Rückraumspieler Paul Drux wurde im Spiel gegen Frankreich ganz schön in die Mangel genommen und bekam dabei einen Schlag ins Gesicht ab. Das Foul wurde mit einer Hinausstellung für den französischen Spieler bestraft. Foto: AFP

Die Handball-WM sorgt für eine Welle der Begeisterung in Deutschland. Damit auch Laien mitreden können, haben wir die wichtigsten Regeln zusammengefasst. 

Stuttgart/Berlin - Die Handball-WM 2019 im eigenen Land begeistert nicht nur Fans des Sports, sondern auch Laien. Für die passieren auf dem Spielfeld manchmal sehr seltsame Dinge: Warum bekommt ständig jemand eine Zeitstrafe? Und wieso ist das Tor manchmal leer? Hier gibt es die wichtigsten Handballregeln leicht erklärt.

Mit 3:1-Punkten in der Vorrunde ist die deutsche Handball-Nationalmannschaft bei der Heim-WM optimal gestartet. Und auch in der Hauptrunde in der Kölner Lanxess Arena konnte das Team um Trainer Christian Prokop gegen Island ihr Können bereits erfolgreich unter Beweis stellen. 

Bis zu 19.403 Handballfans feuern Pekeler, Wiencek, Gensheimer und Co. in der riesigen Veranstaltungsstätte an, Tausende verfolgen die Spiele vor dem heimischen Fernseher.

Dabei begeistert die Handball-WM im eigenen Land nicht nur eingefleischte Fans, sondern auch den ein oder anderen Laien. Und der fragt sich bei diesem schnellen, körperbetonten und komplexen Sport ab und an mal: Was pfeift der Schiedsrichter da eigentlich? 

Die Antwort darauf gibt es hier. Wir haben für Sie die Handballregeln leicht erklärt:

1. Die Spieleranzahl

Jede Mannschaft hat maximal 14 Spieler, davon sind meistens zwei Torhüter. Sieben davon stehen auf dem Feld, sechs Feldspieler und ein Torwart. Zur WM 2019 darf jeder Trainer 16 Spieler berufen.

Eine gängige Spielvariante, um im Angriff noch gefährlicher und erfolgreicher zu sein, ist das Spiel mit sieben Feldspielern. Dabei wechselt ein zusätzlicher Spieler am Seitenrand für den Torwart ein, wenn die Mannschaft im Angriff ist. In der Anzeige am Bildschirmrand erscheint dann "Empty Goal".

Diese Taktik birgt allerdings auch Risiken, da bei einem plötzlichen Ballverlust im Angriff, die Gegner auf ein leeres Tor werfen können. Das hat Deutschland im Spiel gegen Serbien satte drei Tore hintereinander gekostet!

2. Das Spielfeld

Das Spielfeld ist 40 x 20 Meter groß. Die Seitenauslinie und die Torauslinie umschließen das Feld. Durch die Mitte verläuft die Mittellinie. Der Torraum wird durch einen durchgezogenen Halbkreis mit einem Radius von sechs Metern definiert. Dieser darf nur vom Torhüter betreten werden. Neun Meter vom Tor entfernt liegt die gestrichelte Freiwurflinie. Zwischen Torkreis und Freiwurflinie liegt die Siebenmeterlinie. Auf einer Längsseite erstreckt sich die Auswechsellinie von der Mittellinie aus jeweils 4,5 m nach rechts und links. Dahinter befindet sich der Auswechselraum mit den Auswechselbänken in dem sich die restlichen Spieler aufhalten.

Ganz wichtig: Die Spieler dürfen nur innerhalb dieser Auswechsellinie wechseln. Passiert dies nicht, meldet das Schiedsgericht einen Wechselfehler, der mit einer Zeitstrafe für den falsch eingewechselten Spieler und dem Ballbesitz der gegnerischen Mannschaft bestraft wird. 

Geht ein Ball ins Seitenaus (Ein Ball ist im Aus, wenn er komplett über der Linie ist), bekommt die gegnerische Mannschaft Einwurf. Wirft die angreifende Mannschaft den Ball hinter die Torauslinie, hat der Torwart Abwurf. Berührt ein Abwehrspieler beim Block den Ball und dieser geht anschließend hinter die Torauslinie, dann bekommt die gegnerische Mannschaft einen Eckwurf. Berührt der Torwart bei einer Parade den Ball und dieser geht hinter die Torauslinie, gibt es Abwurf.

3. Ein- und Auswechseln

Wie eben angesprochen ist die Auswechsellinie entscheidend beim Wechselvorgang. Allgemein kann beim Handball so oft ein- und ausgewechselt werden, wie es der Mannschaft beliebt.

Die einzige Ausnahme bei den Frauen und Männern ist nach Halbzeit- und Spielende, wenn noch ein Freiwurf ausgeführt werden muss. Hier darf die verteidigende Mannschaft nicht mehr auswechseln. Genauso beim 7-Meter-Werfen nach Spielende, um einen Gewinner zu erörtern. Gewechselt werden darf nur noch in der laufenden Spielzeit.

4. Die Spielzeit

Im Frauen- und Männerbereich dauert eine Halbzeit im Handball 30 Minuten und die reguläre Spielzeit beträgt 60 Minuten. Die Halbzeitpause bei der WM dauert 15 Minuten.

In Pokal- oder Finalspielen, in denen es einen Gewinner geben muss, sehen die Handballregeln maximal vier Verlängerungen von jeweils fünf Minuten vor. Es gibt keine Nachspielzeit wie beim Fußball, weil der Schiedsrichter bei groben Fouls, Wischereinsatz, Verletzungen und Siebenmeter meistens die Spielzeit anhält.

5. Time-Out

Jede Mannschaft kann insgesamt drei Mal ein Team-Timeout von einer Minute nehmen. Es sind jedoch maximal zwei Auszeiten pro Halbzeit zulässig und in den letzten fünf Minuten einer Partie darf nur eine Auszeit pro Mannschaft genommen werden.

6. Zeitspiel

Ab wann beim Handball Zeitspiel gilt, entscheidet der Schiedsrichter. Wenn er meint, es erfolgt kein Drang zum Tor (viele Querpässe oder häufiges sich festmachen lassen), dann hebt er den Arm und das Zeitspiel beginnt.

Es dürfen dann noch maximal sechs Pässe gespielt werden. Wenn das Spiel durch Einwurf oder Freiwurf unterbrochen wird, gibt es immer noch ein Pass dazu, um diesen auszuführen. Auch wenn der Angreifer nach dem 6. Pass geblockt wird und die angreifende Mannschaft im Ballbesitz bleibt, gibt es einen weiteren Pass geschenkt. Weil es schwer ist, dabei den Überblick zu behalten, fragen die Spieler oft beim Schiedsrichter nach. In den WM-Hallen werden die verbleibenden Würfe auf der Anzeige runtergezählt.

Aufgehoben wird das Zeitspiel bei Würfen, die das Tor oder den Torwart berühren, und bei Fouls die progressiv (Gelb, 2 Minuten, Rot) bestraft werden.

Außerdem ist das Zeitspiel mit einem abgeschlossenen Angriff automatisch beendet. Erfolgt kein Torabschluss, pfeift der Schiedsrichter nach sechs Pässen ab und der Angriff ist damit beendet.

6. Schritte

Prellt der Spieler den Ball, darf er so viele Schritte machen wie er möchte. Nimmt er ihn anschließend auf, darf er mit dem Ball in der Hand nur maximal drei Schritte machen. Prellt er dann erneut, ist es ein Schrittfehler. Dieser wird mit einem Freiwurf für die gegnerische Mannschaft geahndet.

7. Freiwurf

Der Freiwurf ist im Handball ein gern genutztes Mittel der Schiedsrichter um kleine Vergehen zu ahnden. Kleinere und größere Fouls führen meistens zu einem Freiwurf für die gegnerische Mannschaft, genauso wie Ballspielfehler, Schrittfehler oder auch das verbotene Fußspiel.

Bei einem Foul innerhalb der 9-Meterlinie, wird der daraus resultierende Freiwurf außerhalb der 9-Meterlinie ausgeführt. Beim Ausführen müssen alle Gegenspieler drei Meter Abstand einhalten, ansonsten gibt es eine progressive Bestrafung (Gelb, 2 Minuten, Rot). 

8. Gelbe Karte

Handball ist ein körperetonter Sport. Die Gelbe Karte zieht ein Schiedsrichter als Verwarnung eines Spielers. Hat er einen Gegenspieler unsanft geschubst, geklammert oder zu Boden gerissen, sieht ein Spieler schnell gelb. Foult der Spieler erneut, muss er für zwei Minuten auf die Bank und seine Mannschaft spielt für die Zeit mit einem Spieler weniger.

9. 2-Minuten-Strafe

Die Steigerung davon ist die 2-Minuten-Strafe. Gröbere Fouls und wiederholte Gelbe Karten werden mit einer Hinausstellung bestraft. Bei der WM sah man Schiedsrichter bisher auch viele Schläge ins Gesicht oder gesundheitsgefährdendes Spiel mit einer 2-Minuten-Strafe ahnden. Als ein serbischer Außenspieler beim Spiel Deutschland gegen Serbien für zwei Minuten raus musste, sagte der Kommentator zu der Strafe: "Man nimmt in Kauf, dass sich der Gegenspieler verletzen könnte."

10. Rote Karte

Am häufigsten wird die Rote Karte als Bestrafung für "drei Mal zwei Minuten Zeitstrafe" gegeben. Das bedeutet, wenn der Spieler zum dritten Mal für ein grobes Foul zwei Minuten bekommt. Er muss dann auf der Tribüne Platz nehmen, seine Mannschaft muss einen anderen Spieler für zwei Minuten vom Feld nehmen, bevor sie wieder auf sieben Spieler auffüllen darf. 

Auch Aktionen, die besonders gesundheitsgefährdend, besonders rücksichtslos und besonders gefährlich sind, werden mit einer Disqualifikation geahndet. Bespiele dafür sind das Stoßen von hinten im Sprung oder das grobe in den Wurfarm greifen. Zudem sehen Spieler auch für grobe Unsportlichkeiten Rot wie zum Beispiel Beleidigungen, Nachtreten oder Nachschlagen. 

Übrigens können auch Torhüter eine Rote Karte kassieren. Zum Beispiel beim Tempogegenstoß, wenn der Torwart mit dem Spieler außerhalb des Torraums zusammenstößt und ihn so vom Torwurf abhält.

Die Rote Karte alleine hat keinerlei Konsequenzen für kommende Spiele.

11. Blaue Karte

Die Blaue Karte bekommen Spieler zusätzlich zur Roten Karte, wenn sie ein besonders grob unsportliches Foul gemacht haben. Sie signalisiert eine Disqualifikation mit schriftlichem Bericht und sorgt für ein anschließendes Disziplinarverfahren. Der Spieler kann für kommende Spiele gesperrt werden. 

Die Blaue Karte wurde durch die IHF mit der Regeländerung zum 1. Juli 2016 eingeführt.

12. Siebenmeter

Der Siebenmeter ist der Strafwurf im Handball. Er ist mit dem Elfmeter im Fußball zu vergleichen und wird bei rüdem Spiel in der Abwehr gegeben.

„In der Abwehr“ bedeutet aber nicht zwangsläufig, dass das Foul im Neunmeterraum stattfinden muss. Wird ein Spieler der frei aufs Tor zu läuft, bei einem Tempogegenstoß, an der Mittellinie unfair gestoppt, dann kann der Schiedsrichter auch hier auf Siebenmeter entscheiden.

Aber auch allgemeine Fouls, wie das Greifen in den Wurfarm, Trikotziehen, ein Schlag ins Gesicht etc. können zu einem Siebenmeter führen.

Ein häufig auftretender Grund für einen Siebenmeter ist, wenn die Abwehr im Kreis steht. Oft pfeifen Schiedsrichter einen Siebenmeter ohne dass ein grobes Foul passiert ist, das lässt sich dann oft durch Abwehr im Kreis erklären. 

13. Stürmerfoul

Der Schiedsrichter pfeift ein Stürmerfoul, wenn der angreifende Spieler mit vollem Körpereinsatz in die Abwehr geht, ohne dass sich der Abwehrspieler auf ihn zubewegt. Oft signalisieren Abwehrspieler das Stürmerfoul, in dem sie sich nach dem Stoß fallen lassen. Geht der Abwehrspieler aktiv auf den Angreifer zu, wird kein Stürmerfoul gepfiffen. 

Die Aufgabe des Schiedsrichters ist es also – z.B. im Falle einer Kollision – zu entscheiden, wer für den Kontakt verantwortlich war.