„Sale“ (Ausverkauf) steht über einem Handelsgeschäft geschrieben. De Zahl der Rabattaktionen ist im Vergleich zum Vorjahr gestiegen. Foto: dpa

Viele Verbraucher freuen sich in jedem Jahr auf den Sommerschlussverkauf. Dabei spielt er eigentlich keine wesentliche Rolle – denn Rabatte gibt es mittlerweile das ganze Jahr über.

Stuttgart - Wenn die Verbraucher dieses Wochenende in die Innenstädte strömen, dürfen sie sich wieder auf zahlreiche Schnäppchen freuen. Dann beginnt der Sommerschlussverkauf (SSV), der vor allem vom Deutschen Textileinzelhandel noch hochgehalten wird. Denn im Prinzip spielt er keine wesentliche Rolle. Rabatte gibt es das ganze Jahr, und der Trend zu immer mehr Rabattaktionen hält dabei an. Das zeigt eine Studie der Unternehmensberatung Ernst & Young (EY), für die in den vergangenen Wochen 120 leitende Manager führender Handelsunternehmen in Deutschland befragt wurde.

Demnach planen 16 Prozent der befragten Händler noch mehr Rabattaktionen. Nur elf Prozent wollen seltener Preisnachlässe geben. Beachtlich ist die Zahl der Rabattaktionen: Jeder dritte Händler senkt mindestens sechs Mal im Jahr die Preise – vor einem Jahr waren es noch 27 Prozent.

Handelsxperte spricht von „Rabatt-Droge“

„Obwohl die vielen Preisaktionen die Marge der Händler belasten und die Kunden zu Schnäppchenjägern erzogen werden, kommt der Handel von der Rabatt-Droge nicht runter“, sagt EY-Handelsexperte Thomas Harms. „Im Gegenteil: Die Unternehmen beugen sich dem Wettbewerbsdruck und dem Wunsch der Konsumenten – in der Sorge, sonst Marktanteile zu verlieren.“

Laut Studie werden die Preise im Vorjahresvergleich besonders bei Bekleidung, Schuhen und Lederwaren, Sportartikeln und Accessoires für das Zuhause purzeln. Dagegen könnte es dieses Jahr bei Unterhaltungselektronik und Haushaltswaren geringere Preisnachlässe geben. Die Rabatte könnten dieses Jahr im Schnitt 25 Prozent betragen – ein Prozent mehr als im Vorjahr. 2014 wurden Waren im Schnitt noch mit 23 Prozent ermäßigt.

Eigentlich hat der Handel Rabattaktionen nicht nötig

Auf Rabattaktionen, betont Harms, wären die Händler in diesem Jahr gar nicht angewiesen. 43 Prozent der befragten Unternehmen bezeichneten die eigene Lage als uneingeschränkt gut – sieben Prozent mehr als im Vorjahr. Viele von ihnen wollen in den kommenden Monaten weiter investieren, vor allem in das Online-Geschäft. Da ist es nicht verwunderlich, dass die Zuversicht bei reinen Online-Händlern deutlich höher ist als bei jenen, die ihr Geschäft rein stationär betreiben. Sie wollen auch mehr Mitarbeiter einstellen. Im Schnitt planen drei von zehn Befragten Neueinstellungen – jeder zehnte will Stellen streichen.

Und auch die Konsumlaune der Verbraucher stimmt den Handel zuversichtlich. Diese wollen mehr als in den vergangenen beiden Jahren ausgeben. „Die Arbeitslosigkeit ist niedrig, die Einkommen steigen, niedrige Energiekosten entlasten die Haushaltskassen. Zudem verleiten Minizinsen zum Konsum auf Pump und machen Sparen unattraktiv“, so Harms.

Der Brexit trübt die Stimmung nicht – zumindest vorerst

Auch der Brexit kann offenbar die Stimmung des Handels nicht trüben – zumindest kurzfristig. 70 Prozent der befragten Unternehmen gehen davon aus, dass das Konsumklima in den kommenden Monaten stabil bleibt. 19 Prozent glauben, dass die Kunden noch mehr ausgeben werden als bisher.

Harms selbst ist allerdings skeptischer: Wenn die Exporte nach Großbritannien zurückgingen, könnte sich auch die konjunkturelle Lage in Deutschland und Europa verschlechtern. „Und das wird sich auch auf das Konsumklima in Deutschland durchschlagen.“