Im Jahr 2020 wurde in Stuttgart noch mit mobilen Sirenen gewarnt. Foto: Leif Piechowski

Am Donnerstagvormittag wird es mancherorts in der Region Stuttgart sehr laut – es ist Warntag. An anderen Orten bleibt es voraussichtlich ganz still. Was in Ihrer Stadt geplant ist.

Wer ein relativ neues Smartphone besitzt und mehrere Warn-Apps installiert hat, könnte an diesem Donnerstag um 11 Uhr aufschrecken: wenn es gleich mehrfach klingelt, trötet oder piepst. Doch was ist mit Menschen, die gar kein Handy besitzen? Manche in Baden-Württemberg werden vom Warntag gar nichts mitbekommen, denn nicht in jeder Stadt oder Gemeinde werden auch Sirenen zu hören sein. Was planen die Städte in der Region Stuttgart und im Land?

In Stuttgart bleibt es still

In Stuttgart selbst wird kein öffentlicher Alarm zu hören sein. „In Stuttgart werden keine Sirenen heulen und auch die mobilen Fahrzeuge werden diesmal nicht im Einsatz sein“, sagt Stadtsprecher Martin Thronberens. Aktuell werde der Aufbau einer stadtweiten Sirenenwarnung „in den kommenden Jahren“ geplant. Die Überlegungen laufen bereits seit dem vergangenen Jahr, inzwischen gibt es Planungsmittel in Höhe von 210 000 Euro.

„Eine Stelle für die Sirenenplanung befindet sich bei der Branddirektion aktuell in Ausschreibung“, sagt der Sprecher. Laut Mitteilung der Stuttgarter Straßenbahnen (SSB) ist auch in deren Fahrzeugen keine Information geplant.

Im Kreis Esslingen haben 17 Kommunen noch Sirenen

Der Landkreis Esslingen beteiligt sich nach Angaben des Landratsamtes am Warntag. Dennoch könnte es im Kreisgebiet eher ruhig bleiben. Was daran liegt, dass es hier kaum noch Sirenen gibt. Die einst in Zeiten des Kalten Krieges flächendeckend installierten Zivilschutzanlagen sind seit der Deutschen Einheit fast vollständig demontiert worden – man hielt sie politisch und kommunikationstechnisch für überflüssig.

Über Sirenentechnik verfügen im Kreis Esslingen nur noch 17 von 44 Kommunen. Wie viele Sirenen zum jetzigen Zeitpunkt tatsächlich betriebsbereit sind, ist unklar. „Momentan läuft eine Erhebung der aktuellen Daten“, sagt Andrea Wangner, die Sprecherin der Esslinger Kreisverwaltung.

Im Kreis Böblingen ist ein Sirenennetz in Planung

Schon beim letzten Warntag im Jahr 2020 heulte im Kreis Böblingen lediglich in Dagersheim eine Sirene auf, im restlichen Kreisgebiet herrschte Stille. Dass das ein Problem ist, hat man erkannt – und plant nun, dass bis spätestens 2025 alle 26 Städte und Gemeinden mit Sirenen ausgestattet sein sollen.

Bis Mitte 2023 sollen die Planungen für das Konzept abgeschlossen sein, danach wird dann die eigentliche Installation der Sirenen angegangen. Wann genau der Aufbau abgeschlossen sein wird, sei noch nicht ganz klar, informiert das Landratsamt. Der Grund: Auf dem Markt gibt es nur wenige Sirenenhersteller, und mittlerweile ist eine große Zahl an Gemeinden und Landkreisen daran interessiert, die Sirenen als Frühwarnsystem einzusetzen.

Im Rems-Murr-Kreis gibt es auch Durchsagen der Feuerwehr

Vereinzelt werden im Rems-Murr-Kreis Sirenen zu hören sein. Allerdings ist ein modernes Sirenen-Netz dort zurzeit erst im Aufbau. Gegebenenfalls werden auch Durchsagen der Feuerwehren zu hören sein.

Die Stabsstelle Brand- und Katastrophenschutz hat im Herbst vergangenen Jahres ein Schallgutachten flächendeckend für den Landkreis erstellen lassen. Daraus hat man Standortempfehlungen für die Sirenen abgeleitet – die jetzt zum größten Teil allerdings noch angeschafft werden müssen.

In Göppingen bleibt es still

In Göppingen wird keine Sirene heulen: „Auf eine Sirenenwarnung wird an diesem Tag verzichtet, da diese noch nicht flächendeckend vorhanden sind“, heißt es dazu bei der Stadt.

Im Kreis Ludwigsburg gibt es nicht überall Sirenen

Im Kreis Ludwigsburg werden rund 90 Sirenen zu hören sein. Allerdings längst nicht in jedem Ort. In Ludwigsburg selbst und in Vaihingen an der Enz zum Beispiel gibt es nämlich gar keine Sirenen mehr.

Freiburg hat die Teilnahme am Warntag abgesagt

Die Stadt Freiburg verzichtet auf eine Teilnahme am Warntag am Donnerstag. Mit ein Grund sind die Probleme, die es bundesweit beim vergangenen Warntag gab, heißt es bei der Feuerwehr. Außerdem fänden die Sirenenproben der Stadt seit vielen Jahren am jeweils letzten Samstag im März und Oktober statt. „Die Bevölkerung im Stadtgebiet ist auf diese Tage sensibilisiert“, heißt es.

In Karlsruhe, Bruchsal und Lörrach wird es laut

Anders dagegen in Karlsruhe: Dort sind nach Angaben der Stadt 59 elektronische Anlagen an das stationäre Sirenennetz im Stadtkreis angeschlossen. „Grundsätzlich sind alle elektronischen Sirenenanlagen funktionsfähig“, so eine Sprecherin.

Auch Bruchsal ist vorbereitet: „Wir lösen alle 44 Sirenen auf unserer Gemarkung aus“, sagt Bernd Molitor vom Ordnungsamt. Die Stadt habe die Anlagen Mitte der 1990er Jahre vom Bund übernommen und seitdem jährlich gewartet, bei Bedarf erneuert und auch erweitert. Auch in Lörrach werden die Menschen nach Angaben der Stadt über ein „fast flächendeckendes Sirenennetz im gesamten Stadtgebiet“ alarmiert.