Steht für Dynamik, Kraft und Übersicht im Rückraum: Steffen Fäth, der Junioren-Weltmeister von 2009 vom Bundesligisten HSG Wetzlar Foto: dpa

Bob Hanning macht dem Team der Namenlosen vor dem EM-Auftakt an diesem Samstag (18.30 Uhr/ZDF) gegen Spanien Mut. „Wir haben 16 Stars. Wer für Deutschland spielt, ist ein Star“, sagt der DHB-Vizepräsident. Wir beantworten die wichtigsten Fragen vor dem Start ins Turnier.

Stuttgart – Wie sieht die voraussichtliche Startsieben von Sigurdsson aus?
Carsten Lichtlein geht als Torwart Nummer eins in die EM. Im Rückraum waren in den Vorbereitungsspielen neben Kapitän Steffen Weinhold auch Christian Dissinger und Steffen Fäth gesetzt. Am Kreis begann Hendrik Pekeler. Als Rechtsaußen hat Tobias Reihmann die Nase vorne. Trotz seiner erst fünf Länderspiele ist Rune Dahmke auf der Linksaußen-Position alternativlos. Verletzt sich der 22-jährige Kieler, muss ein Rückraumspieler einspringen, oder es wird mit zwei Kreisläufern gespielt. In der Abwehr wird Finn Lemke für Fäth eingewechselt, Eric Schmidt für Dissinger oder Weinhold.
Wo liegen die Stärken der deutschen Mannschaft?
Sigurdsson kann sich auf einen wurfgewaltigen Rückraum verlassen. Das Team ist breit aufgestellt und daher für die Gegner schwer ausrechenbar. Kommt der klassische Spielmacher Martin Strobel in der Mitte zum Einsatz, rücken im Vergleich zum Rückraum-Dauerfeuer mit Fäth und Dissinger die spielerischen Lösungen in den Vordergrund. Die eingeschworene Truppe will zeigen, dass sie trotz Verletzungspechs auch ohne die großen Namen etwas reißen kann. Und DHB-Vizepräsident Bob Hanning macht auf seine ihm eigene Art Mut: „Wir haben 16 Stars im Team. Wer für Deutschland spielt, ist ein Star.“
Wo liegen die Schwächen des DHB-Teams?
Willensstärke und noch so hohes Talent können Routine nicht aufwiegen. Die Mannschaft ist international nicht sehr erfahren. Nach den Ausfällen von Patrick Wiencek, Uwe Gensheimer und Patrick Groetzki fehlen drei Führungskräfte der vergangenen Jahre. In Weinhold und Strobel haben nur zwei Feldspieler über 50 Länderspiele absolviert. „Klar ist Erfahrung immer gut. Ich hätte auch gerne, dass wir 1000 Länderspiele mehr hätten“, sagte Sigurdsson. Ganz sicher besser werden müssen die Torhüterleistungen, genauso die Abwehrarbeit.
Wie ist Auftaktgegner Spanien einzuschätzen?
Der Titel-Mitfavorit ist in der Gruppe mit Schweden und Slowenien der dickste Brocken in der Vorrunde. Der Kern des Teams von Trainer Manolo Cadenas spielt schon viele Jahre zusammen. Rückraumspieler Joan Cañellas prophezeite eine Lehrstunde für Deutschland: „Er hat gesagt, Spanien gewinnt mit zehn Toren Unterschied“, berichtete Dissinger über EM-Vorgespräche mit seinem Teamkollegen vom THW Kiel. Wahrscheinlich haben Revanchegelüste den Ehrgeiz bei den Iberern angestachelt: Am 29. April 2015 verloren sie in der EM-Qualifikation in Mannheim mit 28:29.
Geht es in Polen nur um den EM-Titel?
Nein. Der Europameister qualifiziert sich direkt für die Olympischen Spiele in Rio. Sollte Frankreich den EM-Titel verteidigen, würde auch der Finaleinzug für die Olympia-Qualifikation reichen, da die Equipe Tricolore als Weltmeister ihr Ticket für Brasilien bereits sicher hat. Die drei EM-Medaillengewinner qualifizieren sich direkt für die WM 2017. Sollte WM-Gastgeber und Titelverteidiger Frankreich unter diesen Teams sein, reicht auch der Halbfinaleinzug in Polen.
Warum darf der Schwede Tobias Karlsson eine regenbogenfarbene Kapitänsbinde nicht tragen?
Nachdem die Frage zuletzt für viel Wirbel gesorgt hatte, teilte die Europäische Handball-Föderation (EHF) am Freitag mit: „Slogans und Statements dürfen nicht über die Spielkleidung transportiert werden. Mit dem Inhalt hat das nichts zu tun.“ Karlsson wollte damit für Toleranz und Offenheit gegenüber Homosexualität werben.