Zwei Bundesländer planen ein Handyverbot an Schulen. Es wäre ein Schritt, von dem alle profitieren und hat mit rückwärtsgewandtem Denken nichts zu tun, meint Hauptstadtkorrespondent Tobias Heimbach.
Das Smartphone ist für die meisten Menschen ein ständiger Begleiter: Nachrichten schreiben, die Abfahrtszeit der Bahn checken oder durch Instagram scrollen. Ein Alltag ohne Handy scheint kaum denkbar. Da wirkt es fast aus der Zeit gefallen, dass nun über ein Handyverbot an Schulen diskutiert wird. Die Länder Baden-Württemberg und Hessen wollen dies umsetzen. Doch der Vorstoß ist absolut richtig: Es ist Zeit für die digitale Notbremse.
Viele Schüler haben eine problematische Handynutzung
Die Faktenlage ist eindeutig: Aufmerksamkeitsspannen und Konzentrationsfähigkeit nehmen durch Handynutzung ab. Smartphones lenken ab, selbst wenn sie auf dem Tisch oder in der Tasche liegen. Es gibt negative Auswirkungen auf die psychische Gesundheit. Zudem weist ein Viertel der 10- bis 17-Jährigen eine riskante oder pathologische Nutzung sozialer Medien auf. Rund sechs Prozent gelten als „mediensüchtig“. Es ist wichtig, dass man für Kinder einen Raum ohne digitales Dauerflimmern schafft.
Doch eine Schule ohne Handy heißt nicht, dass keine digitale Bildung stattfindet. Diese ist wichtiger denn je. Man muss Kindern Medienkompetenz vermitteln und für Themen wie Fake News und Desinformation sensibilisieren. Auch wie man Handys zum Lernen nutzt, können Lehrer zeigen. Dass Schüler in der Schulzeit auf den privaten Handygebrauch verzichten, steht dem nicht entgegen.
Umgekehrt gibt es auch Hausaufgaben für die Erwachsenen: Eltern und Lehrer müssen Tiktok und Co. auf ihr Handy laden, um zu verstehen, was die Kinder jeden Tag für viele Stunden beschäftigt.
Man sollte die Erwartungen an ein Smartphoneverbot allerdings nicht überladen. Probleme wie Cybermobbing oder stundenlange Handynutzung werden nicht verschwinden. Aber darum geht es nicht. Die Welt von Kindern und Jugendlichen ist schon heute digital geprägt, dieser Trend wird sich fortsetzen. Doch man muss den Kindern zeigen, dass es auch ohne Handy geht – wenigstens für ein paar Stunden am Tag.