Der Handball ruht beim TVB (hier Manuel Späth) – wie lange? Foto: Baumann

Die Handball-Bundesliga ruht noch mindestens bis 22. April. TVB-Trainer Jürgen Schweikardt ist aber für einen Abbruch der Saison, in der auch noch finanzielle Engpässe drohen.

Stuttgart - Der Handball ruht, dennoch hatten die Verantwortlichen des Bundesligisten TVB Stuttgart zuletzt alle Hände voll zu tun – am Schreibtisch. „Wir mussten in den letzten zwei Wochen schauen, wie wir uns finanziell über Wasser halten können“, sagt Trainer Jürgen Schweikardt – dieses Mal in seiner Funktion als Geschäftsführer. Eine Lösung sieht vor, dass alle Mitarbeiter, Trainer aber auch Spieler Kurzarbeitergeld beziehen. Das wird für die Profis vom Verein zwar aufgestockt, dennoch blieben signifikante Gehaltseinbußen. „Wir wollten damit ein Zeichen an unsere Fans, aber auch Sponsoren geben, auf deren Unterstützung wir angewiesen sind.“

So hofft der TVB, dass nicht alle Dauerkartenbesitzer Ersatzansprüche für möglicherweise drei ausgefallene Heimspiele stellen werden. Und auch mit den größeren Sponsoren wurden erste Gespräche geführt. Die verliefen durchaus positiv, allerdings muss Schweikardt einräumen, dass der eine oder andere Partner selbst wirtschaftliche Probleme hat und seine Zusagen deshalb nicht hundertprozentig einhalten kann. Die Zahlungen der Werbeverträge sind zeitlich unterschiedlich gestaffelt, aktuell steht noch eine mittlere sechsstellige Summe für den Rest der Saison aus, „so dass wir mit Abstrichen rechnen müssen“, weiß Schweikardt.

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Gleiches gelte wahrscheinlich auch für den Fernsehvertrag mit dem Sender Sky, wobei da andere Summen als etwa im Fußball im Raum stehen. Vielleicht fünf Prozent des Etats – das wären beim TVB Stuttgart insgesamt etwa 200 000 Euro für die gesamte Saison. Die ist vorerst einmal bis zum 22. April ausgesetzt – nicht abgebrochen. Und danach? „Wir stehen in regelmäßigem Austausch mit der HBL“, sagt Schweikardt, der von möglichen Geisterspielen im Handball aber nicht viel hält. „Sportlich wäre das vielleicht die fairste Lösung“ - aber die ist wirtschaftlich schwierig, weil etwa ein Viertel der Einnahmen aus dem Kartenverkauf besteht. Und ohne die Zuschauer hätten die Clubs zwar Ausgaben (Hallenmiete, TV-Boden), aber keine Einnahme, so dass es unter dem Strich ein Minusgeschäft wäre. Hinzu kommt: Je länger die Pause dauert, desto länger wäre die Vorlaufzeit bis wieder gespielt würde. „Deshalb tendiere ich zu einem Abbruch der Saison“, sagt Schweikardt zu seiner persönlichen Meinung. Auch weil man nicht ausschließen könne, dass sich Spieler (wie zuletzt bei den Rhein-Neckar Lösen) infizieren und dann Wettbewerbsverzerrungen entstünden: „Wichtig für uns ist, irgendwann zu wissen, wann die neue Saison losgeht, damit wir konkret planen können.“

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Mit Johannes Bitter? Der Nationaltorwart ist aktuell der einzige Spieler, der noch keinen Vertrag für nächste Saison besitzt. „Mündlich waren wir schon sehr weit, aber da ist zuletzt nichts passiert“, sagt Schweikardt, „das werden wir jetzt als nächstes anpacken.“

Jürgen Schweikardts Tatendrang hat durch die Zwangspause nicht gelitten. Im Gegenteil. Er war zwar selbst nie ein großer Jogger, in dieser Phase ohne Training musste er aber in dieser Hinsicht etwas machen und gibt zu: „Es macht mir Spaß. Vielleicht komme ich ja fitter aus der Krise raus, als ich reingegangen bin.“

Es gibt selbst in diesen schweren Zeiten also noch kleine Lichtblicke.