Viele Menschen legen sich derzeit Vorräte an Lebensmitteln an. Foto: Archiv (dpa)

Hamsterkäufe sind auch in Zeiten des Coronavirus nicht angebracht – und sogar gefährlich.

Marbach - Jetzt mal Hand aufs Herz. Gab es irgendeinen Tag in der zu Ende gehenden Woche, in der Ihnen das Wort „Coronavirus“ nicht über die Lippen gekommen ist? Ein Tag, an dem Sie oder jemand anderes nicht über Covid-19 gesprochen haben? Ich muss nicht lange überlegen, um diese Frage für mich zu beantworten, denn mein elektronisches Postfach quoll täglich über an Meldungen. Vor einer Woche der erste Infizierte in Benningen, jeden Tag weitere Erkrankte in Baden-Württemberg. Dazu jede Menge Texte von Redaktionsdiensten, die über die Gefahr aufklären, die von Covid-19 ausgeht oder darüber, wie man richtig Hände wäscht.

Keine Panik und Hysterie
Ich bin von Kindheit an mit Medien aufgewachsen und liebe meine Arbeit. Recherchieren, nachhaken, informieren und gegebenenfalls bewerten sind die Hauptaufgaben eines Journalisten. Auch und gerade in Zeiten wie diesen, in denen wir eine besonders große Verantwortung tragen: Aufklären und informieren? Auf jeden Fall! Panik verbreiten und Hysterie schüren? Auf keinen Fall!

Erst musste ich lachen, dann war ich fassungslos
Nicht falsch verstehen. Der Coronavirus ist gefährlich – vor allem für alte Menschen und Menschen mit einem durch Vorerkrankungen geschwächten Immunsystem. Vorsicht ist geboten. Konsequente Hygienemaßnahmen sind unerlässlich – für uns alle. Und doch tue ich mich schwer mit der Welle der Panik, die über uns hereinbricht und von der sich viele mitreißen lassen. Die Folgen einer sich anbahnenden „Massenhysterie“ wie es Panikforscher Dirk Helbing bezeichnet, sehen wir seit einigen Tagen landauf, landab in den Supermärkten, Apotheken und Drogerien. Die Menschen reagieren mit Hamsterkäufen. Leere Regale, wo sich sonst Toilettenpapier, Mehl und Konserven stapeln. Eine Freundin schickte mir vergangenes Wochenende Fotos und ein Video vom Kaufland in Steinheim, wo sich Einkaufswagen an Einkaufswagen reihte – von den Kassen bis zur Wursttheke. In manchen stapelten sich XXL-Packungen von WC-Papier. Im ersten Moment musste ich lachen. Im zweiten Moment war ich fassungslos.

Mundschutz und Co für die, die sie wirklich brauchen
Wirklich wütend machen mich aber die Hamsterkäufe von Mundschutz, Atemmasken und Desinfektionsmitteln. Denn sie führen dazu, dass diese dort knapp werden, wo man sie dringend braucht: in Kliniken und Arztpraxen. Das bestätigt ein Interview mit Dr. Annette Sattler in der Apothekenzeitung: Sie habe die Sorge, dass durch besagte Hamsterkäufe der Klinikbetrieb zum Erliegen komme, Operationen nicht mehr durchgeführt werden könnten, Frühchen und Intensivpatienten, die vor Infektionen geschützt werden müssen, wegen fehlender Schutzkleidung einem erhöhten Infektionsrisiko ausgesetzt würden. Und um den Irrsinn dann noch auf die Spitze zu treiben, klauen irgendwelche Idioten haufenweise Desinfektionsmittel aus Krankenhäusern.

Mensch Leute, hört auf damit!