Handball-Nationaltorwart Silvio Heinevetter und seine Freundin Simone Thomalla. Foto: dpa

Der extrovertierte Nationalkeeper Heinevetter gibt den Hanball-Bundesligist Füchse Profil.

Göppingen - Verrückte Paraden und eine besondere Beziehung: Wenn die Füchse Berlin am Samstag bei Frisch Auf Göppingen antreten, sind viele Blicke auf Silvio Heinevetter gerichtet. Der Rummel um ihn und Schauspielerin Simone Thomalla hat den Torwart nicht nur bei Handballfreunden bekanntgemacht.

Wir wissen nicht, ob die "Tatort"-Melodie heute Abend in der Göppinger EWS-Arena ertönen wird. In anderen Hallen ist es inzwischen üblich, dass die bekannten Klänge des Sonntagskrimis gespielt werden, wenn Silvio Heinevetter zur Abwehr eines Siebenmeters im Tor steht. "Ich höre die Musik schon gar nicht mehr", sagt der Berliner Keeper, wenn er darauf angesprochen wird. Gut ein Jahr ist er nun schon mit der "Tatort"-Kommissarin Simone Thomalla zusammen. Seitdem ist er über den Sport hinaus zu einer Person des öffentlichen Lebens geworden. Seitdem schauen ihm auch die Boulevardmagazine "Bunte" und "Gala" auf die Finger.

Es wird dem gebürtigen Thüringer aber nicht gerecht, ihn nur auf die Liaison mit der Schauspielerin zu reduzieren. Schon davor war der impulsive Keeper (,,auf dem Feld bin ich ein positiv Bekloppter") eine der auffälligsten Erscheinungen im deutschen Handball und eine der prägenden Figuren in der Nationalmannschaft. Einer, der den Füchsen Berlin Profil gab. "Unser Erfolg basiert auf vier Säulen und einem Superstar", stellt Berlins Geschäftsführer Bob Hanning klar. Die vier Säulen sind er selbst, der Präsident Frank Steffel, der Trainer Dagur Sigurdsson aus Island und der dänische Kapitän Torsten Laen. Und der Superstar, na klar, das ist Silvio Heinevetter.

Heinevetter blieb trotz verlockender Angebote standhaft

Der 26-Jährige spielt eine klasse Saison. 167 Paraden hat er in 13 Saisonspielen gezeigt. Kein Bundesligatorwart weist eine bessere Bilanz auf. Damit hat er einen großen Anteil an der Erfolgsserie seiner Mannschaft. Die Füchse, erst seit der Saison 2007/08 in der Bundesliga, verblüffen die Konkurrenz. Mit 23:3 Punkten ist der Tabellenzweite vor dem Schlagerspiel bei Frisch Auf Göppingen (20:8 Punkte) der Verfolger Nummer eins von Spitzenreiter HSV Hamburg (26:2 Punkte). Ein Tipp für den Titel ist das Team aber noch nicht. Zumindest nicht für Hanning, Spitzname Bob der Baumeister: "Nach menschlichem Ermessen werden zumindest der THW Kiel und die Rhein-Neckar Löwen noch an uns vorbeiziehen", sagt der Architekt des Erfolgs.

Die Kampfansage an den deutschen Handball muss der ehemalige Manager des HSV Hamburg gar nicht aussprechen. Eine Unterschrift vor rund drei Wochen tat es auch. Silvio Heinevetter verlängerte seinen im Sommer 2011 auslaufenden Vertrag beim Hauptstadtclub bis 2014. Danach spendierte er "stilecht" (Heinevetter) der Mannschaft Buletten und einen Kasten Bier und erklärte, warum er der Verlockung des Geldes widerstanden hat: "Ich habe mich für die Stadt und für den Verein entschieden und bin fest davon überzeugt, dass die Füchse langfristig etwas Großes werden können. Die Entwicklung in Berlin ist einfach fantastisch, und es macht Spaß, ein Teil dieses Vereins zu sein."

Dabei hatte es logischerweise nicht an Alternativen gefehlt. So wollten zum Beispiel die von SAP-Milliardär Dietmar Hopp gesponserten Rhein-Neckar Löwen den Top-Torhüter als Nachfolger von Welthandballer Slawomir Szmal verpflichten. Heinevetter blieb standhaft. Man habe im Vergleich zum letzten Vertrag nichts draufgelegt, behauptet Hanning und erklärt auch gleich, warum: "Das Gehaltsgefüge in einer Mannschaft muss erhalten bleiben." Allerdings ist Heinevetter auch ohne Gehaltssprung mit einem geschätzten Jahresgehalt von 300.000 Euro der Top-Verdiener im Fuchsbau. Also sprach nicht wirklich viel dafür, die Hauptstadt Richtung Mannheim zu verlassen. "In Berlin habe ich ein perfektes Umfeld, die Stadt ist unheimlich spannend und faszinierend, hier fühle ich mich wohl", versichert Heinevetter glaubhaft. Das liegt auch an seiner Lebensgefährtin. Simone Thomalla ist in Potsam aufgewachsen und liebt die Bundeshauptstadt. So gesehen basiert der Berliner Erfolg auf vier Säulen und zwei Superstars.