Der neue Kapitän des SV Leonberg/Eltingen steht fast die gesamte Woche in der Sporthalle – nach fünf Knie-Operationen. Saisonauftakt am Samstag gegen die HSG Ettlingen.
Kapitän der Handballer des SV Leonberg/Eltingen – es scheint, als laste ein Fluch auf diesem Amt. Als Lars Neuffer seine Karriere beendete, wurde Andreas Binder sein Nachfolger als Spielführer, und nach nur einer Saison als Chef der Mannschaft verabschiedete auch er sich in den Ruhestand. Es folgte Dominik Fischer, der legte ebenfalls nach einer Saison im Frühjahr 2025 die Spielführerbinde ab und mottete die Handballschuhe für Spiele bei den Aktiven ein.
Wenn an diesem Samstag (20 Uhr) die Handballer des Oberligisten im Sportzentrum aufs Spielfeld laufen, wenn die HSG Ettlingen zu Gast ist, wird Christoph Hönig als Kapitän vorneweg marschieren. Eines allerdings stellt der Rückraumspieler vor dem ersten Punktspiel klar. „Ich habe nicht vor, nach dieser Saison mit dem Handballspielen aufzuhören“, betont Hönig mit festen Worten wie ein Regierungschef einen möglichen Rücktritt ins Reich der Utopie verweist.
Die Botschaft vernimmt Zoran Stavreski mit Freude. „Chris ist mein verlängerter Arm aufs Spielfeld und das Bindeglied zur Mannschaft“, sagt der neue Trainer der SV-Handballer, „und er ist ein Leistungsträger des Teams. Er ist im besten Handballalter.“
Dem würde kaum einer widersprechen. Hönig ist 29, seine Vorgänger im Amt hatten allesamt bereits die magische 30er-Marke überschritten, als sie ihre Karrieren beendeten. „Ich hoffe, dass mein Körper die Strapazen noch ein paar Jahre mitmacht“, sagt der SV-Kapitän, und zwar aus gutem Grund: Bereits fünfmal lag er wegen des Knies auf dem OP-Tisch eines Chirurgen – Hönig war einst beim Landen nach einem Sprung das Knie weggeknickt; es war alles kaputt, vom Kreuzband über den Meniskus bis hin zu den Bändern. Die weiteren Probleme und Knorpelschäden waren Folge dieser Verletzung. „Die letzte OP ist nun sieben Jahre her“, erzählt der Handballer und klopft auf Holz, „ich hoffe, dass es so bleibt.“
Trainer Stavreski bestimmt den Spielerrat
Dass der 29 Jahre alte Routinier die Spielführerbinde trägt, war fast eine logische Entwicklung. Zoran Stavreski hatten den Spielerrat (das „Kernteam“) bestimmt, darin sollte ein Torhüter sein, ein Neuzugang sowie wichtige Akteure – der Trainer ernannte Goalie Max Schneider, Neuzugang Paul Schreiner sowie Felix Wiederhöft, Yannik Oral und eben Christoph Hönig. Die Mannschaft wählte aus dieser Gruppe Hönig zum Kapitän und Schneider zum Stellvertreter. „Es freut mich, dass mir das Team dieses Vertrauen entgegen bringt“, sagt Hönig.
Verändern wird er sich selbst und seine Spielweise deshalb freilich nicht, und auch die neue Verantwortung wird nicht so schwer auf seinen Schultern lasten, dass er sich auf dem Spielfeld bewegt wie ein Sumo-Ringer mit Schlittschuhen auf Eis. „Ich werde mich noch mehr einbringen in Diskussionen“, vermutet der Endzwanziger, der nach dem Ausscheiden von Co-Trainer Markus Rentschler die Leitung des Montags-Trainings nach Vorgaben von Zoran Stavreski übernommen hat. Der Chefcoach hat montags beruflich in Frankfurt zu tun. „Ich sehe mich weiterhin zu 100 Prozent als Spieler“, betont Hönig, „und nicht als eine Art Co-Trainer.“
Dass die Wahl gerade auf ihn gefallen ist, mag mit daran liegen, dass der Mann bereits als Trainer Erfahrung gesammelt hat – Christoph Hönig hat bereits die Frauen der SKV Rutesheim trainiert, aktuell ist er Coach der Spielerinnen des TSV Denkendorf, die in der Oberliga antreten. Eine zeitintensive Lebensweise des Mannes, der in Neckartailfingen wohnt, ein Team in Denkendorf trainiert und selbst in Leonberg spielt. „Handball ist der Ausgleich in meinem Leben“, sagt Hönig, der als Logistik-Manager bei einem Kfz-Zulieferer arbeitet. Was für ihn Ausgleich bedeutet, wäre für viele andere Stress: Der Kapitän ist an vier Abenden unter der Woche plus den Spielen am Wochenende mit seinem Sport beschäftigt. Handball ist für ihn nicht nur Ausgleich, sondern Lebenselixir.
Irgendwann einmal könnte sich der 29-Jährige vorstellen, eine Männer-Mannschaft zu trainieren, aber das ist für ihn so fern wie eine regelmäßige Raketenverbindung zwischen Erde und Mars. Jetzt spielt er Handball beim SV Leonberg, und das will er noch einige Jahre, ein Rücktritt nach der Saison steht außer Frage. Denn: Was würde ein Christoph Hönig denn ohne Handball machen? Garantiert sich zu Tode langweilen.
Wundertüte Handball-Oberliga
Saisonstart
Zoran Stavreski ist recht begeistert von seinem neuen Job als Cheftrainer der Handballer des SV Leonberg/Eltingen. „Das Team hat in der Vorbereitung super mitgezogen und das Umfeld passt“, sagt er vor der Saisonstart am Samstag (20 Uhr) im Sportzentrum gegen die HSG Ettlingen. 18 Mann umfasst sein Kader und so konnte der Trainer viele Spielformen einstudieren, auch wenn der ein oder andere Akteur im Urlaub war. Lediglich eine Tatsache schmeckt Stavreski nicht: die knappe Hallenkapazität. „Wir bräuchten eigentlich mehr Hallenzeit, um noch besser arbeiten zu können“, sagt er.
Gegner
Wegen der Fusion der drei Verbände und der Neustrukturierung der Ligen weiß Stavreski jedoch nicht viel von den Gegnern, auch nicht von der HSG Ettlingen. Aus allen möglichen Quellen hat sich der SV Infos besorgt, vor allem von Spielern, denn Videomaterial liegt keines vor – der Coach kann damit leben. „Alle Clubs stehen vor diesem Problem“, sagt Stavreski, „die Liga ist ein bisschen eine Wundertüte.“ Deshalb hat er kein exaktes Saisonziel vorgegeben, die Maxime lautet: erfolgreich spielen.