Regt sich über die Schiris auf: DHB-Kapitän Uwe Gensheimer Foto: dpa

Wieder sorgen Pfiffe in einen WM-Spiel von Gastgeber Katar für Aufregung: Nachdem sich im Achtelfinale Österreich von den Schiedsrichtern verschaukelt fühlten, gab es im Viertelfinale nun Kritik von den Deutschen. „Über manche Entscheidungen musste man sich schon wundern“, sagte Bundesliga-Schiedsrichter Holger Fleisch aus Ostfildern.

Doha - Holger Fleisch saß zu Hause in Ostfildern vor dem Fernseher und verstand bisweilen die Welt nicht mehr. Zu weit wollte sich der Handball-Schiedsrichter, der zusammen mit seinem Partner Jürgen Rieber 330 Bundesligaspiele gepfiffen hat, verständlicherweise nicht aus dem Fenster lehnen. Er sagte nur so viel: „Über manche Entscheidung musste man sich schon wundern.“ Beim Viertelfinalspiel Deutschland gegen Katar (24:26) drängte sich der Eindruck auf: Die Fifty-fifty-Entscheidungen wurden grundsätzlich für den Gastgeber gepfiffen.

Schon im Achtelfinale hatten zwei Schiedsrichter beim Auftritt von Katar für Riesenaufregung gesorgt. Die österreichische Mannschaft fühlte sich nach dem 27:29 von den Kroaten Matija Gubica und Boris Milosevic verschaukelt. Nun kamen aus dem deutschen Lager ähnliche Vorwürfe an das mazedonische Duo Slave Nikolov und Gjorji Nachevski. Wobei der Name Nachevski beim DHB nicht unbekannt ist: Der Vater von Gjorji pfiff 2002 das EM-Finale gegen Schweden – und versagte damals in letzter Sekunde dem vermeintlichen Siegtreffer von Florian Kehrmann die Anerkennung. Am Ende triumphierten die Skandinavier mit 33:31 n. V. Dragan Nachevski ist inzwischen Schiedsrichter-Chef des europäischen Verbands. Bei der Partie Katar – Deutschland war er als Delegierter eingeteilt.

Von möglichen Verschwörungstheorien hält Rolf Brack unterdessen wenig. „Ganz egal in welcher Sportart – es ist völlig normal, dass zwei, drei Entscheidungen für den Gastgeber getroffen werden“, sagte der Schweizer Nationaltrainer am Mittwochabend. Und Fleisch? Der wünscht sich nun, dass das deutsche Schiri-Duo Lars Geipel/Marcus Helbig das WM-Finale pfeift. „Sie sind stressresistent, pfeifen Woche für Woche in einem Hexenkessel vor 6000, 7000 Zuschauern“, sagt Fleisch. Im Gegensatz zu anderen Gespannen aus Ländern, wo nur selten vor vollen Hallen gespielt wird.