Mit diesem Schuh hat sich Christoph Schäfer durchgesetzt. Foto: Maira Schmidt

Orthopädieschuhmacher Christoph Schäfer ist in seinem Handwerk der beste Geselle der Republik. In einigen Jahren will er den Familienbetrieb übernehmen.

Bad Cannstatt - Wenn Christoph Schäfer in der Stadt unterwegs ist, schaut er den Menschen meist nicht ins Gesicht. „Ich gucke auf die Füße“, sagt der 23-Jährige. Dabei ist Christoph Schäfer keineswegs schüchtern. Dieses Verhalten ist viel mehr seinem Beruf geschuldet. Der gebürtige Cannstatter ist Orthopädieschuhmacher. Läuft eine junge Dame auf hohen Hacken an ihm vorbei, achtet er nicht darauf, ob die Pumps grün oder rot sind. Ihn interessiert viel mehr, ob die modebewusste Frau mit dem Schuhwerk klar kommt oder ständig umknickt.

Am vergangenen Wochenende wurde Christoph Schäfer in Dortmund zum besten Gesellen seines Handwerks ausgezeichnet. Auch Bundespräsident Joachim Gauck war bei der Feier dabei. Mit seinem Gesellenstück, einem schwarzen Herrenschuh aus Leder, hat sich der 23-Jährige nicht nur gegen die Konkurrenz aus Stuttgart und Baden-Württemberg durchgesetzt. Christoph Schäfer hat es beim so genannten Leistungswettbewerb des Deutschen Handwerks bis zum Bundessieger geschafft. Er ist der Beste von rund 300 Auszubildenden in der Republik.

Der Ur-Ur-Großvater hat am Königshof gearbeitet

Der 23-Jährige ist der Spross einer alteingesessenen Cannstatter Handwerksfamilie. Bereits im Jahr 1896 habe ein Vorfahre von ihm ein Geschäft an der Hallstraße in der Neckarvorstadt eröffnet. Bevor sich dieser Ur-Ur-Großvater für die Selbstständigkeit entschied, habe er am Königshof gearbeitet, erzählt Christoph Schäfer und ergänzt: „Die ersten beiden Generationen waren noch Schuhmacher.“ Damals habe es die Spezialisierung Orthopädieschuhmacher noch nicht gegeben.

Nach einem kurzen Ausflug in den Stuttgarter Osten eröffnete die Familie schließlich ein Geschäft an der Brunnenstraße in Bad Cannstatt. Zunächst befand sich der Betrieb in dem Haus mit der Nummer 14. Schnell wurden die Räume jedoch zu klein, so dass das Geschäft an die Brunnenstraße 18 umzog. Heute leitet Christoph Schäfers Vater den Betrieb. In einigen Jahren will der 23-Jährige das Geschäft übernehmen.

Die Nachfrage nach orthopädischen Schuhen ist groß

Dabei sei es gar nicht klar gewesen, dass er eines Tages in die Fußstapfen seiner Vorfahren tritt, sagt der Geselle. Er habe sich auch in anderen Berufen umgeschaut, Praktika bei Banken und Versicherungen gemacht. Dass er sich letztlich für das Handwerk seines Vaters entschied, liege vor allem an der Vielseitigkeit dieses Berufs. Das medizinische Fachwissen sei genauso wichtig wie das handwerkliche Geschick und als Betriebsinhaber müsse man natürlich auch was vom Geschäft verstehen. Jeder Schuh sei ein Unikat. „Alles wird von Hand hergestellt“, sagt Christoph Schäfer. Zwölf Stunden arbeite er schnell mal an einem Schuh. Nicht mitgerechnet, die ganze Vorarbeit, wie das Ausmessen des Fußes. Ein Maßschuh könne deshalb locker mehr als 1000 Euro kosten. Die Kundschaft geht dem Orthopädieschuhmacher aber dennoch nicht aus. Im Gegenteil, in einer Gesellschaft, in der die Menschen immer älter werden und Volkskrankheiten wie Diabetes verbreitet sind, ist die Nachfrage nach orthopädischen Schuhen groß.

Bei dem Handwerk geht es aber nicht allein darum, dass die Kundschaft besser laufen kann. Die Ästhetik spielt auch eine Rolle. Ziel sei es, einen orthopädischen Schuh so anzufertigen, dass er auf der Straße nicht auffällt, sagt Schäfer. Der 23-Jährige verlässt sich hierbei auch auf seinen eigenen Geschmack. Sein Gesellenstück, die schwarzen Lederschuhe, haben ihm so gut gefallen, dass er für sich selbst auch gleich noch ein Paar hergestellt hat.