Hält sein gegen Göppingen lange im Spiel: TVB-Spieler Dominik Weiß. Foto: Bm

Eine Halbzeit lang lassen die Göppinger Handballer den Außenseiter an einer Überraschung schnuppern: Dann dreht der Favorit im Bundesliga-Derby auf und gewinnt souverän mit 31:23 (14:12).

Stuttgart - Es ist ein Ritual und sie haben reichlich Übung darin in dieser bisher so erfolgreichen Saison: Auch ihren Sieg im Derby feierten die Göppinger Spieler mit einem Tänzchen im Kreis. „Ich bin überrascht, dass alles so glatt lief. Wir hatten uns auf einen echten Härtetest eingestellt“, sagte Frisch-Auf-Kapitän Manuel Späth und strahlte über das ganze Gesicht. Die TVB-Akteure schlichen dagegen mit hängenden Köpfen in die Kabine. Vor allem Spielmacher Michael Schweikardt stand nach der klaren Niederlage gegen seinen Ex-Verein die Enttäuschung ins Gesicht geschrieben: „Unsere Leistung reichte einfach nicht aus. Vielleicht lag es auch daran, dass uns sechs Spiele in drei Wochen in den Knochen steckten. Sicher ist, dass Frisch Auf klar besser war.“ Sein Bruder Jürgen trug die Pleite dagegen mit Fassung: „Wir waren im Angriff zu ausrechenbar“, stellte er fest und sah als Geschäftsführer nicht nur das nackte Ergebnis: „Das war eine tolle Atmosphäre vor ausverkauftem Haus, ein Karrierehöhepunkt für unsere Spieler und eine Werbung für den Handball in der Region. “

Selten war die Favoritenrolle in einem Derby so eindeutig verteilt. Auf der einen Seite der unerfahrene Neuling, auf der anderen der mit Routiniers gespickte Europapokalteilnehmer. Das Ungleichgewicht untermauerte der Blick auf die Tabelle vor der Partie: Hier der Drittletzte (3:15 Punkte), dort der Siebte (10:4 Punkte). Der TVB Stuttgart konnte also ziemlich unbeschwert aufspielen und genau das tat die Mannschaft von Trainer Thomas König vor den 6211 Zuschauern – allerdings nur vor der Pause. In der 22. Minute lagen die Blau-Weißen noch mit 9:8 vorne. Vor allem Dominik Weiß, dessen Vater Willi früher Publikumsliebling in Göppingen war, hielt den TVB mit seinen Toren im Spiel. Hinzu kam: Torwart Yunus Özmusul hielt in dieser Phase stärker als sein Gegenüber Primoz Prost, was sich im Laufe der zweiten Halbzeit allerdings grundlegend änderte. Der Göppinger Schlussmann hatte überraschend begonnen, obwohl Bastian Rutschmann beim 29:21 gegen Kiel eine Weltklasse-Leistung gezeigt hatte. Dass Frisch Auf – trotz meist behäbigem Spiel in den ersten 30 Minuten – mit einer Führung in die Pause ging, lag beim 10:10 an einem Zwischenspurt mit drei Toren in Folge .

Nach der Pause führte Göppingen den Aufsteiger dann phasenweise vor. Jetzt war Tempo im Spiel, die Abwehr stand gut, und die Chancen wurden eiskalt genutzt. Spätestens beim 23:17 (45.) war die Entscheidung gefallen. „Die breitere Bank war ein großer Vorteil für uns“, stellt Frisch-Auf-Trainer Magnus Andersson zufrieden fest und verteilte ein Sonderlob an Andreas Berg (7 Tore). Für Frisch Auf geht es s an diesem Samstag (15 Uhr/EWS-Arena) gegen den HSV weiter. Der TVB hat bis zum 18. Oktober (15 Uhr) Zeit, seine Wunden zu lecken: Dann kommt der SC Magdeburg in die Porsche-Arena. „Wir müssen 60 Minuten stabil spielen, um in der Liga zu bleiben. Das Potenzial ist da“, sagte König. Und sein Geschäftsführer dachte schon ans Rückspiel: „Ich freue mich jetzt schon auf unseren Auftritt in Göppingen.“ Ein Tänzchen der Frisch-Auf-Spieler dürfte sich auch dann nicht verhindern lassen, die Punkte gegen den Abstieg muss der Neuling gegen andere Gegner holen.