Patrick Zieker, Johannes Bitter und David Schmidt (v.l.n.r.) stehen im deutschen Kader für die Europameisterschaft. Foto: imago images/wolf-sportfoto/Marco Wolf

Überraschenderweise schafften es gleich fünf Handballer des TVB Stuttgart in die Kader ihrer Nationalteams für die EM 2020. Allerdings mit völlig unterschiedlichen Ausgangssituationen.

Stuttgart - Vom 9. bis 26. Januar steigt die Handball-Europameisterschaft der Männer. Das Turnier wird in Norwegen (Trondheim), Schweden (Malmö und Göteborg) und Österreich (Graz und Wien) ausgetragen. Deutschland zählt trotz einiger verletzungsbedingter Absagen angestammter Spieler zum erweiterten Favoritenkreis.

Mit dabei im 16-köpfigen EM-Kader der deutschen Nationalmannschaft sind mit Linksaußen Patrick Zieker, dem rechten Rückraumspieler David Schmidt sowie Torhüter Johannes „Jogi“ Bitter auch drei Spieler des TVB Stuttgart, der in der Bundesliga um den Klassenerhalt kämpft. Zudem treten deren Teamkollegen Samuel Röthlisberger und Zarko Pesevski für die Schweiz beziehungsweise Nordmazedonien an.

Während sich die drei deutschen Nationalspieler aus der Schwabenmetropole durchaus Titelchancen ausrechnen, finden sich Pesevski und Röthlisberger mit ihren Mannschaften eher in der Außenseiterrolle wieder. Wir geben einen Überblick, welches Standing die fünf Akteure in ihren jeweiligen Nationalteams genießen und welche Ziele für sie realistisch sind.

Johannes Bitter

Es war die große Story für alle Handballromantiker bei der Bekanntgabe des endgültigen Kaders von Bundestrainer Christian Prokop. Der Weltmeister von 2007 hatte seine bis dahin letzten Länderspiele 2014 absolviert und darf nun bei der EM sein Comeback feiern. Gemeinsam mit Andreas Wolff wird der 37-Jährige ein im internationalen Vergleich herausragendes Duo bilden, vor dem die meisten Gegner gehörigen Respekt haben sollten.

Bitter hat in dieser Saison bereits beim TVB Stuttgart gezeigt, dass er immer noch zum besten zählt, was der Handball auf seiner Position zu bieten hat. Ohne ihn sähe es für seinen Klub im Abstiegskampf deutlich schlechter aus, da sind sich die meisten Experten einig. Auch bei der EM kann er eine wichtige Rolle spielen und Spiele in engen Phasen entscheiden.

David Schmidt

Der Linkshänder wurde von Nationaltrainer Christian Prokop für den erweiterten Kader nominiert, ohne auch nur ein einziges Länderspiel gemacht zu haben. Durch die Ausfälle von Steffen Weinhold und Fabian Wiede schrumpfte die Anzahl der Linkshänder jedoch so weit zusammen, dass es für den 26-Jährigen reichte. In den beiden EM-Tests gegen Island und Österreich machte er schon einmal eine ordentliche Figur. Im Team wird er sich trotzdem zunächst hinter dem erfahrenen Kai Häfner anstellen müssen. Aber wer weiß, vielleicht kann er als Ergänzungsspieler zum Ass im Ärmel des Bundestrainers avancieren.

Patrick Zieker

Wie bei Kollege Schmidt haben wohl auch die wenigsten mit dem Namen Zieker im deutschen EM-Aufgebot gerechnet. Der schnelle Linksaußen setzte sich unter anderem gegen den Göppinger Top-Torschützen Marcel Schiller und den letztjährigen Bundesliga-Torschützenkönig Matthias Musche durch. Hinter Kapitän Uwe Gensheimer ist er die klare Nummer zwei auf der linken Außenposition, hat aber vor allem im letzten Test gegen Österreich (bester Torschütze mit sechs Treffern) gezeigt, dass auf ihn Verlass ist. Er wird gefordert sein, wenn Superstar Gensheimer mal eine schwächere Phase erwischt oder Auszeiten braucht.

Zarko Pesevski

Der kräftige Kreisläufer gehört in Stuttgart zu den Leistungsträgern. Im Nationalteam von Nordmazedonien, das von Rückraum-Shooter Kiril Lazarov vom HBC Nantes angeführt wird, ist Stojanče Stoilov der Chef am Kreis, Pesevski wird aber mit Sicherheit seine Einsatzzeiten bekommen. In einer machbaren Gruppe muss der Einzug in die Hauptrunde das Minimalziel sein. „Da gehören wir unter normalen Umständen auch hin“, sagte der 28-Jährige dem Zeitungsverlag Waiblingen.

Samuel Röthlisberger

Im Team der Schweiz gibt es einen großen Star und der heißt Andy Schmid. Der Mittespieler ist von 2014 bis 2018 fünfmal in Folge zum besten Spieler der Bundesliga gewählt worden. Für die schweizer Nationalmannschaft ist allerdings allein die Teilnahme an der Europameisterschaft schon ein riesiger Erfolg. Der 23-Jährige Abwehrspezialist Röthlisberger ist dementsprechend schon voller Vorfreude und möchte dazu beitragen „die Großen ein wenig zu ärgern“, wie er dem Zeitungsverlag Waiblingen erklärte.

Im Mittelblock der Eidgenossen nimmt er vor allem defensiv eine zentrale Rolle ein. Im Angriff kann er zudem die Position im linken Rückraum besetzen. Mit 1,98 Meter Körpergröße und einem guten Wurf ist er auch dort für das ein oder andere Tor gut.

Die Gruppengegner der TVB-Spieler

Deutschland trifft in der Vorrundengruppe C zunächst am 9. Januar auf die Niederlande und dann im Zwei-Tages-Rhythmus auf Spanien und Lettland. Alle Gruppenspiele der Deutschen werden in Trondheim ausgetragen. Pesevski spielt mit Nordmazedonien in Wien und hat ebenfalls eine machbare Gruppe B erwischt. Am 10. Januar geht es zunächst gegen die Ukraine, zwei Tage später gegen Tschechien und schließlich am 14. Januar gegen Österreich. Die Schweiz um Samuel Röthlisberger muss sich da schon deutlich mehr strecken. In Gruppe F heißen die Gegner Schweden (10.1.), Polen (12.1.) und Slowenien (14.1.). Gespielt wird in Göteborg.