Göppingens Daniel Fontaine (li.) ist im Derby gegen den TVB Stuttgart von niemandem zu bremsen Foto: Baumann

Verloren, aber doch auch ein bisschen Sieger des Spieltags: Trotz der 26:35-Niederlage im Handball-Derby bei Frisch Auf Göppingen hat Aufsteiger TVB Stuttgart beste Chancen auf den Klassenverbleib. Den Niederlagen der Konkurrenz sei Dank.

Göppingen - Zu vorgerückter Stunde in der zum Vip-Raum umfunktionierten Nebenhalle der EWS-Arena war Jürgen Schweikardt schon wieder bei besserer Stimmung. „Wenn man unseren 0:10-Lauf nach der Pause außer acht lässt, haben wir die restlichen 50 Minuten ja sogar gewonnen“,versuchte der Geschäftsführer des TVB 1898 Stuttgart nach der 26:35(16:17)-Niederlage im Handball-Bundesliga-Derby bei Frisch Auf Göppingen das Positive herauszustreichen.

Ordentliches Polster auf Lübbecke und Eisenach

Und noch etwas ließ die Mienen der Verantwortlichen des vor der Pause stark aufspielenden Aufsteigers erhellen: Mitkonkurrent TuS N-Lübbecke verlor daheim gegen den Bergischen HC mit 26:27. „Durch dieses Ergebnis sind wir unserem Ziel Klassenverbleib ein Stück näher gekommen“, sagte Schweikardt. Sechs Punkte beträgt damit weiter das Polster auf Lübbecke, vier Zähler (plus der klar bessere Tordifferenz) der Vorsprung auf den ThSV Eisenach. Vier Spieltag vor Schluss ist es aufgrund des schweren Restprogramms von Lübbecke und Eisenach nach menschlichem Ermessen ausgeschlossen, dass einer der beiden Clubs den TVB noch abfängt. Dennoch wollen auch die Bittenfelder noch versuchen, eine Überraschung zu schaffen – möglichst schon am Pfingstsonntag (17.15 Uhr) in der ausverkauften Scharrena gegen den Tabellenvierten MT Melsungen. Ein außergewöhnliches Ergebnis würde auch TVB-Trainer Thomas König ganz persönlich guttun: Da sich sein Team immer wieder Aussetzer leistet (wie in den desolaten zehn Minuten in Göppingen) und auch schon öfter einen Vorsprung nicht über die Zeit brachte, ist der Coach nicht unumstritten.

Frisch Auf schont Kaufmann fürs Final Four

Dass die Göppinger mit ihrem doppelt so hohen Etat ganz andere Möglichkeiten haben, steht auf einem anderen Papier. Gegen den TVB konnte es sich Frisch Auf vor den 5200 Zuschauern leisten, einen Mann wie Rückraum-Ass Lars Kaufmann 60 Minuten auf der Bank zu lassen. Er konnte sich schonen für das Final Four um den EHF-Pokal am kommenden Wochenende im französischen Nantes. Dort will die Mannschaft von Trainer Magnus Andersson die Frage beantworten, die auf den Europapokal-Fan-Shirts der Grün-Weißen steht: „Mirror, mirror on the wall, who is the best here in the hall?“ Um tatsächlich die Besten im Salle Sportive de la Trocardiere Reze in Nantes zu sein, muss Frisch Auf zwei Spiele gewinnen: Zunächst das Halbfinale an diesem Samstag (17.30 Uhr) gegen Chambery Savoie und dann das Finale am Pfingstsonntag (17.30 Uhr/beide Spiele im livestream auf www.ehftv.com) gegen den Sieger der Partie HBC Nantes – BM Granollers (Spanien). Die Zielsetzung ist klar: „Auch wenn es sehr schwer wird: Wir wollen den Pott holen“, sagt Andersson. Nachbar TVB Stuttgart wird die Daumen drücken.