Neuer Verein, neues Trikot: Johannes Bitter spielt jetzt für den TVB 1898 Stuttgart. Foto: Baumann

Weltmeister Johannes Bitter hat mit Handball-Bundesligist TVB Stuttgart ein Ziel: den Klassenverbleib. Aber er hängt auch noch an Hamburg – aus einem einfachen Grund.

Stuttgart - Johannes Bitter ist ein Familienmensch. Er hat eine Frau und drei kleine Söhne, mit denen er gerne viel Zeit verbringt. Das ist nicht leicht für einen Handball-Profi, vor allem dann nicht, wenn er beruflich weiterziehen muss. Nach der Insolvenz des Bundesligisten HSV Hamburg entschied sich Bitter für einen Wechsel zum TVB Stuttgart – auch weil es vom Flughafen Echterdingen eine gute Verbindung nach Hamburg und zurück gibt. „Ein bis zwei Tage in der Woche würde ich gerne bei meiner Familie sein“, sagt der Weltmeister von 2007 und betont gleichzeitig, dass er sich mit seiner neuen Aufgabe total identifiziert: „Ich werde mich und meine Erfahrung voll einbringen und will am Ende der Saison sagen können, dass ich etwas erreicht habe.“ Was das sein soll, ist klar – der Klassenverbleib.

Bitter (33) hat in dieser Saison bisher jeden dritten Wurf pariert, in der Statistik der Bundesliga-Torhüter steht er auf Rang drei. Dass er immer noch große Klasse hat, weiß Jürgen Schweikardt. Und dass er motiviert genug ist, um diese Leistung auch bei seinem neuen Verein zu zeigen, davon ist der TVB-Geschäftsführer überzeugt: „Er ist unser Königstransfer.“ Aber keiner, der ein finanzielles Risiko erforderte.

Bitter verzichtet beim TVB auf Geld

In Hamburg soll Bitter rund 300 000 Euro pro Saison verdient haben. Beim TVB Stuttgart unterschrieb er einen Vertrag bis zum 30. Juni, das Gehalt dürfte nicht mehr ganz so üppig ausfallen wie beim HSV. „Er hatte sicherlich besser dotierte Angebote, aber für ihn war es wichtig, Teil eines interessanten Projekts zu sein“, sagt Schweikardt, der bei seinen Sponsoren eine Sonderaktion gestartet hat: „Nachdem der Name Bitter fiel, waren es einfache Telefonate. Wir geben weiterhin nur das Geld aus, das wir haben.“

Eine lohnende Investition? Daran zweifelt beim TVB niemand. Die Mannschaft hat nach dem Aufstieg gezeigt, dass sie in der ersten Liga mithalten kann, allerdings hatten viele Konkurrenten des Tabellen-14. ein Plus auf der wichtigen Torhüter-Position – bisher. Denn das wird sich durch die Verpflichtung von Bitter wohl ändern, auch wenn Trainer Thomas König davor warnt, dem 144-maligen Nationalspieler zu viel Verantwortung aufzubürden: „Die Zuversicht, den Klassenverbleib zu schaffen, ist seit seiner Zusage gestiegen. Doch ein Torwart allein gewinnt kein Spiel.“ Und auch Schweikardt bremst die Euphorie: „Wir sind sehr stolz, dass Johannes Bitter sich für uns entschieden hat. Er macht uns hoffentlich ein paar Prozent besser. Aber zu Null spielen werden wir hinten trotzdem nicht.“

Bitter bleibt der einzige Neuzugang

Und weitere Verstärkungen wird es auch nicht geben, obwohl Bitter dem TVB-Geschäftsführer ein paar Telefonnummern von HSV-Mitspielern zugeschickt hat, die noch auf der Suche nach einem Verein sind. Einen Kollegen bringt Bitter („In meiner WG wäre noch Platz“) also nicht mit, ein gutes Omen sehr wohl: In Stuttgart hat er weder mit seinen Vereinen noch mit dem Nationalteam jemals verloren. Bleibt es dabei, spielt der TVB auch nächste Saison in der Bundesliga. Ganz sicher. Ob Bitter dann in Stuttgart verlängert? Ist trotz der guten Flugverbindung nach Hamburg eher unwahrscheinlich. Er selbst sagt: „Es ist noch nicht die Zeit, um sich darüber Gedanken zu machen.“