Janina Weiß, Neuzugang aus Nellingen, hatte als sechsfache Torschützin einen guten Einstand. Foto: Yavuz Dural

Eine neu formierte Frauenmannschaft der HSG Leinfelden-Echterdingen siegt zum Saisonstart mit 32:25. In einem Punkt ist ihr Trainer dennoch nicht schlauer als zuvor.

Echterdingen - Christina Baumann blickte staunend aufs Aufgebot. „Jahrgang 1999, Jahrgang 2000, Jahrgang 2001 – das ist echt brutal“, befand die einst langjährige Stammtorhüterin und heutige Jugendleiterin. Und ein Rekord scheint den Oberliga-Handballerinnen der HSG Leinfelden-Echterdingen somit gleich nach dem ersten Spieltag sicher. Hatten die Frauen des Filderclubs jemals eine jüngere Mannschaft auf dem Feld? Von den Alteingesessenen konnte sich jedenfalls keiner daran erinnern. Unter den sechs Feldspielerinnen der Startformation lag der Altersschnitt am Samstagabend bei 21,1 Jahren.

Umso erfreulicher das Ergebnis. Nach elf Monaten Wettbewerbspause und gar eineinhalb Jahren ohne konstanten Spielbetrieb gelang dem Youngster-Team nun ein erfolgreicher Neubeginn. Zum Saisonauftakt siegten die Echterdingerinnen gegen die SG Heidelsheim/Helmsheim ungefährdet mit 32:25. Ein Anfang, den das zu einem beträchtlichen Teil neu formierte Ensemble am Ende singend und hüpfend feierte – und der den Trainer Jochen Knauß strahlen ließ. „Zwei Punkte geholt, das ist für das erste Spiel das Wichtigste“, sagte er. Wie diese und das auf dem Parkett offenbarte Kräfteverhältnis einzustufen sind, müssen allerdings erst die nächsten Wochen zeigen.

Eine Liga in der Orientierungsphase

Die Frage, inwieweit er in Sachen ligaweiter Standortbestimmung schlauer geworden ist, beantwortete Knauß bezeichnenderweise kurz und knapp in nur zwei Worten: „Überhaupt nicht.“ Es ist gerade eine komplette Spielklasse noch in der Orientierungsphase. Nie gab es mehr Ungewissheit als dieses Mal, nachdem das gesamte Teilnehmerfeld coronabedingt monatelang von der Bildfläche verschwunden war. Kaderstärke, Form, Leistungsvermögen – hiernach alles schwer zu sagen. Im Echterdinger Fall etwa ist von der Erstbesetzung aus Vor-Pandemie-Zeiten kaum noch etwas übrig. Zahlreiche Stützen des Kaders haben seither aufgehört: Bäuchle, Brändle, Hummel, Heidinger, Gehrke, Schnabel, Kroer. Wer aktuell nach den bekannten Namen Ausschau hielt, tat dies vergeblich. Fündig wurde er höchstens auf den Zuschauerrängen.

Dass der hieraus resultierende Umbruch Geduld und Zeit braucht, hatte Knauß bereits vor dem ersten Torwurf 2021/2022 angemahnt. Dafür brachte die Begegnung mit dem badischen Tabellensiebten der vorvergangenen Abbruchsaison denn auch streckenweise die Bestätigung. „Man hat gesehen, dass wir im Angriff natürlich noch nicht richtig eingespielt sind“, konstatierte Knauß. Zugleich deutete sich aber auch an, dass der Coach mit einer zweiten Einschätzung ebenso richtig liegt: Über Potenzial verfügt diese Mannschaft allemal.

Das Motto: Tempo, Tempo, Tempo

Welche Art von Handball die Echterdingerinnen weiterhin spielen wollen, demonstrierten sie zumindest in der ersten Hälfte: mit viel Tempo, mit überfallartigen Aktionen. Die Mehrzahl der eigenen Treffer fiel aus einem schnellen Gegenstoßspiel heraus. Als Vollstreckerin überzeugte dabei vor allem die Linksaußen Janina Weiß, Neuzugang vom Drittligisten Nellingen.

In der Abwehr bildeten Celina Epp und Leonie Strack einen stabilen Mittelblock – ehe sich dort nach der Pause, als Knauß in Anbetracht des bereits klaren Spielstands personell zu experimentieren begann, zunehmend Lücken auftaten. Praktisch entschieden war die Partie schon nach zehn Minuten. Zu diesem Zeitpunkt führten die Echterdinger Frauen mit 6:1 und gerieten danach nie mehr in Gefahr. Zeitweilig lagen sie sogar acht Tore vorn, erstmals beim 18:10.

Sowohl Knauß als auch Baumann sind sich sicher: „Es werden noch andere Gegner kommen.“ Sprich stärkere. Jugendlicher besetzte dagegen wohl kaum.

HSG Leinfelden-Echterdingen: Müller, Sperr; Weiß (6), Strack (4), Günther, Allmendinger, Berwanger (1/1), Seiter (5), Oeder (9/5), Epp (3), Elsäßer (3), Locher, Kühnel (1). SG Heidelsheim/Helmsheim: Hechinger; Dehm (4), Gromer, Hauk (1), Witt (3), Borne (6/4), Schubart, Telatinski (1), Dermaku, Marquardt (1), Schückle (5), Treml (4).