Köhler Marcus Waldinger stellt auf seinem Meiler aus Holz Holzkohle her. Foto: StN

Nur zwei Prozent der Holzkohle, die in deutschen Grills kokelt, wird auch hierzulande produziert. Wir haben einen Köhler bei der Arbeit besucht.

Dorfmerkingen/Wiesbaden - In den Gärten, Parks oder Grünanlagen duftet es nun wieder nach Grillgerichten. Die wichtigste Zutat neben Fleisch, Wurst und Geflügel ist dabei die Holzkohle. Zehntausende Tonnen Grillholzkohle und Grillholzkohlebriketts werden in Deutschland jedes Jahr vergrillt. Hinzu kommen noch Briketts aus anderen Ausgangsmaterialien wie Braunkohle oder Kokosschalen.

Geerntet und verkohlt wird das Holz größtenteils in Südamerika und Afrika sowie in Polen. Im vergangenen Jahr wurden im Vergleich zum Jahr 2011 rund 18 000 Tonnen mehr Holzkohle eingeführt. In der Außenhandelsstatistik des Statistischen Bundesamtes für 2012 führt Polen die Liste der Länder an, aus denen Holzkohle nach Deutschland importiert wurde. 59 281 Tonnen der nach Deutschland importierten Holzkohle stammen aus dem EU-Land. „Der Anstieg der Einfuhren gegenüber 2011 ist zum einen darauf zurückzuführen, dass Unternehmen ihre Einfuhren gegenüber dem Vorjahr gesteigert haben. Andererseits hat sich die Anzahl der Einführer im Jahr 2012 deutlich erhöht“, sagt Konrad Schemer vom Statistischen Bundesamt in Wiesbaden.

Anbieter der fertigen Produkte sind häufig deutsche Firmen, welche die Kohlen und Briketts importieren. In Deutschland werden sie nur noch gesiebt und abgefüllt.

FSC-Siegel steht für Nachhaltigkeit

Die industrielle Herstellung von Grillkohle ist in Deutschland sehr stark zurückgegangen. Lediglich zwei Prozent der Holzkohle, die auf deutschen Grills landet, werden hierzulande produziert. Auch wenn Buchen-Grillholzkohle mehr als doppelt so viel wie das billigste Angebot aus dem Baumarkt kosten kann: Der Preis relativiert sich, wenn man bedenkt, dass die teure Kohle die Wärme bis zu dreimal länger hält als die günstige Variante. So kann man mit der teuren Kohle mehr Steaks und Würstchen grillen als mit der billigen – und es sich mit gutem Gewissen schmecken lassen.

Aber Holzkohle ist nicht gleich Holzkohle: Für den Nachweis nachhaltiger Forstwirtschaft steht das FSC-Siegel mit seinem stilisierten Baum. Es soll garantieren, dass beim Abholzen von Bäumen strenge ökologische und soziale Vorschriften eingehalten wurden. Allerdings ist dieses Zertifikat selten zu finden – ebenso wenig wie Hinweise zur Herkunft der Ware, über die sich häufig ausgeschwiegen wird. Auch stellt dieses Industriesiegel keine Sicherheit dar, wie die Zeitschrift „Ökotest“ bereits mehrere Male kritisiert hat. In Labortests wurde Tropenholz nachgewiesen.

Holzkohle war wichtig für die Industrialisierung

Dieses nämlich – trotz vieler unterschiedlicher Baumarten – weist eine jeweils extrem ähnliche Struktur auf im Vergleich zu Holz aus gemäßigten Breiten mit seinen individuellen Erkennungsmerkmalen. Säcke, auf denen ausdrücklich der Vermerk „kein Tropenholz“ steht, enthalten dennoch vielfach Holz aus tropischen oder subtropischen Regionen. Doch im Gegensatz zu Möbelholz hat man bei den schwarzen Kohlestückchen keine reelle Chance, selbst zu prüfen, welche Baumart dafür gefällt wurde.

Die Entdeckung der Holzkohle spielte einst für die Industrialisierung eine bedeutende Rolle. Bis zur industriellen Nutzung des Erdöls war die Holzkohle einer der wichtigsten Energierohstoffe der Menschheit. Mit der verstärkten Nutzung von Steinkohle ab dem 18. Jahrhundert ging die Köhlerei in Deutschland zurück.

Heutzutage gibt es deutschlandweit nur noch vier Köhlereien, die sich der Herstellung von Holzkohle widmen. Eine davon ist die Köhlerei Waldinger aus Dorfmerkingen auf der Ostalb. Marcus Waldinger hat sich dem Handwerksberuf seit 1990 verschrieben. Davon leben kann der 39-Jährige nicht. Hauptberuflich ist er als Holzfahrer tätig. Mit den Preisen der importierten Ware kann und möchte er nicht konkurrieren. Ein Kilogramm Holzkohle bietet Waldinger für zwei Euro an, die Importware gibt es bereits ab 70 Cent pro Kilogramm. „Niedriger kann ich mit dem Preis nicht runtergehen, sonst ist es nicht mehr wirtschaftlich“, sagt der 39-Jährige.

Hochwertige Kohle verbrennt rückstandsfrei und geruchlos

Der Köhler aus Dorfmerkingen setzt auf Nachhaltigkeit: „Das Holz, das ich zu Holzkohle verarbeite, kommt aus dem Umkreis von 20 Kilometern. Ich verwende ausschließlich Buchenholz aus nachhaltigem Forst. Der Rohstoff ist zu hundert Prozent aus der Region. Diese Qualität hat nun mal ihren Preis“, sagt Waldinger.

30 Tonnen Holzkohle produziert der 39-Jährige jedes Jahr. Die hochwertige Holzkohle direkt vom Meiler zeichnet sich durch einen hohen Brennwert aus. Sie verbrennt rückstandsfrei und geruchlos. „Das ist auch der Unterschied zu der importierten Ware. Beim Fleisch achten viele Verbraucher schließlich auch auf die bestmögliche Qualität. Viele meiner Kunden schätzen die Qualität sehr und kommen von weit entfernt“, sagt Waldinger.

Wegen des reinen Kohlenstoffgehalts von über 90 Prozent ist die Holzkohle aus Dorfmerkingen auch für human- und tiermedizinische Zwecke sehr gut geeignet. Die Kohle kann man als medizinische Holzkohle oder auch zur Herstellung von Kohlepulver verwenden. Für die Landwirtschaft lässt sich die Holzkohle zur Aufwertung der Böden als Dünger einsetzen. Für Marcus Waldinger ist die Arbeit als Köhler nicht nur Mittel zum Zweck, sondern längst zur Berufung geworden.