Die baden-württembergische Wirtschaftsministerin Nicole Hoffmeister-Kraut will das Handwerk für die Herausforderungen der Zukunft fit machen. Foto: dpa

Die nötige Beratung von Handwerkern darf nicht zur akademischen Lehrstunde werden. Wer Meister und Gesellen fit für die Zukunft machen will, muss deren Sprache sprechen, meint Ulrich Schreyer.

Stuttgart - Die Idee ist so schlecht nicht, jetzt kommt es darauf an, sie mit Leben zu füllen: Der Baden-Württembergische Handwerkstag und Wirtschaftsministerin Nicole Hoffmeister-Kraut haben ein ganzes Bündel von Maßnahmen vorgestellt, mit denen das Handwerk für die Herausforderungen der kommenden Jahre fit gemacht werden soll. Vieles daran ist natürlich nicht sonderlich überraschend – so etwa, dass der Mangel an Facharbeitern zunehmen dürfte, dass Märkte sich verändern und dass die Digitalisierung auch um das Handwerk keinen Bogen machen wird. Dennoch ist es gut, dass all diese Themen zusammenhängend und in Gänze aufgegriffen werden.

Immer wieder – und gerade auch jetzt im Zeichen einer boomenden Konjunktur – weisen die Handwerker fast gebetsmühlenartig darauf hin, sie hätten keine Zeit für die eigene Weiterbildung oder die ihrer Gesellen. Doch sie werden darum nicht herumkommen, wenn aus ihren Betrieben keine Hinterhofwerkstätten werden sollen. Das Maßnahmenbündel kann deshalb durchaus auch als nötiger Weckruf an die Branche verstanden werden.

Weckruf an die Betriebe

Doch dieser Weckruf darf nicht aus der Phrasendreschmaschine kommen. Immer wieder ist in dem Papier die Rede von Strategie oder von Offensive – und das klingt schon ein wenig nach Powerpointpräsentationen ohne tatsächliche Aussage. Dass der Technologiebeauftragte des Landes, Professor Wilhelm Bauer, jüngst ein Neun-Punkte-Programm für den Technologietransfer vorgestellt hat, in dem das Wort Handwerk nicht einmal vorkommt, zeigt, wohin die gut gemeinten Absichten abdriften könnten. Dabei sollte sich gerade der Technologiebeauftragte eher um die kleinen Betriebe als um die Großkonzerne kümmern.

All die Berater, die nun eingestellt werden, müssen die Sprache der Handwerker sprechen. Und dies gilt auch für alle Papiere, die möglicherweise noch fabriziert werden. Handwerk ist kein Mundwerk. Die Meister und Gesellen wissen mit Hammer und Schraubenzieher umzugehen – große Worte schätzen viele meist weniger. Soll das Programm Erfolg haben, gilt vor allem eines: Auf dem Teppich bleiben.