Bereit für das Topspiel: Löwen-Kapitän Uwe Gensheimer Foto: Bongarts

Der Handball-Bundesligist aus Kronau will dem THW Kiel die Meisterschaft entreißen. „Die Gier nach dem Titel ist unendlich groß“, sagt Löwen-Kapitän Uwe Gensheimer vor dem Duell der beiden Topteams an diesem Sonntag in Kiel.

Kronau - Wenn Andy Schmid an den Mai des vergangenen Jahres denkt, bekommt er immer noch fast Augenringe. „Ich habe damals vier Wochen nicht richtig geschlafen“, sagt der Spielmacher der Rhein-Neckar Löwen. Der Grund für die unruhigen Nächte war keine Nachtbaustelle in der Nachbarschaft, und es lag auch nicht am eigenen Sohn, der die Nacht zum Tag gemacht hätte – die Belastung im Titelrennen raubte dem Schweizer den Schlaf. Über Wochen hinweg lieferten sich die Löwen einen spannenden Zweikampf um die Meisterschaft mit dem THW Kiel. Und verloren ihn am Ende wegen zweier mickriger Tore.

Die Handball-Nation hielt den Atem an, als die Löwen und die Zebras aus Kiel im Fernduell um die Wette warfen. Ganz ähnlich ist es nun in der aktuellen Saison, denn die Kieler und die Badener liegen punktgleich an der Tabellenspitze. An diesem Sonntag (17.15 Uhr/Sport 1) treffen die Topteams in Kiel direkt aufeinander. Die Liga endet zwar erst Anfang Juni, dennoch ist es für alle Experten ein Endspiel um die Meisterschaft, denn zu dominant marschieren die Topteams derzeit durch die Handball-Bundesliga. Dass noch ein anderer Club eine Rolle bei der Titelvergabe spielen könnte, scheint ausgeschlossen.

„Die Gier nach dem Titel ist unendlich groß“, sagt Uwe Gensheimer. Der Kapitän der Löwen steht wie kein anderer für die lange Hatz des Clubs aus Kronau nach der Meisterschaft. Der Linksaußen spielt seit 2003 für die Löwen und widerstand im Herbst 2013 einem Lockruf aus Kiel – er will es mit dem Verein seines Herzens schaffen, den Konkurrenten vom Thron zu stürzen. Und obwohl der Kieler Kader gespickt mit Weltklasse-Spielern ist und der THW seit Wochen einen Kantersieg an den nächsten reiht, ist Gensheimer optimistisch, dass die Löwen mit einem Sieg im Norden den entscheidenden Wurf landen können.

"Keine einmalige Chance"

„Nach der knapp verpassten Meisterschaft in der vergangenen Saison haben alle gesagt, dass die Chance einmalig war, aber wir haben das Gegenteil bewiesen“, sagt Gensheimer und verweist auf die jüngere Vergangenheit der direkten Duelle, um die These der Chancengleichheit zu untermauern. „Wir wissen, wie man Kiel schlägt, und sie wissen, dass wir es können“, ergänzt der Kapitän. In der Tat haben die Badener von den jüngsten vier direkten Duellen drei für sich entschieden. Zuletzt gewannen die Löwen im Viertelfinale des DHB-Pokals mit 29:26, obwohl die Kieler zuvor beeindruckend gute Leistungen gezeigt hatten.

Entscheidender Mann war Anfang März Niklas Landin, der mit seinen Paraden – darunter vier abgewehrte Siebenmeter – gegen den künftigen Club seine Extraklasse unter Beweis stellte. Im Sommer wechselt Landin die Seiten und wird ein Kieler. Auf den dänischen Torwart wird es an diesem Sonntag erneut ankommen. Mit einer herausragenden Vorstellung ihres Torhüters bekommen die Löwen die Chance auf einen Sieg. „Niklas wird extrem motiviert sein“, mutmaßt Nikolaj Jacobsen.

Der Trainer der Löwen glaubt an einen Erfolg beim Branchenführer und ist ein Faktor, warum er gelingen kann. Im Sommer kam der Däne neu zu den Löwen und in die Liga – und ist deshalb hinsichtlich der Meisterentscheidung in der Vorsaison unbelastet. Zwischen 1998 und 2004 wirbelte Jacobsen als Linksaußen für den THW Kiel übers Parkett, pflegt bis heute gute Kontakte an die Förde und träumt dennoch davon, seinen früheren Club abzuhängen. „Wir sind bereit, und die Jungs sind stark genug“, sagt der Löwen-Coach. Das große Duell, es kann aus Sicht der Rhein-Neckar Löwen kommen.