Tim Hepperle schafft sich auf 21 Quadratmetern sein eigenes kleines Reich. Foto: Ines Rudel

Der 20-jährige Tim Hepperle aus Neidlingen baut sich sein Dach über dem Kopf selbst. Damit spart er nicht nur Geld für eine Mietwohnung, sondern sammelt zugleich noch Praxiserfahrungen für sein Holzbauprojektmanagement-Studium.

Neidlingen - Bis Oktober muss es fertig sein. Das Tiny House des Zimmermann-Auszubildenden Tim Hepperle aus Neidlingen im Kreis Esslingen. Denn dann startet das Wintersemester an der Hochschule in Biberach an der Riß, wo der 20-Jährige Holzbauprojektmanagement studieren will.

Vier Wände, ein Boden und ein Dach – alles aus Holz – das hat der Handwerker bereits auf eine gebrauchte Anhängerachse gebaut. „Ich versiegle keinen Boden“, erklärt der Häuslebauer. Das Haus solle so umweltfreundlich wie möglich hergestellt werden. Die Grundkonstruktion ist aus Fichten- und Tannenholz. Die Fenster sind allesamt gebraucht, ebenso die Haustüre.

Generell könnte das Haus einmal mit Fotovoltaik und Wasseraufbereitungsanlage auch komplett autark bewohnt werden. Für seinen Aufenthalt in Biberach hat sich Hepperle aber ein Grundstück mit Strom- und Wasseranschlüssen gesucht. Das macht das Wohnen dann doch etwas einfacher. Auch für das Internet wäre ein Kabel von außen ideal, ansonsten gäbe es aber auch die Möglichkeit, eine Funkverbindung zu nutzen. Auf den Komfort der Zivilisation möchte Hepperle jedenfalls nicht verzichten, das Haus soll einmal alles haben, was andere Häuser auch haben.

Eine Frage ist noch offen: wie wird geheizt?

Im Inneren herrscht momentan jedoch noch Leere. Aber der Bauherr hat natürlich einen genauen Plan, wo später alles stehen soll. Mit einem Computerprogramm und der Hilfe seines Vaters Peter Hepperle, der Zimmermeister ist, wurde das Haus konstruiert. Dusche, Küche, Wohn- und Schlafbereich sowie eine Arbeitsecke sollen einmal auf den 21 Quadratmetern Grundfläche unterkommen. „Es ist ein vollwertiges Haus“, erklärt Tim Hepperle. Um die Grundfläche ideal auszunutzen, muss er etwas tricksen und zwei Zwischenebenen einbauen. Darunter wird dann ein Stauraum geschaffen, wo tagsüber beispielsweise das Bett verschwinden kann. Auch der Esstisch soll einmal ein- und ausklappbar sein, um bei Bedarf Platz zu schaffen.

Eine offene Frage ist bisher, wie er einmal heizen möchte. „Das steht noch in den Sternen. Da muss ich noch schauen“, sagt der Bauherr. Eine Möglichkeit wäre ein Elektroheizer. „Aber das ginge komplett gegen den Nachhaltigkeitsgedanken“, weiß der Handwerker. Ein Holzofen wäre eine andere Möglichkeit. Allerdings würde dieser zu viel Wärme für den mit Holzfaser isolierten Raum erzeugen. Dann müsste man vermutlich die Fenster im Winter öffnen, damit es nicht zu warm wird, befürchtet er.

Etwa 10 000 Euro kostet das Minihaus

Und warum baut er sich nach Feierabend ein Haus und sucht sich keine Mietwohnung? Immerhin steckt jede Menge Arbeit in dem Projekt. Im Januar habe er mit dem Stellen der Wände begonnen und der Innenausbau wird sich bis in den Herbst ziehen. Zum einen ist das selbst gebaute Tiny House günstiger als ein Mietobjekt. Ein Zimmer wäre am Studienort Biberach mit einer Monatsmiete von rund 350 Euro im Vergleich zu Stuttgart oder München zwar erschwinglich. Hepperle hofft aber, dass er sein Haus für weniger als 10 000 Euro bauen kann. Umgerechnet auf eine dreieinhalbjährige Studienzeit hätte er damit Geld gespart, und das Haus könnte nach dem Studium weiter genutzt werden. Dank dem Aufbau auf einem Lastwagenanhänger ist auch der Umzug des Minihauses ein Kinderspiel.

Das Finanzielle ist nur ein kleiner Aspekt, der dem Zimmerer als Anreiz dient. Vielmehr sei es der Spaß am Bauen, der ihn antreibe, wie er erklärt. Zudem könne er mit dem selbst gebauten Tiny House Praxiserfahrung sammeln. „Es ist gut zu sehen, wie man etwas Eigenes geschaffen hat“, sagt der 20-Jährige.