Der Ex-Stuttgarter Lars Friedrich glänzt für Balingen Foto: Baumann

Es ist vollbracht: HWB Balingen-Weilstetten hat seinen ersten Saisonsieg in der Handball-Bundesliga gefeiert. Vor allem dank des starken Neuzugangs Lars Friedrich.

Balingen - Lars Friedrich stand 60 Minuten lang im Brennpunkt – und plötzlich war nichts mehr von ihm zu sehen. Unmittelbar nach dem Spiel. Der Linkshänder des HBW Balingen-Weilstetten verschwand in einer Traube der Mitspieler. Mit der Schlusssirene hatte er sein letztes von acht Toren gegen die TSV Hannover-Burgdorf geschossen – und war damit so etwas wie der Matchwinner beim 30:27, dem ersten Sieg in dieser Saison der Handball-Bundesliga überhaupt.

Entsprechend groß war die Erleichterung. Bei allen, selbst bei Pascal Hens. Der hüpfte wie ein junger Gott auf dem Feld umher. Dabei hatte der Ex-Nationalspieler während des Spiels noch wegen Knieproblemen pausieren müssen. Die schienen nun wie weggeblasen. Siege sind eben doch die beste Medizin. „So ein Erfolgserlebnis hat uns gefehlt“, atmete der Vorsitzende Arne Stumpp auf. Schließlich drohten vor der Partie 1:13-Punkte in der Tabelle – und damit ein gepflegter Fehlstart. „Es ist noch null-kommanull erreicht“, sagte deshalb hinterher der Geschäftsführer Wolfgang Strobel.

Nun ja. Immerhin hat der HBW die rote Laterne (an Coburg) abgegeben und nur noch zwei Punkte weniger als etwa Frisch Auf Göppingen. Auch dank Lars Friedrich. Dem Neuzugang vom TVB Stuttgart haftete bei seinem Wunschverein in Balingen schon der Ruf als Fehleinkauf (ohne Ablöse) an. Dabei hatte er zuletzt beim Brachenprimus in Kiel bereits viermal getroffen, beim achtbaren 23:26.

Balingen hofft auf Pascal Hens

Selbst so eine knappe Niederlage kann Selbstvertrauen geben. „Daran wollten wir anknüpfen“, sagte Friedrich „und von der ersten Minute an gewinnen.“ Auch wenn sich das nicht überall unter den 2150 Zuschauern in der (ungewöhnlicherweise) nicht ausverkauften Sparkassenarena herumgesprochen hatte. „Irgendwie sprang der Funke zunächst nicht so recht über“, meinte Strobel später. Aber die 16:15-Halbzeitführung hatte Signalwirkung.

Danach drehte Friedrich erst so richtig auf, erzielte da fünf Tore und hatte insgesamt nur einen Fehlwurf. Die Bilanz konnte sich sehen lassen. „Man darf nicht vergessen, dass ich in der Rückrunde lange verletzt war“, gab der 31-Jährige zu bedenken. Doch so langsam läuft’s: „Die Schritte werden schneller, die Würfe härter“, sagte Friedrich – was auch am Schweden-Happen zum Frühstück bei Mitspieler Markus Stegefelt gelegen haben kann, wer weiß?

Pfannkuchen, Obst, Vollkornbrötchen. Jedenfalls wird das Zusammenspiel mit dem Nebenleuten besser. Gemeinsam mit Stegefelt (3) und Spielmacher Martin Strobel (6) kam der Rückraum damit erstmals auf über 15 Treffer. „Das ist ein Wert, der in die richtige Richtung geht“, sagte der Geschäftsführer. Euphorie klingt anders, also folgte der Zusatz: „Das darf aber nicht darüber hinwegtäuschen, dass wir in den ersten Spielen kein Bundesligaformat hatten.“ Und deshalb werde man weiter schauen, was man tun kann. In punkto Verstärkung.

Vielleicht kommt die ja bald aus den eigenen Reihen. Schließlich darf man nicht vergessen, dass dem HBW auch am Dienstag fünf Stammspieler fehlten. Als erster könnte Pascal Hens zurückkehren. Wenn man seine Freudensprünge nach dem Hannover-Spiel als Maßstab nimmt, schon am Sonntag in Magdeburg.