Ansturm aufs Gerber bei der Eröffnung Foto: Max Kovalenko

Das neu eröffnete Gerber fügt sich in die Umgebung. Beim Milaneo an der Wolframstraße wird das nicht so sein. Doch die Stadt hat die von vielen Händlern geforderte Aufwertung des Zentrums verschlafen.

Stuttgart - Das Gerber ist schick geworden, das muss man den Machern lassen. Das neue Einkaufszentrum fügt sich gut ins Quartier ein, besonders dort, wo der Gemeinderat den Investor, die Württembergische Lebensversicherung, gezwungen hat, an der Ecke Tübinger- und Sophienstraße eine historische Fassade ins Konzept einzubauen. Am ersten Tag sind viele Kunden zu Fuß oder mit dem öffentlichen Nahverkehr gekommen, ein Verkehrschaos ist ausgeblieben. Wenn schon eine große Shopping Mall, dann so eine.

Dennoch sind die jetzt wieder vermehrt aufkeimenden Ängste vieler Händler in der Innenstadt berechtigt. Sie fürchten, dass ihnen Kunden verloren gehen. Nicht, weil die Geschäfte im Gerber so viel anders oder attraktiver wären als die auf der Königstraße. Sondern weil sie kompakt unter einem Dach liegen. Wer dort einkauft, muss nicht mehr zwingend anderswohin. Das wird sich massiv verschärfen, wenn in Kürze das zweite neue Einkaufszentrum öffnet. Das Milaneo an der Wolframstraße gilt als Solitär ohne Anbindung an die Innenstadt. Wer dort mit dem Auto ins trotz aller Widerstände große Parkhaus fährt, geht kaum mehr ins Stadtzentrum.

Deshalb ist es verständlich, dass der Handelsverband Hilfe von der Politik fordert. Die Innenstadt weist nach wie vor zu viele vernachlässigte Ecken auf. Zahlreiche Händler haben in den vergangenen Jahren ihre Hausaufgaben gemacht und sich mit Umbauten und Konzepten auf die neue Konkurrenz vor der Haustür vorbereitet. Die Stadt dagegen hat manches verschlafen. Die Kronprinzstraße etwa soll 2017 fertig sein. Bis dahin gilt das dann wohl auch für manchen alteinge- sessenen Händler. Und zwar endgültig.