Interview: Göppingens Handball-Idol Horst Singer und Manuel Späth vor dem Europacup-Finale.
Göppingen - Vor 49 Jahren hat Frisch Auf Göppingen letztmals den Europapokal gewonnen. Horst Singer war damals ein Schlüsselspieler. Am Samstag (17.45 Uhr/Eurosport) im Rückspiel um den EHF-Pokal beim TV Großwallstadt kommt Manuel Späth eine wichtige Rolle zu. Die beiden sind sich beim Treffen im Frisch-Auf-Clubhaus einig: Die Titelchancen stehen gut.
Herr Späth, seit Mittwoch ist der Rücktritt von Heiner Brand offiziell. Was sagen Sie dazu?
Späth: Das Ganze war abzusehen. Heiner Brand hat sehr große Verdienste um den deutschen Handball. Dennoch ist der Wechsel nun die Chance für einen Neuanfang.
Heißester Kandidat für die Nachfolge ist Martin Heuberger. Würde er den frischen Wind bringen, den der deutsche Handball braucht?
Singer: Er hat im Juniorenbereich riesige Erfolge gefeiert. Sollte die Entscheidung auf ihn fallen, vielleicht zusammen mit Christian Schwarzer, hielte ich das für ideal.
Späth: Etwas komplett Neues muss nicht immer auch die bessere Lösung sein.
Was für ein Typ ist Heuberger?
Späth: Er ist sachlich und redet viel mit den Spielern. Auch wenn er eher der Kumpeltyp ist, hätte ich in Sachen Respekt keine Bedenken: Alle arbeiten an demselben Ziel.
"Warum soll uns Großwallstadt nun in Elsenfeld plötzlich überlegen sein?"
Auch Velimir Petkovic ist ein Kandidat auf den Bundestrainer-Posten. Wie wichtig wäre es für Frisch Auf, dass er in Göppingen bleibt?
Singer: Unheimlich wichtig. Er hat aus durchschnittlichen Spielern wie Mimi Kraus und Lars Kaufmann Top-Leute gemacht. Oder nehmen wir Manuel Späth. Ihn kannte keiner, als er zu Frisch Auf kam.
Späth: Stimmt schon. Clubs wie der HSV oder die Rhein-Neckar Löwen sind uns auf jeder Position überlegen, aber es gelingt uns in den vergangenen Jahren regelmäßig, diese Teams zu schlagen. Diesen Aufschwung, diese tolle Entwicklung, können wir nun mit dem Europacup-Gewinn krönen.
Singer: Den Titel hätte sich Mannschaft und Management aufgrund der kontinuierlichen Arbeit redlich verdient, in erster Linie wäre er aber ein Verdienst von Petkovic.
Reicht das knappe 23:21 aus dem Hinspiel für den Gewinn des EHF-Pokals?
Singer: Spielt Frisch Auf so konsequent wie in den ersten 40 Minuten und hält Torwart Enid Tahirovic ähnlich stark, hat Großwallstadt im Rückspiel keine Chance.
Späth: Wir hatten den Gegner in Göppingen im Griff, und wir liefen nie Gefahr, das Spiel zu verlieren. Warum soll uns Großwallstadt nun in Elsenfeld plötzlich überlegen sein.
Worauf kommt es in so einem Finale an?
Singer: Auf die Disziplin über 60 Minuten.
Späth: Die werden wir aufbringen. Wir haben jetzt auch schon einiges im Europacup erlebt, dadurch wird man stärker.
Sie haben noch ein bisschen mehr erlebt, Herr Singer.
Singer: Bei unserem Europacup-Triumph 1962 gegen Partizan Bjelovar warfen die Zuschauer in Paris Hunderte von leeren Büchsen aufs Spielfeld. Wir haben sie aufgehoben und zurückgeworfen.
Was gab es damals für den Titel an Prämie?
Singer (lacht): Davon zehre ich noch heute. Im Ernst: Ich weiß nur noch, dass wir für den WM-Titel im Feldhandball 1955 vom Verein einen 150-Mark-Gutschein für Bücher erhalten haben.
Späth (schmunzelt): Zur Strafe musste man noch Bücher lesen.
Wie sieht die Belohnung heute aus?
Späth: Der Mannschaftsrat hat etwas ausgehandelt. Manche Spieler haben eine Titelprämie in ihrem Vertrag festgeschrieben.