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Der Handball-Bundesligist TVB Stuttgart gewinnt gegen Leipzig mit 28:26 – dank der Paraden von Johannes Bitter.

Stuttgart - Der TVB Stuttgart feierte am zweiten Weihnachtstag, was das Zeug hielt. Und beherzigte dabei das schwäbische Motto: erst die Arbeit, dann das Vergnügen. Also siegte am Spätnachmittag zunächst die Mannschaft des Handball-Bundesligisten nach einer beängstigenden Niederlagenserie mit 28:26 (15:11) gegen den hoch gehandelten SC DHfK Leipzig, danach ging es ins nahe gelegene Palm Beach zur verdienten Spielerparty.

Dabei hatte der Tag für den arg gebeutelten TVB mit den fast schon obligatorischen Hiobsbotschaften begonnen: Der nachverpflichtete Linksaußen Dragos Oprea fiel mit 40 Grad Fieber ebenso erkrankt aus wie Kreisläufer Teo Coric. Doch was das Team des Trainers Markus Baur trotzdem zeigte, war aller Ehren wert. Eine von Beginn an kämpferisch und spielerisch überzeugende Leistung mit tollen Toren und Paraden. „Die Erleichterung ist riesengroß“, sagte der TVB-Geschäftsführer Jürgen Schweikardt, „auch weil wir unsere Fans in der Porsche-Arena zuletzt regelmäßig enttäuscht haben.“ Diesmal standen am Ende alle 6211 Zuschauer in der ausverkauften Halle – kopf.

Rumpfaufgebot des TVB zeigt deutlich mehr als Leipzig

„Wir wollten den Sieg etwas mehr“, sagte der starke Torwart Johannes Bitter (15 gehaltene Bälle), der seine Mannschaft in der Schlussphase mit zwei parierten Siebenmetern vor drohenden Zitterminuten bewahrte, als Leipzig bis auf 22:25 herangekommen war. Auf der anderen Seite strapazierten Bobby Schagen und Michael Schweikardt (je 4/1) mit ihren vergebenen Strafwürfen die Nerven von Trainer Markus Baur. Dabei hatte sich der TVB zwischenzeitlich schon einen Sechs-Tore-Vorsprung (15:9/28. und 21:15/40.) herausgespielt, wobei vor allem den zuletzt arg kritisierten Rückraumspielern Dominik Weiß (8 Tore) und Felix Lobedank (2, gleich zu Beginn) ein Sonderlob gebührte. Denn nach der Niederlage vergangene Woche im Abstiegsduell in Balingen waren sie noch am Boden zerstört gewesen.

Überhaupt zeigte das Rumpfaufgebot des TVB mit nur neun Feldspielern deutlich mehr als Leipzig, das mit voller Kapelle (14 Mann) angereist war. „Ich habe vor dem Spiel gesagt: Wir gehen nicht rein und wollen gewinnen; sondern ich will dafür sorgen, dass wir eine Chance haben, zu gewinnen“, hatte Baur mit einer feinen verbalen Nuance an die Einstellung seiner Spieler appelliert. Erfolgreich, die Motivation war bis unter das Hallendach zu spüren.

Und letztendlich war es zudem ein Sieg des Stuttgarter Bundestrainer-Kandidaten über seinen einzigen Konkurrenten Christian Prokop, auch in taktischen Dingen. Egal, ob es um die Flexibilität auf dem Feld ging (wie bei Weiß, der auf gleich drei Positionen eingesetzt wurde) oder auch das 7:6-Spiel – in nahezu allen Belangen zeigte sich der TVB dem Gegner überlegen. Dennoch herrscht in der Bundestrainerfrage weiter Zurückhaltung. „Da sind wir die falschen Ansprechpartner“, sagte Baur nach der Partie. Und sein Kollege? „Meine Aufgabe diesmal war es, die Mannschaft gut auf das Spiel einzustellen“, so Prokop, „und das ist erst in der zweiten Halbzeit gelungen.“

Zu spät für den Sieg, dennoch überwintert der TVB auf einem Abstiegsplatz. „Wir haben bisher eindeutig zu wenig Punkte geholt“, sagte Jürgen Schweikardt nach dem bereits ersten Spiel der Rückrunde, „wir brauchen sicher noch mal zehn Punkte, um in der Liga zu bleiben.“ Das Schlusswort gebührt aber dem Matchwinner Bitter: „Wenn wir weiter so auftreten, können wir noch eine geile Saison spielen.“ Der Anfang ist mal gemacht – Fortsetzung folgt im nächsten Jahr?