweiten Liga vorneweg zu marschieren. Dafür geht 96 ein hohes Risiko. Sportlich wie finanziell bewegt sich der Club auf erstklassigem Niveau. Ein Drahtseilakt, denn sollte das Projekt Wiederaufstieg scheitern, „wird man hier alles in Frage stellen müssen“, sagt Martin Kind.

Hannover baute den Kader kräftig um – und investierte vor allem in die Offensive. Spielmacher Hiroshi Kiyotake, WM-Keeper Ron-Robert Zieler und Kapitän Christian Schulz verließen den Club. Verstärkt haben sich die 96er mit Martin Harnik, der vom VfB Stuttgart kam, Niclas Füllkrug und dem 21-jährigen Mittelstürmertalent Babacar Gueye aus der französischen Ligue 1. Vorne knipsen soll Stürmer Artur Sobiech, auch der ehemalige Freiburger Felix Klaus hat Erstligaformat. „Wir brauchen 65 bis 70 Punkte, wir müssen also zwei Drittel der Spiele gewinnen. Und dabei ist die Offensive mitentscheidend“, sagt Martin Kind.

Das zentrale Mittelfeld ist mit Sebastian Maier und dem erfahrenen Zweitligakämpfer Marvin Bakalorz, der vom SC Paderborn kam, solide aufgestellt. Im Tor ersetzt der erfahrene Philipp Tschauner (153 Zweitligaeinsätze) Ron-Robert Zieler .

Der Auftakt beim 1. FC Kaiserslautern, er ist nun so etwas wie die erste echte Standortbestimmung. „Hannover ist absoluter Aufstiegsfavorit. 96 hat als Absteiger alle wirtschaftlichen Möglichkeiten und hat einfach eine sehr gute Mannschaft.“ Sagt Tayfun Korkut. Der Mann, der bis 2015 Trainer bei 96 war. Bis Martin Kind den Daumen senkte. Korkut trainiert nun den FCK. Und ist der erste, der dem großen Hannover einen Strich durch die Aufstiegsrechnung machen will.