Auf die für den Mast geschotterte Fläche soll heute ein Lastwagen mit einer 33-Meter-Antenne auf dem Anhänger anrollen. Foto: Julia Barnerßoi

Heute baut die Telekom einen Handymast auf. In einem Jahr muss er aber wieder weg.

Birkach/Sillenbuch - Und dann ist der Notfall doch eingetreten. Seine Frau hatte es seit Ende Oktober 2012 immer wieder prophezeit. Damals fiel von einem Tag auf den anderen das Telekom-Handynetz in Schönberg fast gänzlich aus, weil die Funkantenne im Turm der Birkacher Franziskakirche abgebaut worden ist. An Pfingsten ist Erwin Reisch in seinem Haus mit Herzflimmern und einem Puls von 200 Schlägen pro Minute zusammengebrochen – eine Gallenentzündung war schuld.

Der Notarzt kam zügig, scheiterte jedoch daran, Verstärkung für den Transport zu rufen. Sein Handy fand kein Netz. „Am Ende ist alles gut ausgegangen“, sagt der inzwischen genesene Patient. Noch mal passieren dürfe so etwas aber nicht. Nach einem halben Jahr der Funkstille in Schönberg ist nun tatsächlich ein Ende des Funklochs in Sicht. Heute will die Telekom einen neuen Mobilfunkmasten aufstellen.

Bäume mussten nicht gefällt werden

33 Meter hoch soll der Mast sein, sagt Erwin Grimme, der persönliche Referent des Baubürgermeisters. Aufgestellt wird er auf einer Fläche an der Birkacher Straße in Riedenberg – genauer gesagt im Zwickel zwischen dem Unteren Haldenweg, der nach Kemnat führt, und der Straße zum Gelände des Stuttgarter Bogensportclubs. Vergangene Woche wurde die Fläche komplett vorbereitet. „Wir haben eine Schotterfläche angelegt“, sagt Erwin Grimme. Bäume mussten dafür in dem bewaldeten Gelände nicht gefällt werden.

Bei Erwin Reisch und seinen Nachbarn aus dem Pilzviertel ist die Freude groß. „Es gibt Hoffnung, dass wir bald wieder mit der Welt mobilfunkmäßig verbunden sind“, sagt etwa Hansjörg Peters, dessen Handy seit Monaten ein netzloses Dasein auf der Fensterbank am Trüffelweg fristet. Mitte Juni soll der Mast voraussichtlich in Betrieb gehen. Der Grund zur Freude ist jedoch zeitlich begrenzt. Denn schon nach einem Jahr muss die Antenne wieder weg. Deshalb wird auch nur ein Provisorium aufgestellt. Der Mast ist auf einen Lastwagen-Anhänger montiert und kann so einfach wieder abtransportiert werden.

„Es kommt nur ein enger Suchkreis in Betracht“

Die Genehmigung gilt nur ein Jahr, weil der Standort im Landschaftsschutzgebiet liegt. Die Naturschutzbehörde fordert, dass für eine dauerhafte Lösung alternative Standorte außerhalb des Gebietes geprüft werden. Da die Stadt laut Grimme der Mobilfunkversorgung aber nicht im Weg stehen will, wurde der Mast für ein Jahr bewilligt. Solche vorübergehenden Standorte seien durchaus üblich, sagt Grimme. „Die Lösung ist aber definitiv vorübergehend“, versichert er. „Der Mast kommt nach einem Jahr zuverlässig wieder weg.“

Wie es dann weitergeht, ist unklar. „Die Suche nach einem endgültigen Standort ist noch nicht abgeschlossen“, heißt es von der Telekom. „Aufgrund der schwierigen Topografie kommt nur ein enger Suchkreis in Betracht“, schreibt das Unternehmen weiter. Das heißt: Dort, wo der Mast stehen muss, um Schönberg zu versorgen, ist eben hauptsächlich Landschaftsschutzgebiet.

Die Telekom klärt Widerspruch auch auf Nachfrage nicht auf

Für die jetzige Lösung hatte die Telekom lange mit der Stadt und dem Privateigentümer der Fläche für das Provisorium verhandelt. Zunächst wollte sie den Mast auf das Gelände des Bogensportclubs bauen, erklärt Grimme. Zu einem Vertrag mit der Stadt, der das Clubgelände gehört, sei es aber nicht gekommen, da die Zufahrt problematisch sei. Zudem sei es zu Konflikten mit den Bogenschützen gekommen – so hat es das Unternehmen der Stadt mitgeteilt, berichtet Grimme.

Die Bogenschützen zeigen sich überrascht über diese Version der Dinge. „Der Mastbetreiber hat angefragt, ob er den Mast bei uns aufstellen darf, falls es Probleme mit dem anderen Verhandlungspartner gebe“, sagt Dieter Heinz, der Sprecher der Bogenschützen. Der jetzige Standort sei also immer erste Wahl und ihr Grundstück nur Ausweichstandort gewesen.

Die Telekom klärt diesen Widerspruch zwischen den Aussagen auch auf Nachfrage nicht auf: „In den Gesprächen mit den beteiligten Parteien sind verschiedene Szenarien durchgespielt worden“, heißt es nur. Die Bogenschützen hätten jedenfalls nicht interveniert, sagt Dieter Heinz. Bevor sich der Verein überhaupt Gedanken zu den Folgen machen konnte, sei die Entscheidung schon gefallen gewesen. „Wir haben sicherlich keine Verteidigungslinie aufgebaut.“