Das Handwerk beschäftigt vor allem der Mangel an Nachwuchs – wie hier bei einer Bäckerei, die nach Mitarbeitern sucht. Foto: dpa/Peter Kneffel

Pessimistisch – optimistisch: Handel und Handwerk in Ludwigsburg blicken unterschiedlich ins neue Jahr.

Stürmische Zeiten. So hat die IHK, Bezirkskammer Ludwigsburg, ihren jüngsten Wirtschaftslagebericht überschrieben. Die Industrie- und Handelskammer befragte im Herbst die Unternehmen im Kreis Ludwigsburg. Etwa die Hälfte nannte die Geschäftslage befriedigend, 37 Prozent gut und 16 Prozent schlecht.

Der Blick ins Jahr 2023 sieht weniger rosig aus. Fast jedes zweite Unternehmen erwartet eine Verschlechterung seiner Geschäfte. Ähnlich pessimistisch war die Stimmung zuletzt im Frühsommer 2009 während der Wirtschafts- und Finanzkrise.

Energiekrise, hoher Inflation, Zinswende . . .

Bezirkskammerpräsident Julian Pflugfelder begründete die trüben Aussichten mit aktuellen Unwägbarkeiten: „Die Energiekrise, die hohe Inflation, die Zinswende, die Abkühlung der Weltwirtschaft, der Fachkräftemangel und die instabilen Lieferketten sorgen für breite Verunsicherung. Hinzu kommt die Gefahr einer weiteren Eskalation des Krieges in der Ukraine.“

Die Top-Risiken für ihre Geschäftsentwicklung sehen die Unternehmen in hohen Energiepreisen, einer schwächeren Inlandsnachfrage und dem Fachkräftemangel. Auch hohe Rohstoffpreise und Arbeitskosten spielen laut IHK eine entscheidende Rolle. „Die mit Abstand ganz oben auf der Geschäftsrisiken-Liste stehenden hohen Energiepreise zeigen den besonderen Problemdruck. Wir brauchen daher die angekündigten Energiekostenhilfen, zeitnah und unbürokratisch“, fordert Pflugfelder.

Die einzelnen Branchen sehen die Lage unterschiedlich. In der Industrie sorgen die vollen Auftragsbücher für gute Stimmung. Die meisten denken aber, dass sich ihre Situation in den kommenden zwölf Monaten eher verschlechtert als verbessert. Ähnlich sieht es im Dienstleistungssektor aus, so die Zahlen der IHK.

Der Handel ist am pessimistischsten. 52 Prozent der Befragten denken, dass sich die Lage verschlechtert. Der Einzelhandel spüre eine ausgeprägte Kaufzurückhaltung, vor allem weil die Kunden Kostensteigerungen bei Heizen, Tanken, Strom und Lebensmitteln auffangen müssten.

„Jeder könnte mehr machen, wenn er mehr Leute hätte“

Im Handwerk ist die Situation sehr differenziert. Bäckern und Metzgern gehe es gerade nicht rosig, sagt Kreishandwerksmeister Albrecht Lang. Sie haben vor allem mit den hohen Energiekosten zu kämpfen, aber auch mit dem Nachwuchsmangel, den alle betrifft. Auch die Kollegen im Bau und Ausbau, also Stuckateure, Maler, Dachdecker hätte seit der Finanzkrise 2009 genug zu tun, so Lang. „Jeder könnte mehr machen, wenn er mehr Leute hätte. Der Nachwuchs ist das Überthema. Ich sehe aber keinen richtigen Weg, wie wir da rauskommen könnten.“

Die aktuellen Krisen beschäftigen auch die Handwerker in der Region wie im Landkreis Ludwigsburg. „Natürlich gucken wir mit Sorge auf den Krieg in der Ukraine“, sagt Albrecht Lang. „Aber auch, wenn der Daimler hustet, betrifft uns das. Solange es den Leuten im Landkreis Ludwigsburg gut geht, lassen sie halt auch mal das Vordächle ihres Hauses machen und geben Geld für Handwerker aus. Wir jammern nicht, wir machen das Beste draus.“