Den deutschen Handballern gelingt die erhoffte Trotzreaktion. Nach dem Viertelfinal-Aus holt die DHB-Auswahl in der unliebsamen WM-Platzierungsrunde den ersten Sieg. Aber wieder wird es dramatisch.
Deutschlands Handballer um Torwart-Riese Andreas Wolff haben den WM-Charaktertest trotz eines unerklärlichen Einbruchs gerade noch bestanden. Zum Auftakt der Platzierungsrunde kam das Team von Bundestrainer Alfred Gislason am Freitag gegen den Olympia-Vierten Ägypten zu einem 35:34 (30:30, 17:14)-Sieg nach Verlängerung und erhielt sich damit die Chance auf Rang fünf.
Vor der trostlosen Kulisse von 1604 Zuschauern in der riesigen Stockholmer Tele2-Arena zeigte die DHB-Auswahl, für die Juri Knorr mit sieben Toren bester Werfer war, die erhoffte Reaktion auf die klare Viertelfinal-Niederlage (28:35) gegen Frankreich. Zum Abschluss des Turniers geht es am Sonntag gegen Norwegen oder Ungarn, die im Anschluss aufeinandertrafen.
„Ihr macht das alles sehr, sehr gut“
Vom bitteren Viertelfinal-Aus wenige Tage zuvor war bei der DHB-Auswahl erst mal nichts zu spüren. Die deutsche Mannschaft erwischte einen überragenden Start in die Partie, und das lag vor allem wieder einmal an Wolff. Der Torhüter parierte schon ab den ersten Sekunden des Spiels etliche Würfe der Ägypter. So zog Gislasons Team schnell davon. Obwohl erneut das Halbfinale eines großen Turniers verpasst wurde, will der Deutsche Handballbund den 2024 laufenden Vertrag mit dem 63-jährigen Isländer schnellstmöglich verlängern.
Schon im ersten Durchgang hatte Wolff eine überragende Quote an abgewehrten Würfen. Mit seinen Paraden legte der 31-Jährige die Grundlage für den guten Start, der Bundestrainer war zunächst zufrieden. „Ihr macht das alles sehr, sehr gut“, lobte Gislason seine Akteure in einer Auszeit während der ersten Halbzeit. Solche Worte gibt es vom Isländer nicht oft, aber tatsächlich gab es bis dahin kaum etwas auszusetzen.
Die Ägypter steckten niemals auf
Was neben Wolff auch diesmal vor allem an Knorr lag. Der Regisseur dirigierte das deutsche Spiel erneut mit Bravour und sammelte zudem weitere Tore und Vorlagen. Der Jüngste im deutschen Team zählt längst zu den besten Scorern des Turniers. Mit gerade einmal 22 Jahren bewegt er sich in einer Liga mit Weltklasse-Rückraumspielern wie Mikkel Hansen oder Kay Smits. Was allerdings auch zur Wahrheit zählte: dass der Rest des Teams nicht dauerhaft mit den Leistungen von Wolff und Knorr mithalten konnte.
So kamen die Ägypter immer wieder heran. Und zwar meistens dann, wenn Wolff ausnahmsweise mal keine Top-Paraden zeigte. Darum lag die deutsche Mannschaft zur Pause auch nur mit drei Toren vorne. Aber die Abwehr besserte sich, sodass Wolff etwas Entlastung erfuhr. Mit acht Toren führte die deutsche Mannschaft zwischenzeitlich, knapp zehn Minuten vor Schluss waren es nur noch zwei.
Die Ägypter steckten nie auf, nutzten die deutschen Schwächen und kamen in der Schlussphase der regulären Spielzeit sogar zum Ausgleich und bei einem Lattentreffer fast zum Sieg. In der zehnminütigen Extraspielzeit lagen sie dann beim 33:32 sogar vorn. Julian Köster erlöste mit dem Siegtreffer schließlich die Schützlinge von Gislason.