Gerd Hofele (re./neben Bob Hanning): Der HBL-Vizepräsident und Geschäftsführer von Frisch Auf Göppingen, will erst auf der Basis von Erkenntnissen mit den Spielern sprechen. Foto: Baumann

Nach dem Eishockey setzt nun auch der Handball auf einen deutlichen Gehaltsverzicht seiner Spieler. Den deutschen Profiligen steht ein heißer (Verhandlungs-)Sommer bevor.

Stuttgart - Abgebrochene Saison, fehlende Einnahmen, ungewisse Zukunft: In der wohl größten Krise seit Bundesliga-Bestehen pocht nun auch der Handball auf einen deutlichen Gehaltsverzicht seiner Spieler. „Da braucht man keine Rechenkünste zu bemühen, da muss etwas passieren“, sagte Liga-Chef Frank Bohmann. Beim geplanten Neustart werde es nicht so weitergehen können wie vor der Corona-Krise: „Wir werden hart an den Kosten schrauben müssen, anders wird es nicht gehen.“

Hofele noch zurückhaltend

Gerd Hofele, HBL-Vize-Präsident und Geschäftsführer von Bundesligist Frisch Auf Göppingen, hält sich dagegen noch zurück: „Man muss jetzt schauen, wie schnell die Pandemie bewältigt werden kann. Auf Basis dieser Erkenntnisse werden wir dann mit unseren Angestellten und Spielern sprechen“, sagte der 54-Jährige gegenüber unserer Redaktion. Man könne heute noch nicht konkret über die Höhe eines Gehaltsverzicht sprechen, so der ehemalige Linksaußen, wenn noch gar nicht klar sei, wann das erste Saisonspiel über die Bühne geht.

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Fest steht: Den deutschen Profiligen steht ein heißer (Verhandlungs-)Sommer bevor. Das ahnt auch Bohmann und kündigt „harte Gespräche“ an. Die Gehälter machen in der HBL 65 Prozent der Kosten für die Vereine aus, in der zweiten Liga sind es sogar über 70. „Da wird es seitens der Spieler und auch Trainer Zugeständnisse geben müssen. Wir brauchen einen Verzicht zum wirtschaftlichen Überleben der Clubs“, sagte Bohmann.

Knifflige Verhandlungen

Neben den voraussichtlich durch Geisterspiele geringeren Zuschauereinnahmen dürfte die HBL auch mit sinkenden Sponsoring-Erlösen zu kämpfen haben. „Als erstes wird das Eigenkapital der Clubs, sofern es denn vorhanden ist, schrumpfen“, sagte Bohmann: „Und spätestens dann müssen die Kosten massiv runter.“ Beim Vorgehen werde sich der Handball aber nicht am Eishockey orientieren. Die DEL hat die Einwilligung der Spieler für einen 25-prozentigen Gehaltsverzicht mit der Lizenzierung für die kommende Saison verknüpft. „Das ist aus meiner Sicht eine Vereinbarung, die zu Lasten Dritter getroffen wird. Das ist nicht unser Weg“, sagte Bohmann. 25 Prozent seien aber grundsätzlich ein „realistischer Wert“. Die Verhandlungen dürften ohnehin ziemlich kniffelig werden. Die meisten Betroffenen haben gültige Verträge und könnten im schlimmsten Fall das Spielen einstellen. Zur Wahrheit gehöre aber auch, sagte Bohmann, „dass die Spieler momentan wenig Alternativen haben. Die Situation ist in allen Handballligen die gleiche.“

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Mit den Clubs steht Bohmann in engem Austausch. Ihnen empfiehlt er, „die Verhandlungen so transparent wie möglich zu führen. Öffnet eure Bücher, dann wird es Verständnis von den Spielern geben. Da bin ich mir sicher.“ Aus ersten Gesprächen mit Johannes Bitter (TVB Stuttgart) von der Spielergewerkschaft Goal wisse er, dass „ein Grundverständnis für die schwierige Situation auf Spielerseite da ist“.